Hearts Beat Loud

In der hippen Nachbarschaft Brooklyns bereitet sich der alleinerziehende Vater Frank (Nick Offerman) darauf vor, seine Tochter Sam (Kiersey Clemons) aufs College ins weit entfernte Kalifornien zu schicken, während er sich gezwungen sieht, seinen „altmodischen“ Plattenladen für immer zu schließen. In der Hoffnung, dass die Verbindung durch ihre gemeinsame Liebe zur Musik nicht abreißt, drängt Frank seine Tochter dazu, ihre wöchentliche Jam-Sessions in ein Live-Band-Projekt zu verwandeln. Als ihr erster Song zu einem Internet-Hit wird, begeben sich die beiden auf eine Reise irgendwo zwischen Liebe, Erwachsenwerden und musikalischen Entdeckungen. 

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Kritik

Wenn ein Film wie HEARTS BEAT LOUD mit einer herzensguten Geschichte auf die Dinge eingeht, die uns alle verbinden, dann kommt dieser Film genau zur richtigen Zeit.

Vielleicht bin ich ein wenig voreingenommen, schließlich liebe ich Filme, die durch Musik angetrieben werden. Ein einzelner Song kann nämlich oftmals mehr sagen, als tausend Worte. Entsprechend gespannt war ich auf HEARTS BEAT LOUD des US-amerikanischen Regisseurs Brett Haley. Nachdem der Film bereits beim Sundance Film Festival die Menschen begeistert hatte, durfte ich mir im Juni beim Edinburgh International Film Festival endlich selbst ein Bild. Doch trotz meiner hohen Erwartungen habe ich den Kinosaal mit einem solch wohligen Gefühl verlassen, dass ich mich rundum glücklich fühlte. Diese Herangehensweise an einen Film, in dem die Musik im Vordergrund steht, kann ich bislang nur von einem einzigen Regisseur: John Carney, der sich u.a. für Filme wie ONCE, CAN A SONG SAVE YOUR LIFE oder SING STREET verantwortlich zeigt.

Dass Brett Haley diese Filme als Vorlage sieht, wie er mir im Interview verraten hat, ist also kein Wunder. Trotzdem ist HEARTS BEAT LOUD kein einfacher Abklatsch dieser Filme, vielmehr drückt Haley ihm seinen ganz eigenen Stempel auf. 

Ein Glücksgriff für den Film sind sicherlich seiner beiden Hauptdarsteller Nick Offerman und Kiersey Clemons, die in ihren Rollen mehr als überzeugen. Man bekommt fast den Eindruck, sie würden sich selbst spielen, so sehr scheinen sie sich mit ihren Rollen zu identifizieren. 

Als große Studioproduktion hätte dieser Film sicherlich ganz anders ausgesehen. Doch gerade ohne ein kitschiges Happy End wirkt der Film authentisch und glaubwürdig. Trotzdem verlässt man das Kino mit einem unfassbar guten Gefühl. Denn HEARTS BEAT LOUD hat so viel mehr zu bieten, als nur gute Songs. Zum Beispiel die Tatsache, dass sich die Figur von Kiersey Clemons nicht in einer traditionellen Partnerschaft befindet, der Film das aber überhaupt nicht thematisiert – In jeder größeren Produktion wäre das ein zentraler Plotpoint. 

Man merkt in jeder Sekunde des Films deutlich, was für ein fundamentales Verständnis für die Musik der Regisseur besitzt. Und anders als bei anderen Vertretern des Genres dürfen wir die Songs hier zudem in voller Länge hören und werden gerade nicht mit kurzen Segmenten abgefertigt. 

HEARTS BEAT LOUD ist ein unfassbar ehrlicher Film, der sein Herz am rechten Fleck trägt – und den wir in einer Zeit, in der wir uns immer mehr darauf konzentrieren, was uns trennt, mehr als nötig haben. 

Interview

Im Rahmen des Edinburgh International Film Festivals habe ich den Regisseur Brett Haley zum Interview getroffen und mit ihm über die Entstehung des Films gesprochen.

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
FSK noch unbekannt

Originaltitel

Hearts Beat Loud (USA 2018)

Länge

97 Minuten

Genre

Drama

Regie

Brett Haley

Drehbuch

Brett Haley, Marc Basch

Darsteller

Nick Offerman, Kiersey Clemons, Ted Danson, Sasha Lane, Toni Collette, Blythe Danner

Filmwebsite

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