Filmfest Hamburg 2013 – Die Filme

20 Filme konnten wir im umfangreichen Programm des Filmfests Hamburg 2013 sichten. Das stellt natürlich nur einen Bruchteil der insgesamt 140 Filme dar, die das Filmfest in diesem Jahr zu bieten hatte, aber schließlich wollten wir die Filme ja auch noch auf uns wirken lassen und nicht gleich wieder vergessen. Nachfolgend möchten wir kurz auf diese 20 Film eingehen. Eine ausführliche Kritik folgt dann zum jeweiligen Filmstart in Deutschland. 

Gabrielle

GABRIELLE

Kanada 2013 | 104 min | OF mit dt. und engl. UT | Kinostart: 01.05.2014

Mit GABRIELLE beweist das Filmfest Hamburg ein unglaublich gutes Händchen für großartige Filme. Ähnlich wie der extrem nervige Film HAPPY GO LUCKY blickt der Film in das Leben einer Frau, die auf den ersten Blick anders ist, als die Menschen, die wir kennen. Doch hier lernt der Zuschauer diese unsagbar charmante junge Frau kennen und lieben und nicht von ihren Eigenarten genervt. Ganz im Gegenteil: Gabrielle muss man einfach mögen, denn ihre Energie und Lebensfreude ist ansteckend, ihre Gabe für die Musik außergewöhnlich.

Die Anfang Zwanzigjährige, die mit dem Williams-Beuren-Syndrom geboren wurde, singt in einem Chor für Menschen mit Behinderung. Dort lernte sie auch Martin kennen, ihren Freund. Für beide ist es die erste Begegnung mit der Liebe. Zart und behutsam gehen sie miteinander um, verstecken ihre Gefühle aber auch nicht vor der Welt. Doch weil sie anders sind, erlaubt ihr Umfeld ihnen nicht, ihre Liebe so zu leben, wie sie das möchten. Gabrielle aber will nicht fremdbestimmt werden, sie will einfach nur mit Martin zusammen sein. Während sie sich mit dem Chor auf ein großes Musikfestival vorbereitet, tut sie alles, um ihre Autonomie zu beweisen.

Gegen alle Vorurteile, aber auch bis an die Grenzen ihrer Fähigkeiten. Gabrielle ist eine zauberhafte Liebeserklärung an das Anderssein und an die Musik. Zu den größten Momenten des diesjährigens Filmfests Hamburg gehörte zweifelsohne die Anwesenheit der Hauptdarstellerin Gabrielle Marion-Rivard, die auch im wahren Leben mit dem Williams-Beuren.Syndrom geboren wurde. Ich benutze hier ganz bewusst nicht das Wort „leiden“, denn das macht diese umwerfende und lebenslustige Frau ganz bestimmt nicht.

Erbarmen

ERBARMEN

Schweden, Deutschland, Dänemark 2013 | 97 min | OF mit dt. UT | Kinostart: 23.01.2014

Nach einem katastrophal gescheiterten Einsatz wird Carl Mørck (Nikolaj Lie Kaas) in die Sonderabteilung Q abgeschoben. Er darf nun nicht mehr selbst ermitteln, sondern soll ungelöste Fälle möglichst schnell und geräuschlos zum Abschluss bringen. Doch es dauert nur wenige Tage, bis seine Sturheit Mørck und seinen Assistenten (Fares Fares) auf die Spur der Politikerin Lynggaard führt, die vor Jahren auf mysteriöse Weise von einer Fähre verschwunden ist. Gegen die Anweisungen tauchen die beiden Ermittler in die Tiefen von Lynggaards Vergangenheit ein – und beginnen langsam aber sicher zu verstehen, dass das Böse manchmal nur auf den richtigen Zeitpunkt wartet, bis es sich voller Grausamkeit und Horror in ein Leben drängt.

Die ausführliche Kritik zum Film gibt es hier.

Short Term 12

Short Term 12

USA 2013 | 96 min | OF mit dt. UT | Kinostart: unbekannt

Grace (Brie Larson) ist etwas über 20 und Teamleiterin bei Short Term 12, einer Auffangstation für verhaltensauffällige Jugendliche. Sie liebt ihren Job und setzt alles daran, dass sich das Schicksal ihrer Schützlinge zum Besseren wendet. An ihrer Seite arbeitet ihr langjähriger Freund Mason. Als eine Teenagerin eingeliefert wird, die durch ihr besonders gewalttätiges Verhalten aufgefallen ist, findet Grace schnell einen Draht zu ihr, da sie und das Mädchen ähnliche traumatische Erfahrungen teilen. Doch es gibt noch etwas anderes, das Grace mit sich herumträgt – und vor Mason geheim hält.

