Interview mit Rosamund Pike

Am 5. August haben Simon Pegg, Rosamund Pike und Peter Chelsom den Film HECTORS REISE ODER DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK in Berlin vorgestellt. Wir haben die Gelegenheit genutzt, uns mit den beiden Schauspielern und dem Regisseur getroffen und mit ihnen über den Film gesprochen. 

Hochschwanger und in einem wunderschönen schwarzen Kleid begrüßt uns Rosamund Pike zum Gruppeninterview im Berliner Hotel Waldorf Astoria, direkt gegenüber vom Zoo-Palast, in dem am Abend die Deutschland-Premiere des Filmes stattfinden wird.

Herzlich Willkommen in Berlin! Man sagt, dass Sie fließend Deutsch sprechen. Stimmt das? 

Das stimmt leider nicht und ich fühle mich wie eine Versagerin. Ich muss das unbedingt ändern lassen, denn jedes Mal wenn ich mit jemandem spreche, muss ich das klarstellen und mein Gegenüber enttäuschen.

Waren Sie denn früher einmal in der Lage, Deutsch zu sprechen?

Nein, niemals!

Also lügt das Internet.

Glauben Sie mir, das Internet lügt ein ganze Menge!

Herzlichen Glückwunsch im Übrigen zu dieser Rolle. Wahrscheinlich ist jede andere Schauspielerin neidisch auf Sie, denn diese Geschichte ist einfach wundervoll.

Ja, das war schon eine gute Fügung. Zum Glück haben wir es mit einem Regisseur zu tun, der selbst auswählt und nicht irgendwelchen politischen Wünschen von Produzenten oder Verleihern ausgeliefert ist.

Was macht Sie persönlich glücklich?

Ich bin in der Tat sehr glücklich, denn mein Job füllt mich vollkommen aus und ich habe eine wundervolle Familie. Es ist gut, wenn Du Deinen Platz in der Welt kennst, das zu schätzen weißt und Dir nicht zu viele Sorgen machen musst. Aber Glück umfasst viele Bestandteile des Lebens, wie Chaos, Wut, Traurigkeit und Angst. Genau das ist ja auch die Botschaft des Filmes. Der Moment, in dem Hector und Clara am glücklichsten sind, nagt zur gleichen Zeit an ihm. Es ist dieser wohlschmeckende Cocktail menschlicher Emotionen, die alle umher schweben und die die unterschiedlichsten Gefühle auslösen. Der menschliche Körper ist chemisch betrachtet unglaublich faszinierend und als Schauspieler muss man damit arbeiten und mit den Gefühlen experimentieren. Ich glaube, dass der menschliche Körper beim Schauspielen dieselben Stoffe produziert, als wenn man diese Dinge wirklich erlebt. Deshalb ist das ja auch ein dermaßen interessanter Job. Wenn Du eine Szene drehst, in der Du wütend bist, dann spürst Du oftmals am nächsten Tag eine Art Kater, weil in Deinem Kopf immer noch eine gewissen Verbitterung vorherrscht. Und wenn Du eine Liebesszene drehst, dann spürst Du eine Art Leuchten in Dir. Ich liebe diesen Teil des Jobs.

Waren Sie vielleicht in einem gewissen Sinne unglücklich, dass Simon Pegg diese Weltreise machen durfte und Sie quasi zu Hause bleiben mussten?

Oh ja, und ich hatte das ja schon einmal als ich den James Bond Film gedreht habe. Ich hatte das Gefühl, dass alle um die Welt reisen, aber ich England niemals verlasse.

Wohin wären Sie denn gereist, wenn Sie persönlich diese Weltreise hätten machen dürfen?

Nun, ich war noch nie in Südamerika und würde vermutlich in Brasilien starten und dann weiter nach Patagonien reisen. Ich war bereits in China, Kambodscha und Thailand, aber auch noch nie in Russland oder Neuseeland. Dafür habe ich bereits viele Roadtrips durch Amerika gemacht, was mir sehr gut gefallen hat. Das Reisen ist schon eine wundervolle Art von Freiheit, aber Du wirst Dich niemals gut fühlen, wenn Du nur vor irgendetwas davonläufst.

Was bedeutet es Ihnen, dass Sie einmal ein Bond Girl gewesen sind?

Ich hoffe, dass es meinem Sohn irgendwann einmal gefallen wird. Es war schon eine tolle Sache, das gemacht zu haben. So wie auch Simon Pegg ein Teil von Star Trek ist, ist es allgemein toll, in einem solchen Club Mitglied zu sein. Ich bin durchaus stolz darauf, denn es sind wunderbare Filme und die Tatsache, dass es sie immer noch gibt, zeigt doch, was für tolle Charaktere das sind. Ich weiß nicht, ob es meiner Karriere geholfen oder geschadet hat, aber es hat sie auf jeden Fall nicht gestartet. Wenn die Menschen an die Rolle eines Bond Girls denken, dann vermuten sie meist, dass man sich selbst spielt. Aber das ist nicht so. Es ist genauso eine Rolle wie jede andere auch. Ich war damals 23, sah aus wie 30 und niemand wusste, was noch in dieser Figur steckte. Denn über viele Jahre wurden die Darsteller dieser Rolle nicht zwingend wegen ihrer schauspielerischen Leistungen ausgewählt.

