Wie muss sich eine junge Deutsch-Kurdin fühlen, die spürt, weder in Deutschland noch in der Türkei zu Hause zu sein? Reicht es da wirklich, trotzig die sprichwörtlichen „Ellbogen“ zu gebrauchen? Oder hat das Mädchen nicht den Hauch einer Chance? Mit viel dramatischem Gespür und unverbrauchten Jungdarstellerinnen hat die Regisseurin Aslı Özarslan in ELLBOGEN nach dem gleichnamigen Roman von Fatma Aydemir ein düsteres Frauenschicksal verfilmt.
Trotz vieler Bewerbungen wird die Berlinerin Hazal (Melia Kara) zu keinem einzigen Gespräch eingeladen. Und auch das Job-Center legt ihr mit bizarren Bildungsmaßnahmen ständig Steine in den Weg. Doch so schnell lässt sich Hazal nicht unterkriegen. Ihren 18. Geburtstag will sie mit ihren Freundinnen Elma (Jamilah Bagdach) und Gül (Asya Utku) groß feiern. Todschick aufgedonnert landen die drei vor einem angesagten Nachtclub – werden aber vom Türsteher eiskalt abgewiesen. Frustriert machen sich die Freundinnen auf den Heimweg. Doch in der U-Bahn-Station werden sie von einem betrunkenen Studenten angemacht. Den ersten Angriff können sie zwar abwehren, aber der junge Mann lässt nicht locker. Wutentbrannt stößt Hazal ihn aufs Gleisbett.
Panisch flieht Hazal vom Tatort und steigt aus Angst vor den Folgen noch in der gleichen Nacht in den Fernbus nach Istanbul. Endlich angekommen, fühlt sie sich als Kurdin aber auch dort als Fremde. Das bisschen Geld, das sie dabei hatte, ist bald aufgebraucht. Was folgt, ist ein Kampf ums nackte Überleben…
Nach ihrem Diplomabschlussfilm „Dil Leyla“ (2016) hat Aslı Özarslan mit ELLBOGEN jetzt ihr Spielfilmdebüt vorgelegt, das bei der diesjährigen Berlinale seine Weltpremiere feierte. Das intensive Sozialdrama zeigt uns die Metropolen Berlin und Istanbul von ihrer rauen Seite (Kamera: Andaç Karabeyoğlu-Thomas). Doch nicht immer kann die Regisseurin dabei ihren didaktischen Zeigefinger verleugnen. Immerhin: Hauptdarstellerin Melia Kara als Hazal spielt grandios!
Ellbogen (Deutschland 2024)
86 Minuten
Drama
Aslı Özarslan
Claudia Schaefer, Aslı Özarslan, nach dem gleichnamigen Roman von Fatma Aydemir
Melia Kara, Jamilah Bagdach, Asya Utku, Nurgül Ayduran, Doğa Gürer, Mina Özlem Sağdiç, Jale Arikan, Ali Emre Şahin, Ercan Karaçayli, İdil Baydar (Gilet Ayse), Shadi Eck, Haydar Şahin, Orhan Kiliç, Katrine Eichberger, Jörg Pintsch, Denis Riffel
jip film & verleih GbR