Moskau 1953 – im Arbeiterparadies der Stalinzeit darf es offiziell keine Verbrechen geben und doch: Millionen leben in Angst… und der willkürliche Tod scheint nie weit weg zu sein. Als gefeierter Kriegsheld, der fest an die kommunistischen Ideale und die Zukunft seines Landes glaubt, konnte sich Geheimdienstoffizier Leo Demidow (Tom Hardy) eine Karriere aufbauen und seiner Familie einen bescheidenen Wohlstand sichern. Doch als die grausam zugerichtete Leiche des kleinen Sohnes eines Mitoffiziers aufgefunden wird und der offensichtliche Mord von Generalmajor Kuzmin (Vincent Cassell) zum Unfall erklärt wird, gerät Leos ganze Welt ins Wanken.
Als ein weiterer Mord an einem Kind geschieht und Leo gegen den Befehl seiner Vorgesetzten eigene Nachforschungen aufnimmt, sieht er sich schnell ins provinzielle Exil degradiert und schwebt plötzlich mit seiner Familie in tödlicher Gefahr… Der ihm einzig verbleibende rettende Ausweg ist die Mordserie gegen alle Widerstände der Behörden und trotz des widerstrebenden Misstrauens von Milizanführer Nesterow (Gary Oldman) möglichst schnell aufzudecken.
Doch schon bald findet sich Leo unerwartet während der Jagd nach dem Killer auf einer Reise in seine eigene dunkle Vergangenheit: Während sich die Intrigen seines ehrgeizigen Rivalen Wassili (Joel Kinnaman) wie eine Schlinge immer enger um seinen Hals legen, droht ihn ausgerechnet die Suche nach der Wahrheit immer weiter von seiner Frau und einzigen Verbündeten Raisa (Noomi Rapace) zu entfremden. Wem kann Leo nun noch vertrauen?
Mit KIND 44 bringt Regisseur Daniel Espinosa einen historischen Thriller über Macht, Liebe und Verrat in die Kinos, der zwar mit eindrucksvollen Bildern aufwartet, dabei die Handlung aber immer mal wieder aus den Augen verliert. So enthält die Suche nach dem Kindermörder diverse kleine, aber feine Logikfehler, die den Zuschauer kurz verwundert aufblicken lassen. Das ist schade, schließlich hat Espinosa sonst eigentlich an alles gedacht.
KIND 44 basiert auf dem 2008 erschienen Roman des britischen Schriftstellers Tom Rob Smith. Bereits kurz nach der Veröffentlichung bemühte sich Ridley Scott um die Verfilmung. Ursprünglich hatte Scott den Plan, den Film selbst umzusetzen, doch dann entdeckte er den Film EASY MONEY – SPÜR DIE ANGST des schwedischen Regisseurs Daniel Espinosa. Ihm gefiel der Film, der 2010 der erfolgreichste Film in Schweden hinter AVATAR war, und so dauerte es nicht lange, bis der Espinosa als Regisseur für KIND 44 verpflichtete.
Trotz des eigentlich verwirrenden Hauptplots um den Kindermörder geht es Espinosa jedoch in erster Linie gar nicht darum. Er wollte vielmehr die Grausamkeiten der Stalinzeit, die unwirtlichen Lebensbedingungen zu dieser Zeit und den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine verdeutlichen. Ein Thema, das angesichts der aktuellen Ereignisse eine unheimliche Brisanz aufweist.
Hätte sich Espinosa mehr um die Stringenz in der Erzählung bemüht, wäre KIND 44 sicherlich ein Meisterwerk geworden. So bleibt der Film nur ein interessanter, aber gut umgesetzter Thriller.
Child 44 (Tschechien / Großbritannien / Rumänien / USA 2015)
137 Minuten
Thriller
Daniel Espinosa
Richard Price, nach dem Roman von Tom Rob Smith
Tom Hardy, Noomi Rapace, Gary Oldman, Vincent Cassel, Joel Kinnaman, Jason Clarke, Charles Dance, Paddy Considine, Fares Fares, Josef Altin, Nikolaj Lie Kaas
Concorde Filmverleih GmbH