Der Chilene Pablo Larrain („¡No!“, „Jackie“) ist bekannt für seine sperrigen Arthaus-Filme. Eine normale Dramaturgie darf man bei ihm nicht erwarten. Auch sein neues Werk ist gewöhnungsbedürftig. Protagonistin ist die junge Tänzerin Ema (Mariana Di Girolamo), die in der chilenischen Hafenstadt Valparaíso leidenschaftlich für eine Aufführung trainiert, choreografiert von ihrem Ehemann Gastón (Gael García Bernal). Nachdem ihr achtjähriger Adoptivsohn Polo in ihrem Haus Brand gelegt und dabei ihre Schwester schwer verletzt hatte, musste sie Polo notgedrungen wieder ins Waisenhaus zurückgeben, was sie inzwischen zutiefst bereut. Als Kompensation mutiert sie selbst zum Feuerteufel, indem sie öffentliche Gegenstände abfackelt. Die rätselhafte erste Szene des Films zeigt eine brennende Verkehrsampel.
Langsam wird klar, dass Ema eine komplizierte Intrige anzettelt, um Polo zurückzubekommen. Diese vertrackten Szenen werden immer wieder mit wilden Streetdance-Sequenzen konterkariert, in denen Ema und ihre Truppe zur Musik des Reggaeton die Straßen Valparaísos aufmischt.
Ema ist eine schwer zu entschlüsselnde Figur: abweisend, sexsüchtig, egozentrisch, fast manisch in ihrer künstlerischen Ausstrahlung. Larrain gelingt hier das gnadenlose Porträt einer Frau jenseits aller Konventionen. Man muss Ema nicht mögen, Pablo Larrain tut es.
Ema (Chile 2019)
107 Minuten
Drama
Pablo Larraín
Pablo Larraín
Mariana Di Girolamo, Gael García Bernal, Paola Giannini, Santiago Cabrera, Cristián Suárez
Koch Films GmbH