Interview mit Rosamund Pike

Am 5. August haben Simon Pegg, Rosamund Pike und Peter Chelsom den Film HECTORS REISE ODER DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK in Berlin vorgestellt. Wir haben die Gelegenheit genutzt, uns mit den beiden Schauspielern und dem Regisseur getroffen und mit ihnen über den Film gesprochen. 

Hochschwanger und in einem wunderschönen schwarzen Kleid begrüßt uns Rosamund Pike zum Gruppeninterview im Berliner Hotel Waldorf Astoria, direkt gegenüber vom Zoo-Palast, in dem am Abend die Deutschland-Premiere des Filmes stattfinden wird.

Herzlich Willkommen in Berlin! Man sagt, dass Sie fließend Deutsch sprechen. Stimmt das? 

Das stimmt leider nicht und ich fühle mich wie eine Versagerin. Ich muss das unbedingt ändern lassen, denn jedes Mal wenn ich mit jemandem spreche, muss ich das klarstellen und mein Gegenüber enttäuschen.

Waren Sie denn früher einmal in der Lage, Deutsch zu sprechen?

Nein, niemals!

Also lügt das Internet.

Glauben Sie mir, das Internet lügt ein ganze Menge!

Herzlichen Glückwunsch im Übrigen zu dieser Rolle. Wahrscheinlich ist jede andere Schauspielerin neidisch auf Sie, denn diese Geschichte ist einfach wundervoll.

Ja, das war schon eine gute Fügung. Zum Glück haben wir es mit einem Regisseur zu tun, der selbst auswählt und nicht irgendwelchen politischen Wünschen von Produzenten oder Verleihern ausgeliefert ist.

Was macht Sie persönlich glücklich?

Ich bin in der Tat sehr glücklich, denn mein Job füllt mich vollkommen aus und ich habe eine wundervolle Familie. Es ist gut, wenn Du Deinen Platz in der Welt kennst, das zu schätzen weißt und Dir nicht zu viele Sorgen machen musst. Aber Glück umfasst viele Bestandteile des Lebens, wie Chaos, Wut, Traurigkeit und Angst. Genau das ist ja auch die Botschaft des Filmes. Der Moment, in dem Hector und Clara am glücklichsten sind, nagt zur gleichen Zeit an ihm. Es ist dieser wohlschmeckende Cocktail menschlicher Emotionen, die alle umher schweben und die die unterschiedlichsten Gefühle auslösen. Der menschliche Körper ist chemisch betrachtet unglaublich faszinierend und als Schauspieler muss man damit arbeiten und mit den Gefühlen experimentieren. Ich glaube, dass der menschliche Körper beim Schauspielen dieselben Stoffe produziert, als wenn man diese Dinge wirklich erlebt. Deshalb ist das ja auch ein dermaßen interessanter Job. Wenn Du eine Szene drehst, in der Du wütend bist, dann spürst Du oftmals am nächsten Tag eine Art Kater, weil in Deinem Kopf immer noch eine gewissen Verbitterung vorherrscht. Und wenn Du eine Liebesszene drehst, dann spürst Du eine Art Leuchten in Dir. Ich liebe diesen Teil des Jobs.

Waren Sie vielleicht in einem gewissen Sinne unglücklich, dass Simon Pegg diese Weltreise machen durfte und Sie quasi zu Hause bleiben mussten?

Oh ja, und ich hatte das ja schon einmal als ich den James Bond Film gedreht habe. Ich hatte das Gefühl, dass alle um die Welt reisen, aber ich England niemals verlasse.

Wohin wären Sie denn gereist, wenn Sie persönlich diese Weltreise hätten machen dürfen?

Nun, ich war noch nie in Südamerika und würde vermutlich in Brasilien starten und dann weiter nach Patagonien reisen. Ich war bereits in China, Kambodscha und Thailand, aber auch noch nie in Russland oder Neuseeland. Dafür habe ich bereits viele Roadtrips durch Amerika gemacht, was mir sehr gut gefallen hat. Das Reisen ist schon eine wundervolle Art von Freiheit, aber Du wirst Dich niemals gut fühlen, wenn Du nur vor irgendetwas davonläufst.

