Ice Aged

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Natürlich schielt der Filmtitel auf den fast gleichlautenden Animationsklassiker über die gemeinsamen Abenteuer eines Mammuts, eines Riesenfaultiers und eines Säbelzahntigers während der Eiszeit. Doch im Dokumentarfilm ICE AGED von Alexandra Sell geht es um ältere Menschen, die ihre Liebe zum Eiskunstlauf nie verloren haben. Wie bizarr ist das denn?

Im Zentrum des Films steht die Weltmeisterschaft im Hobby-Eiskunstlauf, die alljährlich im bayerischen Oberstdorf ausgetragen wird. Die in Hamburg geborene Regisseurin hatte sechs Protagonist:innen ausgewählt und über mehrere Jahre begleitet. Sie beschreibt deren Alltag, ihre Schicksalsschläge, ihren Mut und unbändigen Willen, ihre Träume und Sehnsüchte. Und immer steht der Eiskunstlauf im Mittelpunkt.

Wir erleben die 77-jährige Niederländerin Toos, die sich seit ihrer Kindheit nichts sehnlicher wünschte als ein Paar Schlittschuhe; Elena, eine couragierte Ingenieurin, die in der Sowjetunion aufwuchs, ihr Leben lang gegen Widerstände in einer männerdominierten Welt kämpfte und spät zum Schlittschuh kam; Roland, der als Jugendlicher auf einer Eisbahn in West-Berlin entdeckt wurde, aber erst 50 Jahre später wieder seine Schlittschuhe anzog; und die renommierte Preisrichterin Sissy, die zwar längst in Rente ist, für die Hobby-WM aber noch einmal Punkte vergeben durfte.

Dieses Langzeitprojekt von Alexandra Sell ist eine Liebeserklärung an den Seniorensport. Wie für jeden Film über ältere Menschen gilt auch hier: Es ist nie zu spät, und man ist nie zu alt, um seine Träume wahr werden zu lassen. Aber ein bisschen weniger niedlich und putzig hätte es schon sein können. Und warum ist ICE AGED 114 (!) Minuten lang?