Zwei deutschstämmige Paare, eine entlegene, fast unbewohnte Insel, ein eskalierender Streit und am Ende mehrere Tote: Diese wahre Geschichte aus den 1930er-Jahren, die nie ganz aufgeklärt wurde, nahm US-Regisseur Ron Howard zum Anlass, den Abenteuerfilm EDEN zu drehen – eine skurrile Mischung aus Robinsonade und Agatha-Christie-Krimi.
Der Berliner Arzt Friedrich Ritter (Jude Law) und seine an Multipler Sklerose erkranke Geliebte Dore Strauch (Vanessa Kirby) fliehen vor den Unruhen in Deutschland – dem Ende der Weimarer Republik und dem Erstarken der NSDAP – auf die unbewohnte Pazifikinsel Floreana im Galápagos-Archipel, um ein neues Leben jenseits zivilisatorischer Konventionen zu beginnen. Dort will der Möchtegernphilosoph ein Manifest schreiben, um seine bizarren Thesen in die Welt schicken zu können.
Im fernen Deutschland erscheint ein Ritter-Artikel, der den Weltkriegsveteranen Heinz Wittmer (Daniel Brühl) dazu inspiriert, gemeinsam mit seiner sehr viel jüngeren Frau Margret (Sydney Sweeney) und Sohn Harry (Jonathan Tittel) ebenfalls dorthin auszuwandern. Eines Tages stehen die Wittmers vor Ritters Gartenpforte, wo sie von einem unwirschen Hausherrn empfangen werden – und zwar komplett nackt. (Hier will wohl Jude Law Lars Eidinger nachahmen.) Um die ungebetenen Gäste schnell wieder loszuwerden, empfiehlt er der Familie als Bleibe eine entfernt gelegene Höhle. Ein perfider Plan: Dort gibt es kein Wasser, aber viele Moskitos.
Doch Heinz erweist sich als der wahre Robinson: Er baut eine hölzerne Wasserrinne von der Quelle bis zum mit seinen eigenen Händen gezimmerten Haus und legt Beete an, um autark Gemüse zu züchten. Im Gegensatz dazu ernähren sich Friedrich und Dora immer noch von den mitgebrachten Konserven. Unter dem Einfluss der beiden Frauen nähern sich die männlichen Streithähne zwar allmählich einander an, aber der Scheinfriede endet, als die mysteriöse selbsternannte Baronin Eloise Wehrborn de Wagner-Bosquet (Ana de Armas) auf der Insel erscheint, um am Strand ein Luxus-Resort für die Reichen der Welt zu errichten. In ihrem Gefolge sind ihre beiden Liebhaber Rudolf (Felix Kammerer) und Robert (Toby Wallace), die mehr am Sex als an Arbeit interessiert sind.
Die kapriziöse Schöne zerstört mit fiesen Methoden das fragile Gleichgewicht der Inselbewohner, indem sie die anderen gegeneinander ausspielt. Sie zettelt ein Netz aus Intrigen an – Eitelkeiten, Manipulation und Habgier bestimmen von nun an das Inselleben. Und dann gibt es Tote…
Was hat Regisseur Ron Howard („Apollo 13“) daran gereizt, diese obskure Story – bekannt als „Galápagos-Affäre“ – zu verfilmen? Waren es die exotischen Schauplätze, die berühmten Stars am Set oder der nie geklärte Kriminalfall? Gedreht wurde übrigens im australischen Queensland. Mit all seiner Routine präsentiert er uns eine bunte Mischung aus Survival-Thriller, Erotik, Philosophie und Mordlust. Virtuos fügt er sogar Dokumentaraufnahmen in Schwarz-Weiß ein – echt oder inszeniert? (Denn es existieren tatsächlich Amateurfilme mit den damaligen Beteiligten.)
So bleibt am Ende eine Geschichte über die Zerstörung eines Garten Eden, die uns Zuschauer – seien wir ehrlich – nicht besonders vom Hocker reißt. Immerhin: Ron Howard bietet klassisches Unterhaltungskino! Und die überragende Sydney Sweeney stiehlt in ihrer Rolle all ihren Kolleg:innen die Schau. Wie sie als hochschwangere Margret im Stall ohne fremde Hilfe ihr Kind zur Welt bringt, ist grandiose Schauspielkunst. Beim Abspann sehen wir die echte Margret Wittmer, die bis ins hohe Alter auf der Insel blieb und bereitwillig Interviews gab.
Eden (USA 2025)
129 Minuten
Krimi / Thriller
Ron Howard
Noah Pink, Ron Howard
Mathias Herndl
Jude Law, Ana de Armas, Vanessa Kirby, Daniel Brühl, Sydney Sweeney, Felix Kammerer, Jonathan Tittel, Toby Wallace, Ignacio Gasparini, Richard Roxburgh, Paul Gleeson
Leonine Distribution GmbH