Was bedeutet es Ihnen, dass Sie einmal ein Bond Girl gewesen sind?

Ich hoffe, dass es meinem Sohn irgendwann einmal gefallen wird. Es war schon eine tolle Sache, das gemacht zu haben. So wie auch Simon Pegg ein Teil von Star Trek ist, ist es allgemein toll, in einem solchen Club Mitglied zu sein. Ich bin durchaus stolz darauf, denn es sind wunderbare Filme und die Tatsache, dass es sie immer noch gibt, zeigt doch, was für tolle Charaktere das sind. Ich weiß nicht, ob es meiner Karriere geholfen oder geschadet hat, aber es hat sie auf jeden Fall nicht gestartet. Wenn die Menschen an die Rolle eines Bond Girls denken, dann vermuten sie meist, dass man sich selbst spielt. Aber das ist nicht so. Es ist genauso eine Rolle wie jede andere auch. Ich war damals 23, sah aus wie 30 und niemand wusste, was noch in dieser Figur steckte. Denn über viele Jahre wurden die Darsteller dieser Rolle nicht zwingend wegen ihrer schauspielerischen Leistungen ausgewählt.

Peter Chelsom scheint einer der feinsten Menschen in diesem Business zu sein. Wie war die Arbeit mit ihm?

Oh ja, er ist ein absoluter Gentleman und es ist toll, mit ihm zu arbeiten. Er ist äußerst umgänglich und freundlich. Ich hatte das Glück, schon mit sehr vielen tollen Menschen arbeiten zu dürfen. Es hat alles irgendwie mit dem Regisseur zu tun. Du kannst mit noch so vielen tollen Schauspielern zusammenarbeiten, aber wenn der Regisseur nicht gut ist, dann wird auch der Film nicht gut werden.

Hilft es denn, wenn man mit einem Schauspieler zusammenarbeitet, mit dem man bereits zuvor gedreht hat, so wie in Ihrem Fall mit Simon Pegg?

Ja, das ist wundervoll! Wir können uns viel schneller verständigen, was immens hilfreich war für den Film und die Beziehung darin. Man versucht immer, möglichst schnell mit jemandem Intimität herzustellen, besonders wenn er Deinen Ehemann spielt und Du ihn vielleicht gerade mal vier Tage zuvor zum ersten Mal getroffen hast. Zwischen Simon und mir gibt es eine gewisse Vertrautheit und Behaglichkeit und ich vertraue ihm. Daher hat mir das wirklich viel Spaß bereitet. Ich würde gerne wieder mit ihm zusammenarbeiten, denn ich mag das wirklich sehr.

Wie würden Sie persönlich reagieren, wenn Ihr Ehemann sie plötzlich verlassen würde, um auf einer Weltreise nach dem Glück zu suchen?

Das würde mir ziemlich verdächtig vorkommen. Clara sagt im Film eigentlich ganz gut, was ich auch fühle. Er fragt sie, ob sie noch da sein wird, wenn er zurückkommt, woraufhin Sie ihn fragt, wie lange er denn weg sein wird. Als er antwortet, dass er das nicht wisse, entgegnet sie ihm „Dann kann ich auch die Frage nicht beantworten, oder?“ Das ist doch ehrlich, oder etwa nicht? Man weiß es eben nicht. Natürlich hängt das auch von der Beziehung ab. Wenn man verheiratet ist, reagiert man vielleicht anders darauf.

Waren Sie schon einmal eine dieser Personen wie die Rolle von Veronica Ferres, die mehr über die Zukunft wissen, als andere?

