Filmfest Hamburg 2014 – Tag 1

Wir schreiben den 26. September 2014 und wieder einmal steht das Filmfest Hamburg vor der Tür. Auch in diesem Jahr ist es Festvialleiter Albert Wiederspiel und seinem Team wieder gelungen, eine Menge eindrucksvoller Filme in unsere Hansestadt zu holen. In den kommenden Tagen und Wochen möchten wir das Festival noch einmal Revue passieren lassen und kurz auf die 34 Filme eingehen, die wir während der neun Tage gesichtet haben. 

Während die Mehrheit der Filmfest-Gäste vermutlich noch in den Federn liegt, machen wir uns am Freitag, dem ersten wirklichen Festivaltag auf ins Hotel Elysée, um den Regisseur Matthew Warchus (2.v.r.), den Drehbuchautor Stephen Beresford (3.v.l.) und den Schauspieler Andrew Scott (r.) zu Interviews zum Eröffnungsfilm PRIDE zu treffen. Alle drei zeigten sich sichtlich bewegt von der Premiere am Vorabend und stehen freudig Rede und Antwort. Die Interviews gibt es auf dieser Seite rechtzeitig zum Filmstart am 30. Oktober zu lesen.

Als ersten Film Film des Filmfestes gibt es für uns im Anschluss die griechische Produktion A BLAST zu sehen.

FFHH14-A-Blast

A Blast

Griechenland, Deutschland, Niederlande 2014 | 83 min | Regie: Syllas Tzoumerkas | Drehbuch: Youla Boudali, Syllas Tzoumerkas | Darsteller: Angeliki Papoulia, Basile Doganis, Maria Filini, Makis Papadimitriou, Themis Bazaka, Yorgos Biniaris | Produzent: Maria Drandaki, Titus Kreyenberg,Ellen Havenith, Jeroen Beker | Originaltitel: A Blast

Inhalt
Gestern noch war Maria eine fürsorgliche Mutter und liebende Ehefrau. Doch jetzt sitzt sie allein in ihrem SUV und flieht mit Vollgas über die Autobahn – hinter ihr ein Brand und ein Koffer voller Banknoten, vor ihr die öde Weite der Straße. Maria ist im Krieg, nicht zuletzt gegen sich selbst, aber auch gegen ihr Land und ihre Familie, die ihre ganzen Träume verraten und sie um ihre Sehnsüchte betrogen hat. Alles, was war und ist, soll mit einem großen Knall vorbei sein. A Blast ist eine filmische Explosion aus Griechenland: eine Frau und ein Land am Rande des Nervenzusammenbruchs.

Kritik
Irgendwie kann der erste Film nicht so wirklich überzeugen. Offenbar scheint das größte Anliegen der Charaktere dieses Filmes zu sein, sich mit möglichst deftigen Schimpfwörtern zu „schmeicheln“. Das mag zu Anfang noch interessant wirken, geht einem aber bereits nach kürzester Zeit gehörig auf den Geist. So bleibt nach den 83 Minuten irgendwie nichts hängen. Schade.

Wertung
1,5 / 5

FFHH14-Girlhood

Girlhood

Frankreich 2014 | 112 min | Regie: Céline Sciamma | Drehbuch: Céline Sciamma | Darsteller: Karidja Touré, Assa Sylla, Lindsay Karamoh, Marietou Touré | Produzent: Bénédicte Couvreur | Originaltitel: Bande des filles

Inhalt
Marieme lebt mit ihrer Familie in der Pariser Banlieue. Die Eltern des zurückhaltenden Mädchens sind im Dauerclinch, in der Nachbarschaft geben Jungs den Ton an und die Schule ist eine Sackgasse. Doch dann schließt sich Marieme einer dreiköpfigen Mädchengang an, schwänzt den Unterricht, streift mit ihren neuen Freundinnen durch Shopping Malls und liefert sich Scharmützel mit rivalisierenden Banden. Aus dem schüchternen Teenager wird eine selbstbewusste junge Frau, die ihre Grenzen immer weiter in eine gefährliche Zone verschiebt. Das formal außergewöhnliche Coming-of-Age-Drama wird getragen von seinen vier Laiendarstellerinnen.

Kritik
Gleich der zweite Film versöhnt uns wieder mit dem Filmfest. Regisseurin Céline Sciamma mal das Bild eines jungen Mädchens in den Problemvierteln von Paris mit solcher Lebensfreude, dass man ihr gerne die knapp zwei Stunden folgt. Trotz ihrer Probleme und ihrer für unsere Augen ungünstigen Lebenssituation stellt Sciamma diese nicht in den Vordergrund sondern lässt das junge Mädchen selbstbestimmt wirken. Das ist erfrischend, aber auch ehrlich. Bravo!