SHORT TERM 12 ist wunderbares amerikanisches Independentkino mit einer gesunden Portion Realismus, einem Hauch Humor und ganz viel Herz. Der Film war für mich persönlich einer der Highlights des diesjährigen Filmfests Hamburg. Bleibt zu hoffen, dass der Film noch einen deutschen Verleih und somit den Weg in die deutschen Kinos finden wird. Auf dem Filmfest Hamburg wurde SHORT TERM 12 mit dem NDR Nachwuchspreis ausgezeichnet.

21 Ways to Ruin a Marriage

21 Ways to Ruin a Marriage

Finnland 2013 | 93 min | OF mit dt. UT | Kinostart: unbekannt

Sanna hat klare Regeln für ihren Umgang mit Männern. Sex: ja. Zusammen aufwachen: nein. Sich verlieben: unter keinen Umständen. Die Soziologin ist der festen Meinung, dass die meisten Beziehungen früher oder später zum Scheitern verurteilt sind. Sie hat sogar eine Trennungstheorie aufgestellt, die sie im Rahmen einer Sozialstudie testet. Dazu interviewt sie verschiedene Paare vor ihrer Hochzeit und danach – wenn sie, so die Erwartung, einen von 21 Wegen gewählt haben, ihre Ehe an die Wand zu fahren. Alles läuft nach Plan, nur Aleksi, einer der Studienteilnehmer, macht Sanna einen dicken Strich durch die Theorie. Gibt es am Ende vielleicht auch 21 Wege, sich zu verlieben?

Aus Finnland kommt diese kleine, aber feine Komödie, die zwar nicht groß überrascht, aber durchaus mit der einen oder anderen kleinen Wahrheit aufwartet. Ein Film, der aber wohl leider den Weg in die deutschen Lichtspielhäuser nicht finden wird. Schade eigentlich, denn verdient hätte er es.

Venus im Pelz

Venus im Pelz

Frankreich 2013 | 96 min | OF mit dt. UT | Kinostart: 21.11.2013

Nach einem langen Tag voller Castings ist der Pariser Theaterregisseur Thomas (Mathieu Amalric) kurz davor alles hinzuwerfen. Keine der Schauspielerinnen, die sich ihm präsentieren, entspricht seinen Vorstellungen. Dann taucht Vanda (Emmanuelle Seigner) auf, die all das zu verkörpern scheint, was er zutiefst verabscheut: Sie ist naiv und einfältig, und würde vor nichts zurückschrecken, um die Rolle zu bekommen. Während der Probe beginnt zwischen beiden ein intensives Spiel, das die heimlichsten Leidenschaften weckt… Nach Der Gott des Gemetzels hat Oscar®-Preisträger Roman Polanski erneut ein Bühnenwerk verfilmt, das im Wettbewerb von Cannes bereits mit großem Applaus und stehenden Ovationen gefeiert wurde.

Auf dem Filmfest Hamburg wurde VENUS IM PELZ mit dem Art Cinema Award ausgezeichnet.

Unsere ausführliche Kritik zum Film gibt es hier.

Inside Llewyn Davis

Inside Llewyn Davis

USA 2013 | 105 min | OF mit dt. UT | Kinostart: 05.12.2013

New York, 1961. Was macht ein erfolgloser New Yorker Musiker ohne ein Zuhause? Was passiert, wenn er fast jede Nacht auf einer anderen Couch schläft und dabei mal die Frau eines Freundes schwängert und mal die Katze eines anderen aussperrt? Llewyn Davis (Oscar Isaac) lebt für die Folkmusik, doch der Durchbruch lässt auf sich warten. Nacht für Nacht sucht er einen neuen Platz zum Schlafen und landet dann meist bei befreundeten Musikern wie Jim (Justin Timberlake) und Jane (Carey Mulligan). Doch Llewyn kann seine Gefühle nur in der Musik und nicht im echten Leben äußern, und so lässt er sich weitertreiben – von New York bis Chicago und wieder zurück, ganz wie die Figuren in den Folksongs.

Unsere ausführliche Kritik zum Film gibt es hier.