Sie meinen ein Medium? Oh nein, definitiv nicht. Mir gefällt die Vorstellung auch überhaupt nicht und ich finde das sehr unangenehm. Aber im Film ist das sehr amüsant, aber ich halte nichts von Handlesen oder Tarot-Karten.

Glauben Sie denn an solche Dinge?

Es steht mir eigentlich nicht zu, das zu beantworten. Ich könnte jetzt „nein“ sagen, aber da ich noch nie bei einem solchen Menschen war, habe ich keine Ahnung. Ich weiß es nicht. Ich bin aber auch nicht so sehr daran interessiert, meine Zukunft zu kennen. Früher oder später müssen wir uns der Frage stellen, ob diese Gentests irgendwann so präzise werden, dass wir im Alter von 20 sagen können, wann und in welchem Maße wir bestimmte Krankheiten bekommen. Werden wir das akzeptieren oder nicht? Und was bedeutet das für unser Glücklichsein, wenn wir wissen, dass wir mit 52 an Krebs erkranken werden. Macht das Dein Leben für die nächsten 30 Jahre besser bis Du in den Fünfzigern bist? Ich weiß es nicht. Niemand weiß das, aber wir müssen in einer Welt der Wissenschaft damit umgehen.

Haben Sie denn Angst vor Krankheiten oder vor dem Tod?

Hat nicht jeder davor Angst? Glücklich zu sein ist natürlich unweigerlich mit der Gesundheit verbunden. Wir sind, gerade in der westlichen Welt, so sehr mit unserem Verstand befasst, das wir das Glück, gesund oder fit zu sein, vergessen, wenn wir über Glück sprechen. Die Endorphine, die entstehen, wenn wir Sport treiben, sind doch ein legales Rauschmittel, oder? Ein Zustand der Hochstimmung, den die Menschen gerne vergessen, wenn sie üer Glück sprechen. Aber ist Glück gleichzusetzen mit Vergnügen? Ich weiß es nicht.

Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie das Script gelesen haben?

Ich habe es geliebt! Ich dachte „Das ist ein äußerst bezauberndes Drehbuch. Ich weiß genau, wie ich diese Rolle spielen muss“. Ich mochte diese Frau und mir gefiel diese Reise. Das war ja auch keine große Verpflichtung für mich, denn es war ja nur eine kleine Rolle in einem tollen Film. Dazu sagt man sehr einfach „ja“. Man opfert ja nicht ein halbes Jahr, sondern vielleicht zwei oder drei Wochen. Mir gefiel, wie Peter Chelsom sich der Sache angenommen hatte und ich wusste bereits, dass Simon dabei sein würde. Mir war klar, dass er darin großartig sein würde, denn er hat die Gabe, dieser kleine Junge sein zu können.

Kannten Sie den Roman zuvor?

Nein, aber ich glaube, seine Role ist auch nicht ganz so wie die Figur im Buch.


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Sie zählen zu den Schauspielerinnen, die auch gerne mal am Theater arbeiten. Werden Sie vielleicht bald wieder einmal auf der Bühne stehen?

Nein, aktuell nicht. Ich hatte in letzter Zeit so viel Spaß daran, Filme zu drehen, dass ich die Menschen, mit denen ich das mache, sehr ins Herz geschlossen habe. Ich möchte jetzt keine Art „Revival“ machen, sondern eher etwas Neues, etwas Modernes. In London gibt es gerade diese wundervolle Stück mit dem Titel „Jerusalem“ und das ist so unglaublich innovativ und neu, dass es wirklich ergreifend war. So etwas würde ich gerne machen.

Gibt es irgendwelche Aspekte an der Schauspielerei, die Sie nicht mögen?

(überlegt lange) Ich glaube, ich bin zwar bereit dafür, im Zentrum einer großen Produktion zu stehen, aber nur, wenn es darum geht, die Rolle zu spielen, nicht wenn es um diese ganze Öffentlichkeitsarbeit geht. Ich finde das nicht allzu angenehm. Ich bin sehr selbstsicher, wenn es um meine Darstellung geht, aber ich fühle mich unwohl dabei, eine öffentliche Person zu sein.

