Frohes Fest – Weihnachten retten wir die Welt

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Familienfeier trifft auf Vorurteile und politische Korrektheit. Nach diesem Muster durften wir im Kino schon die „Monsieur Claude“-Trilogie über uns ergehen lassen. Jetzt dreht sich in der ähnlich gelagerten französischen Komödie FROHES FEST – WEIHNACHTEN RETTEN WIR DIE WELT von Jeanne Gottesdiener alles um den 24. Dezember!

Carole Lamarre (Noémie Lvovsky) ist Bürgermeisterin einer typisch französischen Kleinstadt und geht in ihrer Arbeit auf. Sie kümmert sich um alles und um jeden: um die Einsamen im Altersheim, die städtischen Bauarbeiter und die glanzvolle Deko auf dem Weihnachtsmarkt. Stolz präsentiert sie die überdimensionalen Plastik-Weihnachtsmänner und wird dabei von einem lokalen TV-Team begleitet.

Derweil sorgt ihr Ehemann Alain (Didier Bourdon), im Hauptberuf Osteopath, für den Haushalt und kümmert sich auch um den Einkauf im Supermarkt. Man lebt zwar streng nach „Bio“, aber der für das Familienessen geplante Truthahn ist doch zu mickerig. Also wird auf die größere, aber billigere Pute kurzerhand das falsche Etikett geklebt. Aber auch die eigentlich verpönte Gänsestopfleber muss sein. Fest ist Fest!

Nur die jüngere Tochter Noa (Janaina Halloy) lebt noch zu Hause, hat aber im Vorgarten einen Privatzoo für ausgesetzte Zwergschweine angelegt. Die beiden älteren Kinder reisen an: David (Jules Sagot) als schon mit 29 Jahren Gescheiterter, Sarah (Alice Daubelcour) mit Yogi-Freund Balthazar (Christoph Montenez), der ständig den Konsumzwang anprangert.

Doch dann zieht ein Sturm auf: Die Plastik-Weihnachtsmänner werden weggeweht, und ein Stromausfall ist die Ursache dafür, dass ein Passant in eine Baugrube fällt. Dafür soll die Bürgermeisterin zur Rechenschaft gezogen werden, was ihr politischer Gegner schamlos ausnutzt. Und so gibt es statt eines friedlichen Festes einen heftigen Vorwahlkampf. Frei nach „Murphy’s Law“ geht natürlich alles schief, was schief gehen kann…

Das hat die Regisseurin Jeanne Gottesdiener, die auch das Drehbuch schrieb, in ihrem Regiedebüt liebevoll und sehr sympathisch, aber auch allzu vorhersehbar in Szene gesetzt. Hier darf (fast) jeder Bürger dieser idyllischen Kleinstadt seine kleine Macke präsentieren. Man spürt: Die Schauspieler, allen voran Noémie Lvovsky, hatten ihren Spaß.

Doch seien wir ehrlich: In seiner biederen Naivität ist FROHES FEST – WEIHNACHTEN RETTEN WIR DIE WELT kaum zu ertragen. „Nett gemeint“ klingt zwar versöhnlich – meint aber genau das Gegenteil.