Mit GRUMP – AUF DER SUCHE NACH EINEM ESCORT meldet sich der finnische Regisseur Mika Kaurismäki zurück und zeigt den miesepetrigen Griesgram auf einem Abstecher nach Deutschland. Eigentlich wollte er nur einen neuen, alten Wagen kaufen…
Seit seine Frau an Alzheimer verstorben ist, findet der Grump (Heikki Kinnunen) alles sinnlos. Als dann auch noch sein roter 72er Ford Escort den Geist aufgibt, ist er vollends bedient. Ein neues Auto kommt für verbitterten Mann überhaupt nicht in Frage, also sucht und findet er genau so einen alten Ford Escort in Deutschland und macht sich auf den Weg. Angekommen in Hamburg läuft erst mal so einiges schief, schließlich kann man den Begriff „Escort“ auch anders verstehen. Und so kommt es, dass der Grump wider Willen auf seinen Bruder Tamo (Kari Väänänen) trifft, der einst in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwand – ohne sich zu verabschieden. Doch auch der Grump muss langsam erkennen, dass nicht alles so ist, wie er es sich jahrelang eingeredet hat…
Grump (auf Finnisch “Mielensäpahoittaja” = ein Mensch, der immer mies gelaunt und griesgrämig ist) ist eine fiktionale Figur, die vom finnischen Romanautor Tuomas Kyrö (* 4. Juni 1974 in Helsinki) kreiert wurde. Grump ist ein verschrobener Mann um die 70 Jahre, der Briefe an Redaktionen mehrerer Zeitungen schreibt und sich immer über alles und jeden beschwert, mit der Haltung: “Jeder kann meine Meinung haben”. Bislang sind 14 Bücher erschienen und mit „Kaffee mit Milch und Stress“ (The Grump) und „Happier Times, Grump“ wurden bereits zwei davon verfilmt. Der finnische Regisseur Mika Kaurismäki hat sich nun mit GRUMP – AUF DER SUCHE NACH EINEM ESCORT ein weiteres zur Vorlage genommen. Dabei sind sowohl die Romane, als auch die Filme komplett eigenständig. Es ist daher für den Zuschauer überhaupt nicht erforderlich, die anderen beiden Filme zu kennen, um hier seinen Spaß zu haben.
Zwar ist GRUMP – AUF DER SUCHE NACH EINEM ESCORT in erster Linie eine Komödie, aber Kaurismäki war es wichtig, den zwischenmenschlichen Teil in den Vordergrund zu stellen, wie er mir im Interview verraten hat (s.u.). Hier geht es zwar vordergründig um ein altes, rotes Auto, viel mehr interessiert den Finnen aber die Beziehung zwischen den beiden Brüdern und der Tochter des Grumps, gespielt von Rosalie Thomass. Der Grump hatte es seinem Bruder nämlich jahrelang übel genommen, dass er damals über Nacht plötzlich verschwunden ist, ohne sich zu verabschieden. Der ursprüngliche Plan war nämlich, dass Tamo den Hof der Eltern übernimmt und der Grump zum Studieren ins Ausland geht. Daraus wurde natürlich nichts.
Doch wie es im Leben immer mal wieder so ist, liegen auch hier die Vorurteile und die Realität meilenweit auseinander. Und so lädt die Geschichte durchaus auch zum Nachdenken an. Gibt es bei uns Zuschauern vielleicht auch Menschen, zu denen wir seit Jahren oder gar Jahrzehnten keinen Kontakt mehr haben, weil wir der festen Überzeugung sind, der oder die Andere hätte irgendetwas falsch gemacht? Nun ja, irgendwann sollten wir alle mal über unseren Schatten springen und versuchen herauszufinden, ob dieser Kontaktabbruch vielleicht nur auf einem Missverständnis beruht.
In einer kleinen Nebenrolle ist übrigens auch Samu Haber zu sehen, seines Zeichens (noch) Frontmann der finnischen Gruppe „Sunrise Avenue“. Dem deutschen Publikum wurde er vor allem als Juror der Casting-Show „The Voice“ bekannt. Hier spielt er – wie sollte es auch anders sein – einen Musiker.
GRUMP – AUF DER SUCHE NACH EINEM ESCORT ist liebenswerter, kleiner Film, der uns immer wieder zum Schmunzeln bringt, gleichzeitig aber auch zum Nachdenken anregt – eben typisch finnisch…
Beim 30. Filmfest Hamburg hatte ich die Gelegenheit, mit dem finnischen Regisseur Mika Kaurismäki über seinen Film GRUMP – AUF DER SUCHE NACH EINEM ESCORT zu sprechen.
Mielensäpahoittaja Eskorttia etsimässä (Finnland / Deutschland)
109 Minuten
Komödie / Drama
Mika Kaurismäki
Daniela Hakulinen, Thomas Kyrö, nach der Roman-Vorlage von Thomas Kyrö
Heikki Kinnunen, Kari Väänänen, Rosalie Thomass, Samu Haber
Arsenal Filmverleih GmbH