Hatten Sie immer den Wunsch, Schauspielerin zu werden?

Ja, ich wusste immer, dass ich genau das bin. Das ist zwar keine Lebensanschauung, aber Du weisst, dass Du Menschen zum Lachen bringen, sie amüsieren und unterhalten kannst. Es gab nie einen Zeitpunkt, zu dem ich das Konzept nicht verstanden hätte, eine Schsupielerin zu sein und wusste immer, dass es das ist, was ich sein wollte. Das klingt vielleicht seltsam, aber das konnte ich wirklich nicht.

Gibt es vielleicht einen Film, der Sie beeinflusst hat?

Nein, kein Film. Wir hatten überhaupt keinen Fernseher, also habe ich auch keine Filme gesehen. Ich habe eigentlich nie an eine Karriere im Film gedacht. Ich kannte keine Filme und ich verstand sie nicht. Ich habe nur das Theater verstanden, was sehr seltsam war. Ich musste dann natürlich unheimlich viel nachholen und es gibt nach wie vor große Lücken in meinem Filmwissen.

Ihre Eltern sind beide Musiker. Wäre es da nicht eigentlich logisch gewesen, dass auch Sie eine Musikerin geworden wären?

Nein, ich mag mich nicht durch Musik ausdrücken.

Aber Sie spielen doch Cello, oder?

Ja, aber das ist trotzdem nicht die Art und Weise, wie ich mich ausdrücken möchte.

Also stand eine musikalische Karriere niemals zur Debatte?

Nein, zu keinem Zeitpunkt.

Ist es denn für Sie in Ordnung, dass Sie in der nächsten Zeit sicherlich ein wenig mit der Schauspielerei pausieren müssen, weil Sie ja Mutter werden?

Ich glaube nicht, dass ich das muss. Ich habe ja bereits einen Sohn und trotzdem habe ich im letzten Jahr mehr gearbeitet, als jemals zuvor in meinem Leben. Ich weiß nicht, ob es das Bedürfnis ist, Essen auf dem Tisch zu haben, aber ich hatte das beste Jahr meiner Karriere. Ich kann das kommende Jahr also kaum erwarten!

Wie alt ist Ihr Sohn jetzt?

Er ist zwei und der nächste kommt im November. Also werde ich wahrscheinlich schon im kommenden Jahr wieder voll einsatzfähig sein.

War das ein Zufall oder wie kam es zu diesem Karriereschub direkt nach der Geburt?

Ich weiß auch nicht warum. Ich glaube, Mutter zu werden kann Dich auf geheimnisvolle Art und Weise verändern. Ich möchte gute Dinge aber auch nicht überanalisieren. Es war aber eine bewusste Entscheidung, nach diesem Film, Gone Girl und einer weiteren britischen Komödie Mutter zu werden. Ich glaube aber leider nicht, dass die Komödie WHAT WE DID ON OUR HOLIDAY jemals hier in Deutschland zu sehen sein wird, obwohl sie zauberhaft improvisiert ist. (Anmerkung: Der Film wird am 20.11.2014 von Tobis in die deutschen Kinos gebracht.) Alle drei Filme kommen nun fast gleichzeitig in die britischen Kinos und so habe ich es als sehr interessant empfunden, diese drei sehr unterschiedlichen Filme in das Bewusstsein der Welt zu entlassen und dann zu sehen, was die Menschen danach aus mir machen möchten. Jetzt nehme ich eine kurze Pause, bekomme mein Baby und schaue dann, was auf mich zu kommt. Aber ich glaube, dass das sehr interessant werden wird.

Kann man eigentlich ernst bleiben, wenn man mit einem so lustigen Menschen wie Simon Pegg zusammenarbeitet?

