Ein einsames, karges Tal irgendwo im US-amerikanischen Westen, irgendwann Mitte des 19. Jahrhunderts. Ein Fluss, im Hintergrund Berge. Am Flussufer stehen einige Grabkreuze. Hier hatten einige Siedler versucht, sich niederzulassen, wurden aber von der indigenen Bevölkerung getötet. Jahre später wird hier das das Städtchen Horizon entstehen.
Das ist einer der Schauplätze eines epischen Versuchs von Hollywood-Star Kevin Costner, das Western-Genre im Kino wieder aufleben zu lassen. Mit dem oscar-prämierten Film „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) und „Open Range – Weites Land“ (2003) hatte er als Regisseur bereits zwei Western-Klassiker vorgelegt, bevor er ab 2018 die Hauptrolle in der erfolgreichen TV-Serie „Yellowstone“ übernahm. Jetzt hat er jede Menge fremdes und eigenes Geld zusammengekratzt, um mit HORIZON – EINE AMERIKANISCHE SAGA den wohl „ultimativen“ Western in die Kinos zu bringen. Mit diesem ehrgeizigen Projekt will er in angeblich rund zwölf (!) Stunden die Geschichte seines Landes vor und nach dem Sezessionskrieg erzählen – frei nach dem Motto: Wie entstand der Wilde Westen?
Das in vier Kapitel aufgeteilte Filmepos ist noch nicht einmal komplett abgedreht. Teil 3 ist seit Mai in Arbeit, für den vierten Teil fehlt – wie man hört – sogar noch die Finanzierung. Die Produktionskosten für die ersten beiden Kapitel beliefen sich auf rund 100 Millionen Dollar, das erste Kapitel kommt jetzt mit einer Lauflänge von 181 Minuten in unsere Kinos. Lohnt sich die Eintrittskarte?
Wer in HORIZON – EINE AMERIKANISCHE SAGA den Überblick behalten will, sollte sich in der Geschichte des Western bestens auskennen. Wie in einem Filmquiz folgt ein Klassiker-Zitat auf das andere: „Spiel mir das Lied vom Tod“, „Der schwarze Falke“, „Red River“, „Der Teufelshauptmann“, „Denen man nicht vergibt“, „Ringo“, „Der große Treck“ – die Liste will kein Ende nehmen. Brauchen wir das? Und außerdem springt der Film ständig von einem Schauplatz zum nächsten, von einer Landschaft zur anderen…
Einige Handlungsebenen schälen sich mit der Zeit heraus. Neben den Grabkreuzen des Beginns wurde die Zeltstadt Horizon gebaut, die von Apachen angegriffen und zerstört wird. Die wenigen Überlebenden, darunter Frances Kittredge (Sienna Miller) und ihre Tochter, retten sich in ein nahegelegenes Militärfort, das von Kommandant Houghton (Danny Huston) geleitet wird. Dort freundet sich Frances mit dem Offizier Trent Gephardt (Sam Worthington) an. Der ehemalige Minenarbeiter und Trapper Hayes Ellison (Kevin Costner) muss in den Bergen der Rocky Mountains vor einer skrupellosen Outlaw-Bande fliehen – in seinem Schlepptau die Prostituierte Marigold (Abbey Lee). Der Scout Matthew van Weyden (Luke Wilson) führt einen Siedlertreck durch die scheinbar endlose Prärie, der Apache Taklishim (Tatanka Means) reibt sich im Konflikt zwischen seinem Vater, der sich mit den Weißen arrangieren will, und seinem jähzornigen Bruder, der den offenen Kampf sucht, auf.
Die wunderschönen Landschaften und die atemberaubende Kameraarbeit von J. Michael Muro können nicht darüber hinwegtäuschen: In diesem Epos steckt viel Leerlauf. Dass die Geschichten nicht aufgelöst werden, dürfen wir aber Kevin Costner nicht vorwerfen – schließlich folgen noch drei Kapitel. Hoffentlich!?
Nach knapp drei Stunden folgt die letzte Überraschung: Nach dem Motto „coming attractions“ sehen wir wie in einem (schlechten) Trailer rund fünf Minuten lang Ausschnitte aus dem zweiten Kapitel. Musste das sein? Fazit: Dieser Film ist nur etwas für hartgesottene Western-Fans!
Horizon: An American Saga - Chapter 1 (USA 2024)
181 Minuten
Drama / Western
Kevin Costner
Jon Baird, Kevin Costner, Mark Kasdan
Sienna Miller, Sam Worthington, Danny Huston, Michael Rooker, Kevin Costne, Jena Malone, Michael Angarano, Abbey Lee, Jamie Campbell Bower, Jon Beavers, Owen Crow Shoe, Tatanka Means, Liluye, Luke Wilson, Ella Hunt, Tom Payne, Will Patton, Isabelle Fuhrman, Hayes Costner, Georgia Macphail
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