Mit THE LOBSTER steht am fünften Tag des 23. Filmfest Hamburg 2015 ein weiteres Highlight auf dem Plan, gefolgt von THE TREASURE und THE WOLVES. Zwischendurch habe dann noch mit dem Regisseur Josh Mond über seinen Film JAMES WHITE gesprochen.
Griechenland, Großbritannien, Irland, Frankreich, Niederlande 2015 | 118 min| Farbe | Sektion: Kaleidoskop
Regie: Yorgos Lanthimos
Drehbuch: Yorgos Lanthimos, Efthimis Filippou
Darsteller: Colin Farrell, Rachel Weisz, Jessica Barden, Olivia Colman, Ashley Jensen, Ariane Labed, Angeliki Papoulia, John C. Reilly, Léa Seydoux, Michael Smiley, Ben Whishaw
Eine Gesellschaft in der nahen Zukunft, in der ein Leben zu zweit das oberste Gebot ist. Singles werden verhaftet und in eine Anstalt namens „The Hotel“ gebracht. Dort haben sie genau 45 Tage Zeit, um einen passenden Partner zu finden. Scheitern sie, werden sie in ein Tier ihrer Wahl verwandelt und im Wald ausgesetzt. David (Colin Farrell) gelingt die Flucht aus dem Hotel in den Wald, wo allerdings „The Loners“ das Sagen haben. Das Dogma ihres restriktiven Regimes ist das Alleinsein. Partnerschaften sind streng untersagt. Doch David verliebt sich in eine Frau (Rachel Weisz) – und verstößt damit gegen die Regeln.
Ich habe ja durchaus ein Faible für skurrile Filme. Wenn diese dann zudem auch noch tiefsinnig sind, dann gelingt es dem Film meist recht schnell, mich zu gewinnen. So geschehen auch mit THE LOBSTER, bei dem meine Erwartungshaltung bereits extrem hoch war. Die wunderbare Besetzung sorgte dann zusätzlich dafür, dass dieser Film nachhaltig in Erinnerung blieb. (4/5)
Romania, Frankreich 2015 | 89 min | Farbe | Sektion: Kaleidoskop
Regie: Corneliu Porumboiu
Drehbuch: Corneliu Porumboiu
Darsteller: Cuzin Toma, Adrian Purcarescu, Corneiu Cozmei
Costi führt ein friedliches Leben. Abends liest er seinem sechsjährigen Sohn gerne Gutenachtgeschichten vor, am liebsten aus „Robin Hood“. Aber dann erzählt ihm sein hoch verschuldeter Nachbar Adrian von einem angeblichen vergrabenen Schatz. Adrian schlägt Costi einen Deal vor: Wenn er ihm die Miete für einen Metalldetektor vorschießt, bekommt er die Hälfte des Fundes. Der gutmütige Familienvater lässt sich darauf ein. Mithilfe eines schrulligen Technikers und dessen Detektor finden die beiden Schatzsucher tatsächlich etwas – nur nicht das, wonach sie gesucht haben.
THE TREASURE ist eine bitterböse Komödie, auf die man sich jedoch einlassen muss. Der Film ist durchaus interessant, fordert allerdings auch viel Geduld vom Zuschauer. Regisseur Corneliu Porumboiu inszeniert seine Geschichte mitunter sehr behäbig und zäh, aber diese Welt, in der jeder jeden belügt und betrügt, ist mehr als faszinierend. (3/5)
Kanada, Frankreich 2014 | 107 min | Farbe | Sektion: Voilà!
Regie: Sophie Deraspe
Drehbuch: Sophie Deraspe
Darsteller: Evelyne Brochu, Louise Portal, Benoit Gouin, Gilbert Sicotte
In den rauen Gewässern des Nordatlantiks vor der Mündung des St-Lorenz-Stroms liegen die Magdalenen-Inseln, das kleine frankophone Archipel mit Blick auf den anderen Kontinent. Hierher hat es Elie verschlagen. Für die junge Frau aus Montreal ist diese wilde und romantische Insel der ideale Ort, um ihr Leben neu zu sortieren. Es ist die Zeit der Schneeschmelze, und die Seehundjagd ist in vollem Gange. Das Leben der Menschen in dieser isolierten Welt wird dominiert von der Natur. Sie diktiert den Rhythmus, sie gibt und nimmt. In dem Gefüge wirkt Elie wie eine Fremde. Ihre Anwesenheit erregt bei den Bewohnern Neugier aber auch Misstrauen. Ist sie eine kritische Journalistin, die ihren autarken Mikrokosmos in ein schlechtes Licht rücken will? The Wolves ist ein subtiles und poetisches Drama, in der die Natur zur emotionalen Projektionsfläche der Seele wird.
Wieder einmal kommt aus dem franko-kanadischen Raum ein wunderbarer Film. Subtil und poetisch erzählt Regisseurin Sophie Deraspe eine Geschichte über eine Suche nach Heimat vor einer eindrucksvollen Kulisse. (3,5/5)