Aber selbstverständlich! Natürlich ist er lustig – und wundervoll! Ich glaube, dass auf einem Komiker ein ziemlich hoher Druck lastet, wenn die Leute ihn in einem Film sehen, der viel dramatischer ist. Im Nachhinein denken sie vielleicht, dass der Film nicht so gut war, weil sie weniger gelacht haben, als in früheren Filmen. Er sagt dazu nur „Pech gehabt“, denn er möchte gerne lustige und ernste Rollen spielen. Er ist ein wirklich guter Schauspieler.

Sie waren damals sehr überrascht über ihre Rolle in dem James Bond Film, wie ich gelesen habe. Ich vermute, dass Sie auch sehr überrascht über die Rolle in GONE GIRL waren. War das von Anfang an klar oder mussten Sie stark für diese Rolle kämpfen?

Es ist niemals eine Überraschung, dass man eine bestimmte Rolle angeboten bekommen, sondern vielmehr, dass bestimmte Menschen Sie auf ihrem Radar haben. Wenn man eine Rolle erst einmal haben will, dann arbeitet man auch verdammt hart daran, diese zu bekommen. Es gab keinen mysteriösen Anruf von David Fincher nach dem Motto „Möchtest Du Amy spielen?“. Es steckt eine Menge Arbeit drin, aber die größte Überraschung ist, dass jemand auf Dich aufmerksam geworden ist. Dass jemandem Deine Arbeit aufgefallen ist, das ist das Besondere.

Sind Sie manchmal auch nervös, wenn Sie mit großen Regisseuren wie Peter Chelsom oder David Fincher arbeiten?

Nein, denn es ist viel Nerven aufreibender, mit einem schlechten Regisseur zu arbeiten. Das einzige Mal, als ich mich unwohl gefühlt habe, war während der Arbeit mit einem Regisseur, der nicht wusste, was zur Hölle ich überhaupt tue. Genau dann fühlt man sich ängstlich, aber eben nicht, wenn man sich in den Händen eines Meisters befindet.

Was haben Sie getan, als sie erkannt haben, dass der Regisseur, mit dem Sie gearbeitet haben, kein guter Regisseur war?

Es gibt eigentlich nichts, was man dann tun kann, außer weiter zu machen und Deinem Blick auf jeden Aspekt der Produktion zu richten. Wenn der Job dann erledigt ist und jemand zu Dir kommt und sagt, dass es unglaublich ist, wie Du auf bestimmte Dinge geachtet hast, dann kann ich nur erwidern: „Glaub‘ mir, das wollte ich gar nicht. Ich wollte eigentlich nur meinen Job erledigen und nicht den eines anderen.“ Aber was soll‘s.

Können Sie sich vorstellen, selbst irgendwann einmal Regie zu führen?

Vielleicht. Vielleicht wenn ich mit genügend guten Menschen gearbeitet habe und sie beobachtet habe. Aber ehrlich gesagt muss man dafür schon eine Art Visionär sein, so wie die vielen, guten Regisseure, mit denen ich bislang zusammengearbeitet habe. Die Art und Weise, wie z.B. David Fincher oder Edgar Wright den Film in ihrem Kopf sehen, ist phänomenal – sie haben einfach eine vollkommen andere Art von Vorstellungskraft. Sie sehen das alles auf eine visuelle Art und Weise und das tue ich nicht. Ich glaube nicht, dass ein guter Schauspieler automatisch ein guter Regisseur ist. Einige können das durchaus, wie z.B. Ben Affleck. Aber das ist nun mal eine vollkommen andere Disziplin. Je mehr Du mit den Allerbesten arbeist, desto mehr erkennst Du, wie außergewöhnlich es ist.

Ist denn schwierig für Sie, wieder an die Theaterbühne zurückzukehren?

Nein, keinesfalls. Ich fühle mich auf der Bühnen vollkommen zu Hause, denn dort bin ich aufgewachsen. Ich fühle mich dort wirklich absolut wohl. Ich glaube nicht, dass ich jemals nicht in der Lage sein werde, auf einer Bühne zu spielen.

