Filme über die Magie des Kinos sind für uns Zuschauer immer ein Fest – so auch EMPIRE OF LIGHT von Sam Mendes. Der Starregisseur und Oscar-Preisträger – seine bekanntesten Filme sind „American Beauty“, „Skyfall“ und „1917“ – hat sich nach eigenem Drehbuch vor dieser gerade mal 130 Jahre alten Kunstform verbeugt – und vor den Gebäuden, in denen man diese Werke betrachten kann und die man auch „Lichtspielhäuser“ nennen darf.
Margate, ein Seebad an der englischen Südostküste, zu Beginn der 1980er-Jahre. Nach längerer Abwesenheit wegen einer psychischen Erkrankung kehrt die nicht mehr ganz junge Hilary (Olivia Colman) an ihre alte Wirkungsstätte zurück: Sie ist Angestellte im „Empire“, einem wunderschönen, aber in die Jahre gekommenen Art-déco-Filmpalast direkt an der Seepromenade. Als Assistentin ihres skrupellosen Chefs Donald Ellis (Colin Firth) kümmert sie sich um alles, und erträgt dabei auch stoisch Ellis’ sexuelle Übergriffe, die er ihr aufnötigt. Hilary ist bei allen beliebt, und zum Vorführer Norman (Toby Jones) hat sie ein besonderes Vertrauensverhältnis. Doch auch er ist über ein besonderes Phänomen irritiert: Hilary hat im „Empire“ in all den Jahren noch keinen einzigen Film angeschaut.
Ellis stellt mit dem Farbigen Stephen (Micheal Ward) einen jungen Mann ein, der Hilary unterstützen soll. Gleich am ersten Tag führt sie ihn durch alle Räume des gewaltigen Gebäudes. Zwei der vier Kinosäle sind längst geschlossen, und auch der Festsaal im obersten Stockwerk steht seit Jahren leer. Das Unglaubliche geschieht: Die Frau in den besten Jahren und der junge Farbige verlieben sich und beginnen eine zarte Romanze. Sie muss miterleben, wie Stephen von prolligen Rassisten erst gehänselt und dann krankenhausreif zusammengeschlagen wird. Diese Liebe wird keine Zukunft haben.
Am Ende belohnt Norman Hilary mit einer noblen Geste. In einer Privatvorführung nur für sie zeigt er den Peter-Sellers-Film „Willkommen, Mr. Chance“ (Originaltitel: „Being There“).
Auch wenn die Liebesgeschichte mit einer zauberhaften Olivia Colman scheinbar im Mittelpunkt steht – die Hauptrolle spielt der Filmpalast. Star-Kameramann Roger Deakins hat die Fahrten durch das wunderschöne Gebäude in zarte Farben getaucht – ein wahres Fest fürs Auge. Hier haben sich mit Mendes und Deakins zwei Männer gefunden, die wissen, was das Kino ausmacht. Solange es Filme wie EMPIRE OF LIGHT gibt, müssen wir uns über die Zukunft des Kinos keine Sorgen machen. Dieses Erlebnis kann kein Fernsehschirm ersetzen!