Glück auf einer Skala von 1 bis 10

Autor: Jan-Barra Hentschel

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Manche Zuschauer könnten schnell mit einem Urteil bei der Hand sein: Das ist ja „Ziemlich beste Freunde“ Teil 2. Aber das stimmt so nicht. Die beiden langjährigen Freunde Alexandre Jollien und Bernard Campan haben gemeinsam das Drehbuch geschrieben und den Film GLÜCK AUF EINER SKALA VON 1 BIS 10 auch gemeinsam inszeniert. Das klingt harmlos – doch so einfach ist es nicht. Alexandre Jollien leidet seit seiner Jugend an zerebraler Kinderlähmung – er kann seinen Körper nicht so steuern, wie er will. Aber sein Gehirn ist absolut präsent. Und so gilt er als einer der prägenden Philosophen Frankreichs.

Aus dieser Diskrepanz haben die beiden Freunde ein denkwürdiges Drehbuch geschrieben. Louis (Bernard Campan) ist ein erfolgreicher Bestattungsunternehmer im schweizerischen Lausanne am Genfer See. Durch einen dummen Zufall fährt er den Fahrradkurier für Biogemüse, Igor ( Alexandre Jollien), über den Haufen. Was ihn am meisten begeistert: Igor zitiert trotz des Unfalls ständig griechische Philosophen. Als Louis einen Leichentransport nach Südfrankreich steuern muss, sitzt Igor plötzlich mit im Wagen. Und Louis hat ihn am Hals. Bei den langen Fahrt kommen sie sich langsam näher. Alexandre Jollien spielt im Film einen geistig Behinderten – dass macht die Dialoge im Leichenwagen nicht gerade einfacher. Am Ende ist entscheidend: Was ist wichtig im Leben? Was ist Glück? (Siehe Filmtitel!)

Der rational gesteuerte Louis und die linkischen Bewegungen von Igor passen einfach nicht zusammen. Doch irgendwann funktioniert es. Und am Ende wartet der Film mit einer Super-Pointe auf – die wohl keiner erwartet hat. Beide haben ihren Film ziemlich unspektakulär inszeniert – aber was soll’s? In GLÜCK AUF EINER SKALA VON 1 BIS 10 geht es um Freundschaft, Glück und die Suche nach dem Sinn des Lebens. Das reicht ja wohl!

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