Können Sie sich noch an das Gefühl erinnern, als Sie ihren ersten Film gesehen haben?

Ich habe damals E.T. gesehen. Das war definitiv der erste Film, den ich gesehen habe und nach wie vor ist das einer meiner Lieblingsfilme. Steven Spielberg spielt darin so wunderschön mit Zauberei und Märchen.

Wie alt waren Sie da?

Wann kam der Film raus? 1983? Da war ich dann gerade mal vier Jahre alt.

Gab es irgendwann im Laufe Ihrer Karriere einmal einen Zeitpunkt, an dem Sie gemerkt haben, dass Ihre Entscheidung, Schauspielerin zu werden, die richtige war?

Nein, nicht wirklich. Es gibt natürlich immer die Angst, dass mann keinen weiteren Job bekommt, denn man hat ja in dem Sinne keinen garantierten Arbeitsplatz. Es gab sicherlich Zeitpunkte, wo ich viel Erfolg hatte und es danach weniger wurde. Damit kann man dann sehr schwer umgehen und es ist nicht einfach, so zu navigieren. Momentan erlebe ich eine Zeit, zu der alle Leute an meiner Arbeit interessiert sind aber zum Glück kenne ich auch die andere Seite. So sehe ich das alles ziemlich real und bin nicht davon verführt. Ich glaube keinesfalls, dass sich das niemals ändern wird. Es geht immer bergauf und bergab, bergauf und bergab. Man hofft nur, dass man auf dem Weg eine gewisse Kontinuität behält und die Menschen immer gut behandelt. Man sagt nicht umsonst, dass man nett zu den Menschen auf dem Weg zur Spitze sein soll, denn man trifft sie bestimmt wieder, wenn es mal bergab geht.


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Wie behalten Sie denn Ihre Motivation in Momenten des Tiefs?

Einfach immer daran glauben, dass man es schaffen wird, dass Du es in Dir hast. Und dass Dir früher oder später jemand die Gelegenheit geben wird, das zu beweisen. Auf einmal kommt aus dem Nichts ein Angebot und ich stehe auf der Bühne zusammen mit Judy Dench. Das war wirklich unglaublich! Am Ende ist es immer ziemlich faszinierend.

Wie kam es, dass Sie zu Hause keinen Fernseher hatten? Waren Ihre Eltern dagegen?

Wir hatten ein Haus in London, wo wir schon einen Fernseher hatten, aber in unserem Haus auf dem Land hatten wir keinen. Ich vermute, dass meine Eltern einfach die TV-Lizenz dafür nicht bezahlen wollten. Sie dachten vermutlich, dass das eine Rechnung sei, die man vermeiden konnte.

Würden Sie Ihren Kindern erlauben, Schauspieler zu werden?

Aber selbstverständlich! Das ist schließlich ein wunderbares Leben! Ich hoffe nur, dass Sie dann auch gut darin sind, denn es ist sehr elendig, wenn Du so etwas leidenschaftlich machen möchtest, aber einfach nicht gut bist. Ja, ich würde es lieben, wenn Sie das machen wollen würden, denn ich liebe diesen Job und ich liebe Schauspieler.

Wie wichtig ist es, Erfolg zu haben?

Sie meinen damit wahrscheinlich, glücklich zu sein, oder? Direkt nach dem Bond-Film habe ich am Royal Court in London Theater gespielt und ich war definitiv jeden Tag im Bus auf dem Weg zum Theater glücklicher, als auf dem Flug erster Klasse rund um die Welt zum Bond-Dreh. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie war das authentischer, vermute ich. James Bond war fantastisch und aufregend, aber das Theater war im Gegensatz dazu echtes Futter für die Seele. Du weißt eben, wer Du bist, und wer nicht. Diese glamourösen Dinge können viel Spaß machen, aber im Innern weißt Du genau, wer Du eigentlich bist.

