Hundschuldig

13.02.2025

In ihrem Regiedebüt HUNDSCHULDIG vertritt die Regisseurin und Hauptdarstellerin Lætitia Dosch als Anwältin einen Vierbeiner vor Gericht – doch nicht als Sache, sondern als Individium – ein Novum in der Justizgeschichte…

Avril (Lætitia Dosch) ist Anwältin aus Leidenschaft. Doch leider zieht sie immer wieder nur die hoffnungslosen Fälle an Land. Das ist auch ihrem Chef Jérôme (Pierre Deladonchamps) ein Dorn im Auge, und so schwört sie, ihren nächsten Fall definitiv zu gewinnen. Als dann der verzweifelte Dariuch (François Damiens) in ihrem Büro erscheint, ist sie drauf und dran, den Fall abzulehnen. Sein Hund Cosmos hat nämlich drei Menschen gebissen und soll nun eingeschläfert werden. Die Beweise sind überdeutlich, die Chancen auf einen Freispruch tendieren gegen Null, doch ein Blick in Cosmos‘ traurige Augen genügen, damit Avril all ihre guten Vorsätze über den Haufen wirft. Also stürzt sie sich in die Arbeit, um ihren zotteligen Mandanten vor dem Tod zu bewahren. Ihr Ansatz: Sie vertritt Cosmos nicht als Sache im Besitz ihres Herrchens, sondern als Individuum. Schnell zieht der Fall größere Kreise und droht, aus dem Ruder zu laufen…

Das allererste, was mir an diesem Film positiv aufgefallen ist, ist der deutsche Titel HUNDSCHULDIG. In einer Zeit, in der englischen Filmen von den deutschen Verleihern gerne mal ein anderer englischer Titel gegeben wird oder in der man ausländische Titel um einen Zusatz erweitert, der entweder dämlich oder überflüssig ist oder gar die Handlung vorwegnimmt, halte ich den deutschen Titel hier für außerordentlich clever. Da klingt das Original „Le Procès du Chien“ (Der Prozess des Hundes) noch bedeutend langweiliger. Daher: Chapeau, weltkino!

Doch auch der Film selbst kann überzeugen. Lætitia Dosch ist mit HUNDSCHULDIG ein Werk gelungen, dass sich wohlwollend von anderen Komödien abhebt. Da ist zuerst einmal die ungewöhnliche Geschichte, einen Hund nicht als Sache, sondern als Individuum vor Gericht zu verteidigen. Aber auch die Entscheidung, das Ganze als vollkommen überzogene Satire zu inszenieren, ist eine clevere Idee. Dabei ist das für Lætitia Dosch eigentlich nicht verwunderlich, schließlich hat die Schauspielerin bereits bei ihrer Perfomance „Hate“ (2020) die Bühne mit einem Pferd geteilt und in ihrer Show „Radio Arbres“ (2021) eine Radiosendung für Bäume vorgestellt.

Hier und da hätte HUNDSCHULDIG vielleicht ein wenig strukturierter sein können, aber das empfinde ich bei einem Regiedebüt nicht zwingend relevant. Da ist es mir bedeutend wichtiger, dass sich Filmschaffende bei einem Regiedebüt ausprobieren und hier und da auch mal die Grenzen sprengen dürfen.

HUNDSCHULDIG ist ein bemerkenswert skurriler Film, der auf jeden Fall neugierig macht auf all das, was von Lætitia Dosch in Zukunft noch kommen mag. Und gerade das überraschende Ende macht dann doch die kleinen charmanten Fehler schnell wieder vergessen.

Trailer

ab12

Originaltitel

Le Procès du Chien (Schweiz / Frankreich 2024)

Länge

82 Minuten

Genre

Komödie

Regie

Lætitia Dosch

Drehbuch

Lætitia Dosch, Anne Sophie Bailly

Kamera / Director of Photography (DOP)

Alexis Kavyrchine

Darsteller

Lætitia Dosch, François Damiens, Jean-Pascal Zadi, Anne Dorval, Anabela Moreira, Tom Fiszelson, Mathieu Demy, Pierre Deladonchamps

Verleih

Weltkino Filmverleih GmbH

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