Nordstrand

Nordstrand

Deutschland 2013 | 89 min | OF | Kinostart: 16.01.2014

Marten und sein Bruder Volker treffen zum ersten Mal seit Jahren im alten Haus der Eltern an der Nordsee wieder aufeinander. Ihre Mutter soll bald aus der Haft entlassen werden, wo sie seit dem Tod des Vaters sitzt. Marten möchte den jüngeren Bruder dazu bewegen, sie zusammen abzuholen. Doch Volker will davon nichts wissen. Er scheint nur gekommen zu sein, um das Haus zu verkaufen. Seiner Mutter wirft er vor, dass sie ihn als Kind nicht vor den gewalttätigen Übergriffen des Vaters beschützt hat. Auch Marten stand seinem Bruder damals nicht zur Seite. Nach und nach wird in diesem düsteren Familiendrama das wahre Ausmaß von Volkers Verletzung bewusst.

Unsere ausführliche Kritik zum Film gibt es hier.

Pionier

Pionier

Deutschland, Norwegen 2013 | 106 min | OF mit engl. UT | Kinostart: unbekannt

Norwegen 1981. In der Nordsee werden riesige Öl- und Gasvorkommen entdeckt. Peder, sein Bruder Knut und einige andere Elitetaucher sollen untersuchen, ob es für Menschen möglich ist, in 500 Metern Tiefe zu arbeiten. Besessen von ihrer Aufgabe, setzen die beiden Brüder alles daran, die gefährlichste Tauchmission der Welt zu einem Erfolg zu machen. Doch beim letzten Test-Tauchgang stirbt Knut. Als Peder herausfinden will, was genau geschehen ist, verstrickt er sich in einem Netz aus Korruption, Mord und wissenschaftlichen Rivalitäten. Schritt für Schritt enthüllt er die dunkle Seite der Ölproduktion und steht bald vor der Frage: Was ist wichtiger – die Wahrheit oder sein eigenes Leben?

Beim Filmfest Hamburg fand die Premiere dieser deutsch-norwegischen Koproduktion in Anwesenheit des Produzenten Raimond Goebel, der mit ein paar interessanten Fakten zum Film überraschte. So wurden einige der Tiefseeaufnahmen in einem Fjord auf Island gedreht, da man nur dort in der Tiefe zufrieden stellende Sichtweiten vorfand. Andere Szenen wurde dann in einem mehr oder minder großen Bassin in Pinneberg bei Hamburg gedreht, den man komplett umbaute, um eine entsprechende Dunkelheit simulieren zu können. PIONIER ist ein spannender Thiller, der einen interessanten Einblick in die Machenschaften gibt, die zum Zeitpunkt der Öl-Entdeckung in Norwegen vorherrschten.

The Scar

The Scar

Kanada 2012 | 80 min | OF mit engl. UT | Kinostart: unbekannt

Manche Filme lassen einen nur schwer wieder los. The Scar ist so einer. In der virtuosen Verschränkung von Vergangenheit und Gegenwart, Realismus und Fantasie erzählt er die Geschichte von Richard, dessen Leben sich an nur einem Abend vollständig veränderte. Der Vorfall, an dem der Mitvierziger und Amateureishockey-Torwart bis heute schwer trägt, ereignete sich in seiner Kindheit. Nach 30 Jahren kehrt er an den Ort seiner schlimmsten Demütigung zurück, um Rache zu nehmen. Ein – auch formal – sehr eindrücklicher Film, der zeigt, dass die tiefsten Wunden nicht immer die sichtbarsten sind. Und Kinderspiele nicht immer unschuldig.

THE SCAR ist einer dieser Filme, der noch lange nachwirkt. Beeindruckend verschachtelt wechselt der Film immer wieder die Perspektive und gibt so Stück für Stück mehr von seiner Geschichte preis. Auch hier wäre es ein Verlust, wenn dieser Film keinen Verleih und somit keinen Kinostart in Deutschland bekommen würde.

Devil's Knot

Devil’s Knot

USA 2913 | 114 min | OF | Kinostart: 05.06.2014

Für die Medien waren sie die „West Memphis Three“ – die Teenager, die 1993 für den grausamen Mord an drei Kindern verhaftet und später verurteilt wurden. Zu Unrecht, wie man heute weiß. Atom Egoyan erzählt die Geschichte von Hass, Diffamierung und Irrtum in einem packenden und verstörenden Drama neu. Im Mittelpunkt steht Pam (Reese Witherspoon), die Mutter eines der ermordeten Kinder. Tief erschüttert wird sie Zeugin, wie die Teenager in der Öffentlichkeit vorverurteilt und zu satanistischen Bestien hochstilisiert werden. Auch Pam ist erst von der Schuld des Trios überzeugt. Doch als sich ein Privatermittler einschaltet, der eine Reihe von Ungereimtheiten aufdeckt, kommen ihr langsam Zweifel.