Peter Chelsom scheint einer der feinsten Menschen in diesem Business zu sein. Wie war die Arbeit mit ihm?

Oh ja, er ist ein absoluter Gentleman und es ist toll, mit ihm zu arbeiten. Er ist äußerst umgänglich und freundlich. Ich hatte das Glück, schon mit sehr vielen tollen Menschen arbeiten zu dürfen. Es hat alles irgendwie mit dem Regisseur zu tun. Du kannst mit noch so vielen tollen Schauspielern zusammenarbeiten, aber wenn der Regisseur nicht gut ist, dann wird auch der Film nicht gut werden.

Hilft es denn, wenn man mit einem Schauspieler zusammenarbeitet, mit dem man bereits zuvor gedreht hat, so wie in Ihrem Fall mit Simon Pegg?

Ja, das ist wundervoll! Wir können uns viel schneller verständigen, was immens hilfreich war für den Film und die Beziehung darin. Man versucht immer, möglichst schnell mit jemandem Intimität herzustellen, besonders wenn er Deinen Ehemann spielt und Du ihn vielleicht gerade mal vier Tage zuvor zum ersten Mal getroffen hast. Zwischen Simon und mir gibt es eine gewisse Vertrautheit und Behaglichkeit und ich vertraue ihm. Daher hat mir das wirklich viel Spaß bereitet. Ich würde gerne wieder mit ihm zusammenarbeiten, denn ich mag das wirklich sehr.

Wie würden Sie persönlich reagieren, wenn Ihr Ehemann sie plötzlich verlassen würde, um auf einer Weltreise nach dem Glück zu suchen?

Das würde mir ziemlich verdächtig vorkommen. Clara sagt im Film eigentlich ganz gut, was ich auch fühle. Er fragt sie, ob sie noch da sein wird, wenn er zurückkommt, woraufhin Sie ihn fragt, wie lange er denn weg sein wird. Als er antwortet, dass er das nicht wisse, entgegnet sie ihm „Dann kann ich auch die Frage nicht beantworten, oder?“ Das ist doch ehrlich, oder etwa nicht? Man weiß es eben nicht. Natürlich hängt das auch von der Beziehung ab. Wenn man verheiratet ist, reagiert man vielleicht anders darauf.

Waren Sie schon einmal eine dieser Personen wie die Rolle von Veronica Ferres, die mehr über die Zukunft wissen, als andere?

Sie meinen ein Medium? Oh nein, definitiv nicht. Mir gefällt die Vorstellung auch überhaupt nicht und ich finde das sehr unangenehm. Aber im Film ist das sehr amüsant, aber ich halte nichts von Handlesen oder Tarot-Karten.

Glauben Sie denn an solche Dinge?

Es steht mir eigentlich nicht zu, das zu beantworten. Ich könnte jetzt „nein“ sagen, aber da ich noch nie bei einem solchen Menschen war, habe ich keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Ich bin aber auch nicht so sehr daran interessiert, meine Zukunft zu kennen. Früher oder später müssen wir uns der Frage stellen, ob diese Gentests irgendwann so präzise werden, dass wir im Alter von 20 sagen können, wann und in welchem Maße wir bestimmte Krankheiten bekommen. Werden wir das akzeptieren oder nicht? Und was bedeutet das für unser Glücklichsein, wenn wir wissen, dass wir mit 52 an Krebs erkranken werden. Macht das Dein Leben für die nächsten 30 Jahre besser bis Du in den Fünfzigern bist? Ich weiß es nicht. Niemand weiß das, aber wir müssen in einer Welt der Wissenschaft damit umgehen.

Haben Sie denn Angst vor Krankheiten oder vor dem Tod?

Hat nicht jeder davor Angst? Glücklich zu sein ist natürlich unweigerlich mit der Gesundheit verbunden. Wir sind, gerade in der westlichen Welt, so sehr mit unserem Verstand befasst, das wir das Glück, gesund oder fit zu sein, vergessen, wenn wir über Glück sprechen. Die Endorphine, die entstehen, wenn wir Sport treiben, sind doch ein legales Rauschmittel, oder? Ein Zustand der Hochstimmung, den die Menschen gerne vergessen, wenn sie üer Glück sprechen. Aber ist Glück gleichzusetzen mit Vergnügen? Ich weiß es nicht.

Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie das Script gelesen haben?

Ich habe es geliebt! Ich dachte „Das ist ein äußerst bezauberndes Drehbuch. Ich weiß genau, wie ich diese Rolle spielen muss“. Ich mochte diese Frau und mir gefiel diese Reise. Das war ja auch keine große Verpflichtung für mich, denn es war ja nur eine kleine Rolle in einem tollen Film. Dazu sagt man sehr einfach „ja“. Man opfert ja nicht ein halbes Jahr, sondern vielleicht zwei oder drei Wochen. Mir gefiel, wie Peter Chelsom sich der Sache angenommen hatte und ich wusste bereits, dass Simon dabei sein würde. Mir war klar, dass er darin großartig sein würde, denn er hat die Gabe, dieser kleine Junge sein zu können.

Kannten Sie den Roman zuvor?

Nein, aber ich glaube, seine Role ist auch nicht ganz so wie die Figur im Buch.


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