Bereits bei den Fantasy Filmfest White Nights sorgte HUNDREDS OF BEAVERS für Aufsehen. Jetzt kommt das absurde Spektakel auch regulär in die Kinos. Wir verraten, worauf man sich einlassen muss…
USA, Mittlerer Westen, 19. Jahrhundert: Jean Kayak (Ryland Brickson Cole Tews) stellt nicht nur erstklassigen Apfelschnaps her, er ist gleichzeitig auch noch sein bester Kunde. So kommt es, wie es kommen muss: Im Suff sorgt er dafür, dass alles in Flammen aufgeht und er im tiefsten Winter plötzlich ohne Job, ohne Unterkunft und ohne Alkohol dasteht. Da beschließt er, fortan sein Geld als Pelzjäger zu verdienen – schließlich gibt es in den Wäldern allerlei jagbare Tiere. Seine Fallen werden im Laufe der Zeit immer raffinierter und so nimmt er den Kampf selbst gegen mannshohe Biber auf. Doch als er sich in die Tochter eines Pelzhändlers verliebt, fordert sein zukünftiger Schwiegervater dafür einen hohen Preis: Jean soll ihm Biber liefern, Hunderte von Bibern. Das Problem: Die Biber entpuppen sich als wesentlich schlauer als der unerfahrene Pelzjäger…
Wer erinnert sich noch an die kurzen Slapstick-Filme aus den Anfängen der Filmgeschichte? Kurz, knackig und verdammt lustig. Genau an dieser Idee versuchen sich Ryland Brickson Cole Tews und Mike Cheslik, die gemeinsam das Drehbuch zu HUNDREDS OF BEAVERS geschrieben haben. Das Problem: Was in kurzen Einspielern funktioniert, lässt sich nicht so einfach auf stolze 108 Minuten aufblähen. Selbst eine normale Filmlänge von 90 Minuten wäre schon arg strapaziös für die Zuschauer – das hier schlägt dem Fass tatsächlich den Boden aus. Gags werden bis zum Erbrechen wiederholt, so dass man sich so manches Mal das Ende herbeisehnt. Zwar kommen die Freunde immer mal wieder mit neuen Ideen um die Ecke, oftmals ist jedoch nur derselbe Wein, äh Apfelschnaps, in neuen Schläuchen. Gähn.
Dabei ist das Team durchaus äußerst kreativ: Alle Tiere entpuppen sich entweder als menschengroße Puppen, oder aber als gehäkelte Exemplare und sonstige Basteleien. Das sorgt natürlich für geringe Produktionskosten, ist aber auch immer wieder verdammt charmant und stellenweise auch urkomisch. Bis auch das redundant wird. Doch die konsequente Umsetzung in Schwarz-Weiß und der Verzicht auf Dialoge – abgesehen von undefiniertem Gebrabbel –, gleicht da einiges wieder aus.
Aber: Man sieht, dass Tews und Cheslik beim Schreiben und Drehen offenbar einen Heidenspaß hatten. Und mit Sicherheit waren dabei jede Menge echter Apfelschnaps oder gar andere Drogen im Spiel. Anders lässt sich die Absurdität des Films nicht erklären. Und selbst der Autor und Regisseur Kevin Smith („Dogma“, „Jay & Silent Bob“) sagt immer wieder, er mache Filme nicht für ein Zielpublikum, sondern ausschließlich für sich selbst. Das scheint mir bei den Machern von HUNDREDS OF BEAVERS auch der Fall zu sein. Ja, vielleicht hätte sie hier und da mal jemand stoppen und zuflüstern sollen, dass weniger manchmal mehr ist – aber dann hätten wir sicher auch nur einen Film von vielen bekommen. Und vielleicht gibt es da draußen ja auch genügend Menschen, die genau das hier abfeiern. Die Stimmen der Fantasy-Filmfest-Zuschauer lassen das zumindest erahnen…
Hundreds of Beavers (USA 2022)
108 Minuten
Abenteuer / Action / Komödie
Mike Cheslik
Mike Cheslik, Ryland Tews
Quinn Hester
Ryland Brickson Cole Tews, Olivia Graves, Doug Mancheski, Wes Tank, Luis Rico, Mike Wesolowski
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