Spannung pur bietet Atom Egoyan in seinem neuesten Werk und zeigt eindrucksvoll, wie schnell Menschen vorverurteilt werden können, wenn die Menschen ein Verbrechen unbedingt verdrängen wollen. Sind die Täter erst einmal ermittelt, kann man schließlich zum Alltag zurückkehren. Aber wer denkt an die zu Unrecht Beschuldigten? DEVIL’S KNOT dreht in den Gehirnwindungen des Zuschauers noch lange nach Filmende seine Runden. Zu Recht.

The Way Way Back

The Way Way Back

USA 2013 | 103 min | OF | Kinostart: 05.12.2013

Die Sommerferien stehen an. Für den 14-jährigen, eher etwas schüchternen Duncan heißt das, diese gemeinsam mit seiner Mutter Pam (Toni Collette), ihrem neuen Freund Trent (Steve Carell) und dessen Tochter Steph in einem Ferienhaus am Meer zu verbringen. Da Duncan weder mit dem sehr dominanten Trent noch mit der pubertierenden und ihn ignorierenden Steph so richtig zurechtkommt und überall aneckt, verbringt er seine Zeit lieber im Aquapark „Water Wizz“. Als er hier auf Owen, einen sorglosen Angestellten des Parks, trifft und sich mit ihm und dem restlichen Personal anfreundet, scheint der Sommer doch noch einige positive Überraschungen für Duncan bereit zu halten.

Unsere ausführliche Kritik zum Film gibt es hier.

Traffic Department

Traffic Department

Polen 2013 | 117 min | OF mit engl. UT | Kinostart: unbekannt

Król arbeitet bei einer Polizeidienststelle in Warschau, in der Korruption, Drogen und Sex mit Prostituierten an der Tagesordnung sind. Als einer seiner Kollegen tot aus einem Fluss gefischt wird, fällt der Verdacht fälschlicherweise auf den Polizisten, da der Ermordete ein Verhältnis mit Króls Frau hatte. Król flieht, um den Fall auf eigene Faust aufzuklären, und stößt auf einen Sumpf krimineller Machenschaften von internationalem Format.

In Polen war TRAFFIC DEPARTMENT mit 1,5 Millionen Besuchern ein echter Hit und das wohl auch zu Recht. Rasant geschnitten und ohne Kompromisse zeigt Regisseur und Drehbuchautor Wojtek Smarzowski einen Einblick in die korrupte Welt der Warschauer Polizei, verliert dabei aber auch nicht den Humor aus den Augen. In den deutschen Kinos wäre ein solcher Filmwirklich einmal eine willkommene Abwechslung zum hollywoodschen Einerlei – wenn sich denn ein Verleih erbarmen würde…

Metro Manila

Metro Manila

Philippinen, UK 2013 | 114 min | OF mit dt. UT | Kinostart: unbekannt

Oscar Ramirez verlässt mit seiner Frau und zwei kleinen Töchtern sein armseliges Dorf im Norden der Philippinen, um in Manila Geld zu verdienen. Der glühend heiße Riesenmoloch überfordert die Neuankömmlinge völlig, sie sind leichte Beute für Geschäftemacher und Betrüger. Doch als Oscar eine feste Stelle bei einer Sicherheitsfirma findet, scheint sich alles zum Guten zu wenden. Bald stellt sich heraus, dass der neue Job direkt in die brutale Welt des Verbrechens führt. Ein Thriller, aber auch ein Drama über die Ausweglosigkeit von Menschen in Not, die nur ihr Überleben als Familie sichern wollen, aber so gut wie keine Chance bekommen.

Was für ein Film! METRO MANILA hat sich unter den Kritikerkollegen des Filmfests schnell als Geheimfavorit herumgesprochen. Der Film erzeugt eine unheimliche Wucht und trifft den Zuschauer vollends. Ein starkes Stück Film, das zu Recht mit dem Preis der Hamburger Filmkritik ausgezeichnet wurde.

Filmstadt

Filmstadt

Deutschland 2013 | 108 min | OF | Kinostart: unbekannt

Die Schauspielerin Melinda und der Ex-Filmstudent George sind übergangslos von der „Generation Praktikum“ in der „Generation Existenzangst“ gelandet. Melinda hat ihr WG-Zimmer in Hamburg gekündigt und bricht nach Berlin auf, schafft es aber gerade mal bis zu ihrer Schwester aufs Land. George hat keine Aufträge, jobbt in einer Videothek und trauert seiner coolen Studienzeit hinterher. In vier Episoden kämpfen sich die beiden durch Hamburgs Film- und Fernsehwelt.

