Funny Birds

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Vieles an der Tragikomödie FUNNY BIRDS – DAS GELBE VOM EI ist merkwürdig: Der Film wirkt wie das US-Remake eines französischen Vorbilds, der Originaltitel lautet „Au fil des saisons“, das Regie-Duo Marco La Via und Hanna Ladoul hatte lange in Paris studiert – und gedreht wurde in Belgien. Doch der Schauplatz ist Virginia. Nanu?

Eher widerwillig muss Charlie (Morgan Saylor) ihr BWL-Studium unterbrechen, um sich um ihre an Krebs erkrankte Mutter Laura (Andrea Risebourough) zu kümmern. Diese kann ihren abgelegenen Bio-Hühnerhof nicht mehr alleine bewirtschaften und benötigt dringend Hilfe. Bei Charlies Ankunft auf dem heruntergekommenen Hof ist ihr die Unlust förmlich anzusehen. Doch wohl oder übel müssen sich die beiden so grundverschiedenen Frauen zusammenraufen.

Und dann steht plötzlich Lauras Mutter Solange (Catherine Deneuve) nach jahrelanger Abwesenheit vor der Tür – ein exzentrischer Freigeist, Alt-Hippie und leidenschaftliche Feministin. Das gibt Ärger! Drei Lebensentwürfe prallen auf engstem Raum aufeinander – und Lauras Kräfte lassen immer mehr nach. Und dann bricht in der Region die Vogelgrippe aus…

Wie sich das weibliche Trio gegen die drohende Schlachtung der Hühner wehrt und die Behörden dabei raffiniert austrickst, zeigt der Film mit viel Humor. Marco La Via und Hanna Ladoul haben dies elegant und mit leichter Hand inszeniert – eben sehr französisch. Sie hatten das Glück, drei wunderbare Schauspielerinnen an ihrer Seite zu haben – und einen nicht ganz unbekannten ausführenden Produzenten: Martin Scorsese!

FUNNY BIRDS – DAS GELBE VOM EI ist klassisches Wohlfühlkino – ein bisschen zu altmodisch, ein bisschen zu harmlos. Aber mit sehr viel Charme!