Sie sagten, dass Sie noch niemals Shakespeare gespielt haben.

Doch das habe ich, aber das war bereits während meines Studiums.

Aber seitdem nicht mehr?

Ich wurde bislang einfach noch nicht danach gefragt. Ich habe meinen Agenten kennengelernt, als ich gerade „Romeo und Julia“ gespielt habe und jedes Mädchen ist glücklich, wenn Sie Julia spielen darf. Das ist eine tolle Geschichte. Aber ich glaube, dass die Zeit irgendwann kommen wird.

Vielleicht hat Shakespeare einfach nicht so viele gute Frauenrollen geschrieben?

Oh das hat er doch! Es gibt unglaublich viele, gute Frauenrollen, wie z.B. Viola, Rosalinde oder Lady MacBeth

Glauben Sie denn, dass es in der Filmbranche genügend weibliche Hauptrollen gibt?

Nein, und jeder weiß das. Diese Frage hört man immer wieder. Eigentlich ist es verrückt, dass wir uns diese Frage immer und immer wieder stellen müssen. Einem Mann würde man diese Art von Frage niemals stellen. Das ist lästig, obwohl es eine durchaus berechtigte Frage ist. Obwohl es immer mehr weibliche Produzenten gibt. So wurde GONE GIRL z.B. von Reese Witherspoon produziert. Sie hat das Buch entdeckt und gesagt, dass das unbedingt irgendwer verfilmen muss. Man braucht also eine Schauspielerin, um eine tolle Rolle für eine andere Schauspielerin zu finden. Das ist sehr interessant, oder nicht? Manchmal arbeitet man mit anderen Schauspielerinnen und denkt: „Wir müssen unbedingt wieder zusammen drehen“.

Es kursieren derzeit Gerüchte, dass es im neuen Ghostbusters-Film um weibliche Geisterjäger gehen wird.

Wirklich? Davon habe ich noch nichts gehört.

Gab es in den letzten zwei oder drei Jahren irgendwelche Filme, die Sie beeindruckt haben?

Ja, mir hat ein Film gefallen, der aber leider nicht so vielen anderen gefallen hat: RUSH (Anm.: handelt von dem Duell zwischen den Rennfahrern Nicki Lauda und James Hunt). Der Film war einfach so toll und ich mochte es sehr, in eine Welt gezopen zu werden, von der ich überhaupt nichts wusste. Mir haben die Charaktere gefallen und was im Film über Rivalität, Leidenschaft und Ehrgeiz gesagt wurde. Ich habe den Film wirklich geliebt und verstehe nicht, warum er nicht erfolgreicher war. Die Performance von Daniel Brühl war im Übrigen die Beste, die ich in vielen Jahren gesehen habe. Ich war wirklich extrem begeistert davon und fand ihn so gut. Ich war wirklich schwer beeindruckt von ihm und der Figur. Ich mag Menschen, die es nicht darauf anlegen, gemocht zu werden.

Außerdem hat mir noch ZERO DARK THIRTY sehr gut gefallen. Jessica Chastain war darin wirklich unglaublich faszinierend.

Zum Abschluss dieses Interviews: Gibt es irgendetwas, dass Sie hier in Berlin noch machen möchten?

Ich bin zum ersten Mal in Berlin und ich würde so gerne in diese Stadt eintauchen und meine Hände schmutzig machen, aber leider habe ich dafür einfach keine Zeit. Ich würde aber gerne einmal richtig nach Berlin zurück kommen. Ich kann eigentlich gar nicht glauben, dass ich noch niemals hier war. Aber heute wird das ganz sicher nicht passieren.

Vielen Dank für das Interview.

 

Das Interview haben wir mit Rosamund Pike am Dienstag, dem 5. August 2014 in Berlin im Rahmen der Deutschlandpremiere des Filmes HECTORS REISE ODER DIE SUCHE NACH DEN GLÜCK geführt.


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