Hmmm – was soll man von diesem Werk halten? Positiv anrechnen kann man man FILMSTADT, dass hier ein paar Hamburger Filminteressierte ihren Blick auf die Filmstadt Hamburg auf die Leinwand gebracht haben. Doch schon kommt das „Aber“… Warum musste das Ganze in einem so weichgewaschenen Soap-Niveau daherkommen, dass selbst „Guten Zeiten, schlechte Zeiten“ wie ein literarischer Erguss wirkt? Schade eigentlich, denn das Thema hätte durchaus Potential. Aber gewollt ist eben nicht gekonnt.

How to Disappear Completely

How to Disappear Completely

Philippinen 2013 | 79 min | OF mit engl. UT | Kinostart: unbekannt

Im philippinischen Hinterland träumt ein junges Mädchen davon, einfach zu verschwinden. Immer wieder stiehlt sie sich zum nächtlichen Versteckspiel in die Wälder. Verständlich: Der Vater amüsiert sich mit Schnaps und seinen Freunden bei Hahnenkämpfen, die Mutter deklamiert laut aus der Bibel. Nach einer Theateraufführung überschlagen sich die Ereignisse: Menschen verschwinden plötzlich. In diesem fragmentarischen Horrorfilm verwebt Raya Martin Elemente der südostasiatischen Mythologie mit omnipräsentem Katholizismus und Referenzen an den klassischen amerikanischen Genrefilm.

HOW TO DISAPPEAR COMPLETELY war leider einer der Tiefpunkte des diesjährigen Filmfests Hamburg. Während die Inhaltsangabe noch durchaus interessant klingt, entwickelt sich der Film zu einem Wirrwarr aus Erzählungen, die wahrscheinlich nur einen Sinn ergeben, wenn man vorher Filmbeginn Unmengen verbotener Halluzinogene zu sich genommen hat. Hätte ich nicht auf dem ungünstigsten Platz gesessen, hätte ich das Kino schon weit vor Ende verlassen…

Nebraska

Nebraska

USA 2013 | 115 min | OF mit dt. UT | s&w | Kinostart: 16.01.2014

Woody Grant (Bruce Dern) ist nicht mehr ganz zurechnungsfähig. Das finden zumindest seine Frau und seine beiden Söhne. Vor allem, als der kauzige Alte einen Werbebrief mit einem angeblichen Lottogewinn für bare Münze nimmt und sich persönlich seine Million in Nebraska abholen will. Sein Sohn David erbarmt sich schließlich und setzt sich mit dem Vater ins Auto. Als sie unterwegs in Woodys alter Heimat einen Zwischenstopp einlegen, weiß bald der halbe Ort über den angeblichen Gewinn Bescheid. Verwandte und Freunde feiern den künftigen Millionär – und schielen mehr oder weniger offen auf das Geld. David versucht zwar vergeblich, den Irrtum aufzuklären, macht aber nach und nach einen echten Gewinn: Er lernt seinen Vater ganz neu kennen.

Unsere ausführliche Kritik zum Film gibt es hier.

2 Autumns 3 Winters

2 Autums 3 Winters

Frankreich 2013 | 93 min | OF mit engl. UT | Kinostart: unbekannt

Eine Geschichte über drei Freunde und zwei Katastrophen. Da ist Arman, Mitte dreißig, ein gutmütiger Loser und Single, der sein Leben ändern will und erstmal mit dem Joggen anfängt. Dabei macht er die Bekanntschaft von Amélie, verliert sie wieder aus den Augen und begegnet ihr bei einem Überfall erneut. Und da ist Benjamin, Armans Freund von der Kunsthochschule, der einen Schlaganfall erleidet und sich erst nach und nach wieder zurückkämpft. Drei Menschen in der Dreißigerkrise, deren Leben so verwickelt und verschroben und traurig komisch ist wie der Film selbst.

2 AUTUMS 3 WINTERS ist wieder einer dieser seltsamen, französischen Filme. Bitte nicht falsch verstehen, ich mag französische Filme. Sehr sogar. Aber hin und wieder gibt es diese seltsam verschrobenen Filme wie diesen hier. Während des gesamten Films wird die Geschichte von den Protagonisten interviewartig erzählt, was irgendwann beim Zuschauer zu einer gewissen Ermüdung führt, die dann irgendwann in Gleichgültigkeit mündet. Und das ist anstrengend. Äußerst anstrengend.

