Nach einem Tag der Entspannung ging es heute – in erster Linie auf Grund des zurückgekehrten Regens wieder in die Kinos der Stadt. Zusehen gab es dann tatsächlich fünf Highlights am Stück: YOGA HOSERS, ZERO DAYS, STICKY NOTES, SPARROWS und PIKADERO.
USA 2015, 88 Minuten
Regie: Kevin Smith
Besetzung: Harley Quinn Smith, Lily-Rose Depp, Johnny Depp, Natasha Lyonne, Haley Joel Osment, Justin Long, Vanessa Paradis
Was machst Du, wenn ein Schwarm von Nazi-Bratwurst-Figuren den Laden Deines Vaters übernehmen, Deine Satan verehrende Freunde töten? Für die beiden Colleens ist das einfach: Sich mit dem merkwürdigen Ermittler Guy Lapointe zusammentun, die Handys ausschalten und all die erlernten Yoga-Positionen im Nahkampf einsetzen.
Der zweite Teil seiner True North Trilogie ist nach TUSK noch ein Stückchen abgefahrener und gewitzter. Harley Quinn Smith und Lily-Rose Depp erweisen sich als perfekte Besetzung für diese abgedrehte Irrfahrt durch die Hinterwelt Kanadas. Kevin Smith beweist hier erneut, dass er ein ganz eigene Vorstellung eines guten Filmes hat und irgendwie bin ich verdammt froh, dass es genau solche Filmemacher gibt, denn ohne sie hätten wir es vermutlich nur noch mit französischen Wohlfühlkomödien, glattgebügelter Hollywood-Fließbandware oder extrem realistischen Alles-ist-schlecht-Filmen. Nicht dass ich diesen drei Kategorien nicht auch etwas abgewinnen könnte – aber einfach einmal richtig gepflegt über genialen Schwachsinn ablachen, das würde mir fehlen. Warten wir also auf das Finale der Trilogie, denn die beiden Colleens sollen in MOOSE JAWS zurückkehren, wie der Abspann verrät. (5.0/5)
USA 2016, 116 Minuten
Regie: Alex Gibney
Herzlich Willkommen zur Cyber Apokalypse. Basierend auf den Nachforschungen von David Sanger von der New York Times, sowie Dokumenten, die über Edward Snowden geleakt worden sind, richtet der profilierte Dokumentarfilmer Alex Gibney sein Augenmerk auf die düstere Welt des staatlichen Cyper-Terrorismus. Dabei beschäftigt er sich primär mit dem Ursprung und den Zielen des Computerwurms Stuxnet, der anscheinend den Iran und dessen nukleare Anlagen als Ziel hatte.
Sachlich bringt Gibney die Hintergründe zu Stuxnet zusammen und zeigt, wie verlogen die Welt des staatlichen Cyber-Terrorismus ist. Die häufigste Aussage im Film istr daher auch „Das weiß ich nicht“ und „Selbst wenn ich es wüsste, dürfte ich es Ihnen nicht sagen“. Das ist auf Dauer etwas ermüdend, erklärt aber die mindestens eine halbe Stunde zu lange Laufzeit von knapp zwei Stunden. Die größten Teile der Doku sind aber extrem interessanr, faszinierend, aber auch erschreckend. Das Schlimmste daran ist aber wohl, dass sich alles durchaus stimmig und logisch anhört. (3.0/5)
USA 2016, 94 Minuten
Regie: Amanda Sharp
Besetzung: Ray Liotta, Rose Leslie, Justin Bartha, Gina Rodriquez
Die Tänzerin Athena kämpft hart für ihren Durchbruch in Los Angeles, bis sie der Anruf ihres Vaters aus Florida erreicht. Er ist an Krebs erkrankt und möchte, dass sie sich um ihn kümmert. Als sich jedoch die Chance ihres Lebens ergibt, hat sie das Gefühl, dass sie sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen kann.
Wieder einmal entpuppt sich ein auf den ersten Blick durchschnittlicher Film als wunderbare Perle des Festivals. Was sich anhört, wie ein typisches Vater-Tochter-Drama mit der entsprechenden Prise tödlicher Krankheit, ist dann plötzlich ein unglaublich cleveres Drama mit beeindruckenden Darstellern. Rose Leslie, die mir bislang nicht geläufig war, spielt gemeinsam mit einem faszinierenden Ray Liotta zauberhaft auf als kämpfende Tänzerin mit dem Herz am rechten Fleck. Mehrfach überrascht die Regisseurin Amanda Sharp mit Teilen der Handlung, die völlig untypisch für einen Hollywood-Film sind. Am Ende wartet der Film dann mit einem kleinen Mini-Twist auf, der der ganzen Geschichte noch einmal eine besondere Tiefe verleiht. (4.5/5)
Island / Dänemark / Kroatien 2015, 99 Minuten
Regie: Frúnar Rúnarsson
Besetzung: Atli Óskar Fjalarsson, Ingvar E Sigurðsson, Kristbjörg Kjeld, Rade Šerbedžija, Rakel Björk Björnsdóttir
Als sich seine Mutter mit ihrem neuen Ehemann nach Afrika aufmacht, wird Ari zu seinem versoffenen Vater, den er kaum kennt, in ein abgelegenes isländisches Dorf geschickt. Die Landschaft mag hier besonders schön sein, aber die Einwohner bekämpfen das ständige Licht im Sommer mit Mengen von Alkohol.
SPARROWS ist ein Film, der einen mächtig nach unten zieht und bei dem es schwer fällt, Worte dafür zu finden. Was den Jungendlichen hier angetan wird, ist nur schwer zu verkraften. Daher belasse ich es hier mit einer kurzen Kritik und merke lediglich an, dass mich der Film von Rúnar Rúnarsson nachhaltig beeindruckt hat. (4.0/5)
Großbritannien/Spanien 2015, 97 Minuten
Regie: Ben Sharrock Besetzung: Joseba Usabiaga, Barbara Goenaga, Lander Otaola, Zorion Equileor, Itziar Lazkano, Peio Arnaez
Als sich Gorka und Ane kennenlernen, möchten Sie liebend gerne Zeit zu zweit verbringen. Doch die Suche nach einem einsamen Ort wird bei jedem Versuch immer wieder von allen Seiten torpediert.
Der schottische Regisseur Ben Sharrock hat mit PIKADERO eine wundervoll absurde Komödie geschaffen. Sharrock porträtiert die Wirtschaftskrise im spanischen Baskenland durch zwei Figuren, die völlig unterschiedlich mit der Situation umgehen. Während sie überlegt, nach Schottland zu gehen um die englische Sprache besser zu lernen, sitzt er die Krise schlichtweg aus. Emotionen zu zeigen, scheint für ihn fast unmöglich, während sie das totale Gegenteil ist. Sharrock erzählt seine Geschichte extrem entschleunigt und setzt voll und ganz auf absurde Situationen und diverse kleine Bilder. Das ist mehr als gelungen und äußerst erfrischend. (4.0/5)