Seit Jahren bildet das iranische Kino einen besonderen Schwerpunkt beim Filmfest Hamburg. Gerade die unbequemen und regimekritischen Regisseure haben in Hamburg seit langem eine künstlerische Heimat gefunden – so erhielt Jafar Panahi 2018 den Douglas-Sirk-Preis, den er nicht persönlich überreicht bekam, da er sein Land nicht verlassen durfte. Das Gleiche gilt für den diesjährigen Berlinale-Sieger Mohammad Rasoulof, dem die Reise nach Berlin untersagt wurde. Den Goldenen Bären für „Doch das Böse gibt es nicht“ musste seine in Hamburg lebende Tochter Baran in Empfang nehmen. Dieser bitterböse Film über die Auswüchse der Todesstrafe im iranischen Terrorregime war einer der Höhepunkte des Filmfestes Hamburg. In vier präzisen Episoden beschreibt Rasoulof den Zerfall der iranischen Gesellschaft, wie paradigmatisch vier Männer daran zerbrechen, Teil des Unrechtssystems zu sein. Iran ist neben China das Land, in dem weltweit die meisten Todesurteile vollstreckt werden. Hannah Arendt schrieb über die „Banalität des Bösen“: hier ist es ein Henker, der ein bürgerliches Leben als biederer Familienvater in Teheran verbringt, zwei Soldaten, die gezwungen werden, Delinquenten den Hocker unter den Füßen wegzustoßen, und ein ehemaliger Arzt, der als Imker im Nirgendwo sein Leben fristet, um ein Unrecht zu büßen. Ein Film, der poetische Bilder für diesen nicht enden wollenden Albtraum entwirft, die lange nachwirken.
Rasoulof war schon mehrfach zu Gast beim Filmfest Hamburg, zuletzt 2017 mit dem Meisterwerk „A Man of Integrity“. Für das Regiedebüt seiner Kollegin Mahnaz Mohammadi, einer bekannten iranischen Frauenrechtlerin, schrieb er das Drehbuch: „Sohn – Mutter“ war ein weiterer Höhepunkt des Filmfestes Hamburg.