Age of Panic

Age of Panic

Frankreich 2013 | 94 min | OF mit dt. UT | Kinostart: unbekannt

Sonntag, 6. Mai, 2012. Frankreich am Tag der Präsidentenwahl. Die Fernsehjournalistin Laetitia will gerade von ihrer Wohnung in die Rue de Solférino zur Großkundgebung von François Hollande aufbrechen, als ihr Ex-Mann Vincent auftaucht. Er hat die Trennung noch nicht überwunden, ist total deprimiert – und will seine beiden Töchter sehen. In dieser aufgeladenen Stimmung entspinnt sich ein Sorgerechtsstreit, der immer groteskere Formen annimmt. Zum vollendeten Chaos tragen bei: Zwei aufgedrehte Gören, ein überforderter Babysitter, ein aufdringlicher neuer Liebhaber, ein miesepetriger Anwalt – und eine Grande Nation, tief zerrissen zwischen Aufbruch und Depression.

Regisseurin Justine Triet wählt einen durchaus interessanten Ansatz, in dem die die Zerrissenheit der Nation auf einzelne Figuren ihres Dramas überträgt. Doch leider wirkt AGE OF PANIC hier und dort ein wenig holprig. Zudem kann man die ewig gleichen Streitereien und Vorwürfe irgendwan nicht mehr ertragen. Das mag zwar die Lage der Nation widerspiegeln, nervig ist es aber trotzdem.

Sex, Drugs & Taxation

Sex, Drugs & Taxation

Dänemark 2013 | 110 min | OF mit engl. UT | Kinostart: unbekannt

Sie sind das Spektakulärste, das Dänemark in den 60er Jahren zu bieten hatte. Zwei berüchtigte Außenseiter und Aufreger: Simon Spies und Mogens Glistrup. Spies ist der Hippie mit Geschäftssinn, auf Eklats und schöne Frauen abonniert. Glistrup ist der Anwalt mit politischen Ambitionen, vorderhand seriös, aber nicht weniger exzentrisch. Die beiden Freunde gründen die Reiseagentur „Spies Travel“ und machen sie zum erfolgreichsten Reiseveranstalter Skandinaviens. Doch dann bekennt Glistrup öffentlich, dass er keine Steuern zahlt, und setzt noch einen drauf: Niemand sollte Steuern zahlen. Eine Provokation zu viel.

Die Skandinavier waren schon immer dafür bekannt, schrille, komische und zugleich tragische Filme hervorzubringen. Man denke beispielhaft nur an IN CHINA ESSEN SIE HUNDE oder andere. SEX, DRUGS & TAXATION springt gekonnt auf genau diesen Zu auf und verblüfft ungemein. Man mag kaum glauben, dass der Film auf einer wahren Geschichte basiert. Herrlich skurriles und sehenswertes Kino aus Dänemark.

Good to Go

Good to Go

Kroatien, Slowenien 2012 | 100 min | OF mit dt. UT | Kinostart: unbekannt

Bei Ivan zeigen die Mundwinkel immer nach unten. Er ist ein verwitweter, grantiger Alter Ende 70, der früher Musiklehrer war und nun – ebenso wie seine Kinder – findet, dass es Zeit ist zu gehen: So kauft er sich einen Grabplatz auf dem Friedhof – in bester Lage mit Blick auf die Berge – und zieht in ein Altersheim. Doch Ivans Plan, sein Leben gewissermaßen geschäftsmäßig ausklingen zu lassen, geht gründlich schief. Denn bei einem Computerkurs, auf den er eigentlich überhaupt keine Lust hatte, lernt er eine Heimbewohnerin kennen und mit ihr ein Gefühl, das er gar nicht mehr kannte: Spaß.

Seien wir doch mal ehrlich: wir alle haben gängige Vorstellungen vom Altsein. Was aber passiert, wenn diese Vorstellungen über den Haufen geworfen werden, zeigt auf charmante und liebenswerte Art und Weise der kroatisch-slowenische Film GOOD TO GO.

Für mich ein mehr als passender Abschluss des Filmfests Hamburg 2013. Freuen wir uns also auf das Filmfest Hamburg 2014, das vom 25. September bis zum 4. Oktober 2014 stattfindet.

Im Rahmen der Berichterstattung

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