Wertung
3,5 / 5

FFHH14-Baby-Balloon

Baby Ballon

Belgien 2013 | 84 min | Regie: Stefan Liberski | Drehbuch: Dominique Laroche, Stefan Liberski,Marc Vermeersch | Darsteller: Ambre Grouwels, César Domboy,Philippe Rebbot, Pauline Parigot, Isabelle de Hertogh | Produzent: Jacques-Henri, Olivier BronckartBénédicte Couvreur | Originaltitel: Baby Balloon

Inhalt
Diese junge Frau hat ein großes Herz und eine Riesenstimme: Bici ist Sängerin einer Band in Lüttich. Die korpulente 18-Jährige, die aus einem heruntergekommenen Arbeiterviertel stammt, rockt die Clubs der Stadt. Doch in der Liebe tut sie sich schwer. Für Vince, den Gitarristen der Gruppe, ist sie nicht mehr als die Sandkastenfreundin aus vergangenen Kindertagen, und ungefähr genauso lange ist Bici schon heimlich in ihn verliebt. Als die spindeldürre Anita mit Vince anbandelt, setzt Bici alles daran, die vermeintliche Widersacherin loszuwerden. Aber geht es für Bici wirklich um Anita? Oder liegt ihr wirkliches Problem viel weiter zurück? Baby Balloon ist eine turbulente wie berührende Sozialkomödie mit einer großartigen Hauptdarstellerin, die jeden Song im Film selbst singt.

Kritik
Film Nummer 3 führt uns nach Belgien in die Welt der charmant unangepassten Sängerin Bici, die ihren Platz in der Welt sucht. Interessant gefilmt und mit einer hinreißenden Hauptdarstellerin fehlt dem Film jedoch so etwas wie eine Aussage. Denn eigentlich erzählt der Film nur eines: „Mädels, wenn Ihr ein wenig Speck auf den Rippen habt, bekommt Ihr zwar keinen Freund, aber immerhin dürft Ihr Sängerin werden“. Das ist für einen Film dann irgendwie doch ein bisschen zu wenig. Setzen. Thema verfehlt.

Wertung
3 von 5

FFHH14-Schaendung

Schändung

Dänemark, Deutschland, Schweden 2014 | 119 min | Regie: Mikkel Nørgaard
Drehbuch: Nikolaj Arcel, Rasmus Heisterberg based on the novel by Jussi Adler-Olsen | Darsteller: Nikolaj Lie Kaas, Fares Fares, Pilou Asbæk, David Dencik, Danica Curcic, Sarah-Sofie Boussnina, Johanne Louise Schmidt | Produzent: Louise Vesth, Jonas Bagger, Peter Aalbæk Jensen, Maria Köpf | Originaltitel: Fasandræberne

Inhalt
Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) und sein Assistent Assad (Fares Fares) begeben sich dabei auf die Spur eines brutalen Mordes an einem Geschwisterpaar, der vor 20 Jahren für Aufsehen sorgte. Carl und Assad haben in den Archiven den panischen Notruf einer möglichen Zeugin gefunden, müssen aber feststellen, dass sie seit dem Mord spurlos verschwunden ist. Nun setzen sie alles daran sie zu finden. Denn ihre Enthüllungen wären eine große Gefahr für eine Reihe einflussreicher Männer – die nun alles dafür tun, dass sie für immer schweigt…

Kritik
Im vergangenen Jahr feierte bereits die erste Verfilmung der fesselnden Thriller-Reihe von Jussi Adler-Olsen Premiere beim Filmfest Hamburg. Jetzt liegt mit SCHÄNDUNG der zweite Teil vor und der ist wieder mindestens genauso düster. Wer das Genre des skandinavischen Thrillers mag, der wird auch hier wieder voll auf seine Kosten kommen. Eine ausführliche Kritik folgt zum deutschen Kinostart am 22. Januar 2015. Bei der Premiere auf dem Filmfest waren auch die beiden Hauptdarsteller Fares Fares und Nicolaj Lie Kaas vor Ort, die wir am nachfolgenden Tag noch zu ausführlichen Interviews getroffen haben. Auch diese werden wir hier zum Kinostart im Januar veröffentlichen.

Wertung
4 /5

 

Somit geht unser erster Filmfest-Tag kurz vor Mitternacht nach vier Filmen zu Ende. Es folgt eine kurze Nacht der Interview-Vorbereitung, bevor die Sonne bereits wieder erwacht.

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