EIFF 2016 – Tag 9

Der neunte Tag beginnt mit einem kleinen Glücksfall. Frühes Aufstehen und rechtzeitiges Erscheinen am Delegate’s Desk sichert mir tatsächlich das letzte Ticket des In-Person-Events am Abend mit Kevin Smith. Wie inspirierend diese Veranstaltung werden wird, ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt. Doch vorher gab es noch die folgenden drei Filme: THE WHITE KING, MY FERAL HEART und NEITHER WOLF NOR DOG. Zu letzterem gibt es erst am Freitag eine Meinung nach der Premiere. Außerdem darf ich heute aber auch endlich über die Filme AWAY, KIDS IN LOVE und PALE STAR sprechen. 

 

The-White-King

THE WHITE KING

Großbritannien 2016, 89 Minuten
Regie: Alex Helfrecht, Jörg Tittel
Besetzung: Agyness Deyn, Lorenzo Allchurch, Fiona Shaw, Greta Scacchi, Jonathan Pryce

Als sie in einer futuristischen Welt als Verräter gebrandmarkt werden, macht sich Hanna gemeinsam mit ihrem Sohn auf die Suche nach ihrem Mann und seinem Vater.

Mir war der Roman von György Dragomán bislang kein Begriff, obwohl dieser offenbar bereits mehrfach ausgezeichnet worden ist. THE WHITE KING erinnert ein wenig an all die anderen dystopischen Jugendfilme, die es in den vergangenen Jahren gegeben hat. Wirklich neue Aspekte bringt dieser Film dem Genre sicherlich nicht, aber man erkennt klar, dass sich die Macher extrem viel Mühe gegeben haben. Bleibt abzuwarten, ob dieser Film auch seinen Weg in die deutschen Kinos finden wird. (3.0/5)

 

My-Feral-Heart

MY FERAL HEART

Großbritannien 2015, 83 Minuten
Regie: Jane Gull
Besetzung: Steven Brandon, Pixie le Knot, Shana Swash, Will Rastall, Eileen Pollock, Suzanna Hamilton

Ein schmerzlicher Verlust verschlägt Luke, einen leidenschaftlich unabhängigen jungen Mann mit Down Syndrom in eine neue Umgebung. Dort erhält er unerwartet Hilfe von einer resoluten Pflegerin und einem örtlichen jungen Erben, der gegen seine eigenen Dämonen kämpft. Während sich Freundschaften entwickeln und lange verborgene Geheimnisse offenbart werden, wandelt Luke nahe an einer Katastrophe.

Kaum zu glauben, dass ich diesen Film beinahe verpasst hätte. Im ersten Moment dachte ich an andere Filme mit dem Thema Down Syndrom, bei denen man als Zuschauer zumeist zur Scham verurteilt ist und in denen es nur darum geht, Mitleid zu erregen, Nicht so in diesem Film. Gleich zu Anfang wird klar, dass Luke sein Leben komplett im Griff hat und sich liebevoll um seine kranke Mutter kümmert. Als diese stirbt, traut ihm zunächst niemand seine Selbständigkeit zu und als Zuschauer möchte man ihnen so gerne entgegenrufen: „Schaurt Euch diesen Mann doch erst einmal genau an!“. Die Geschichte, die sich daraufhin entwickelt, ist extrem liebenswert und man kann gar nicht anders, als Luke in sein Herz schließen. Besonders einzigartig ist auch, dass die Regisseurin Jane Gull einige Dinge gar nicht weiter erklärt, sondern einfach geschehen lässt. Wenn wir alle ein solch großes, ungezähmtes Herz hätten, wie Luke, wie wunderschön könne diese Welt doch sein. (5.0/5)

 

Away

AWAY

Großbritannien 2016, 110 Minuten
Regie: David Blair
Besetzung: Timothy Spall, Juno Temple, Matt Ryan, Hayley Squires, Terry Stone, Joanna Roth, Susan Lynch

Joseph ist nach Blackpool gekommen, dem Ort, an dem er und seine Frau die schönsten Momente verbracht haben, um sich umzubringen. Dort trifft er auf Ria, die gerade versucht, ihrem aggressiven Ex-Freund zu entkommen. Zwei verlorene Seelen, die dem jeweils anderen eine gewissen Sinn für Hoffnung geben.

Dass Timothy Spall einer der größten britischen Charakterdarsteller ist, sollte jedem Filmfan bekannt sein. Auch hier zeigt er sich wieder einmal in eindrucksvoller Verfassung als trauernder Witwer, der nichts mehr zu verlieren hat. Aber auch Juno Temple überrascht in ihrer Darstellung der abgefuckten Ria. Obwohl beide nichts zu verlieren haben, entwickelt sich ganz sanft eine Freundschaft, von der beide profitieren. Vor der zeitweise fast surreal wirkenden Kulisse Blackpools hat Regisseur David Blair hier ein kleines Meisterwerk geschaffen, das ohne viel Aufregung eine eindrucksvolle Geschichte erzählt. (4.5/5)

 

Kids-in-Love

KIDS IN LOVE

Großbritannien 2016, 85 Minuten
Regie: Chris Foggin
Besetzung: Will Poulter, Alma Jodorowsky, Jamie Blackley, Cara Delevingne

Als Jack auf Evelyn trifft, wird er durch sie in wunderbaren Vorzüge hineingezogen, die London zu bieten hat. Desinteressiert an den Plänen, die seine Eltern für ihn haben, wird Jack mehr und mehr in die dunklen Geheimnisse dieses alternativen Kreises eingeweiht.

Dieser Film entzweit mich ein wenig. Einerseits wirkt die Geschichte der beiden Verliebten arg interessant, nur um dann im gleichen Moment wieder ins Unglaubwürdige zu wechseln. In der Summe fehlt dem Film ein wenig die Stringenz und die Logik, aber den Jungarstellern schaut bei diesem Regiedebut trotz alledem irgendwie gerne zu. (3.0/5)

 

Pale-Star

PALE STAR

Großbritannien/Island 2015, 80 Minuten
Regie: Graeme Maley
Besetzung: Þrúður Vilhjálmsdóttir, Isabelle Joss, Þröstur Leó Gunnarsson, Iain Robertson, Freyja Björk Guðmundsdóttir

Die Touristin Molly flieht vor ihrem gewalttätigen Ehemann Kurt und lässt diesen eingesperrt im Wohnwagen zurück. Während Sie Hilfe von der Einheimischen Solveig erhält, entkommt Kurt und wird von ihrem Liebhaber Ari mitgenommen, der ihn letztendlich zu Solveigs Haus bringt, Geheimnisse werden offenbart und die Gewalt ist niemals weit entfernt in diesem brodelnden Drama.

Hmm. Irgendwie hatte ich mir diesen Film ein wenig anders vorgestellt. Zumindest hatte ich nicht an einen Film gedacht, in dem so gut wie kein Wort fällt. Das mag künstlerisch wertvoll sein, gepackt hat mich der Film aber leider überhaupt nicht. (2.5/5)

 

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