Dune

16.09.2021

Eines gleich vorweg: Der franko-kanadische Regisseur Denis Villeneuve („Prisoners“, „Sicario“) ist in meinen Augen der grösste Visionär des heutigen Kinos. Jeder seiner Filme – vom sperrigen, rätselhaften, noch auf französisch gedrehten „Maelström“ bis zu seinem bildmächtigen „Blade Runner 2049“ – sind visuelle Wunderwerke, die all das ausmachen, was wir als Spektakel auf der großen Leinwand erwarten. So war er genau der Richtige, um die mehrteilige Romanreihe „Dune“ von Science-Fiction-Autor Frank Herbert in Angriff zu nehmen. Vertraglich hatte er sich vor Drehbeginn zusichern lassen, wenigstens den ersten Band verfilmen zu dürfen. Dessen erster Teil kommt jetzt unter dem schlichten Titel DUNE nach langer, coronabedingter Verspätung endlich ins Kino – immerhin stolze 156 Minuten lang. Ein grandioser Rausch in Farben und Formen!

1984 war Star-Regisseur David Lynch in „Der Wüstenplanet“ mit seiner Version des Romans total gescheitert – die schmerzlichste Niederlage seiner langen Karriere (mit den Höhepunkten „Blue Velvet“, „Twin Peaks“ und „Mulholland Drive“). Denis Villeneuve macht es deutlich besser – doch auch er hat Probleme, den komplizierten Inhalt des Herbert-Romans in den Griff zu bekommen. Wer kein absoluter Science-Fiction-Fan ist, der sich vor allem im „Star Wars“-Imperium bestens auskennt, ist in DUNE schon nach wenigen Minuten hilflos verloren.

In ferner Zukunft akzeptiert Herzog Leto Atreides (Oscar Isaac), die Verwaltung des Wüstenplaneten Arrakis zu übernehmen, um die Produktion von „Spice“ zu sichern, die wertvollste Substanz des Universums, die nur dort abgebaut wird. „Spice“ ist eine Droge, die das Leben verlängert, übermenschliche Gedankengänge kreiert und die Navigation durch das Universum ermöglicht. So reist er mit seiner Geliebten Lady Jessica (Rebecca Ferguson) und ihrem gemeinsamen Sohn Paul (Timothée Chalamet) von seinem sehr wohnlichen Heimatplaneten Caladan zum unwirtlichen Arrakis, begleitet von seinem treuen Gefolgsmann Gurney (Josh Brolin) und einer Armee tapferer Soldaten. Was der Herzog ahnt: Das Ganze ist eine Intrige von Baron Harkonnen (Stellan Skarsgård), der einen Konkurrenten loswerden will. Der junge Paul Atreides wird auf Arrakis wie eine Art Messias empfangen. In Albträumen sieht er seinen Tod voraus, aber auch ein wunderschönes Mädchen (Zendaya) vom Stamm der Fremen, die in der Wüste leben.

Denis Villeneuve lässt sich viel Zeit, uns einen der berüchtigten gigantischen Sandwürmer zu zeigen, die den Wüstenplaneten beherrschen. Dadurch ist die Überraschung um so größer. Was folgt, sind scheinbar endlose Schlachten, meist mit Schwertern und Dolchen, was dem Ganzen einen merkwürdigen anachronistischen Charme verleiht. Höhepunkte sind die spektakulären Verfolgungen in der Luft mittels Helikoptern, die wie bizarre Riesen-Libellen aussehen. Doch auch Villeneuve entgeht wie damals George Lucas im (ersten) „Star Wars“-Film von 1977 nicht der Gefahr, dass manche Massen-Szenen der Nazi-Ästhetik entlehnt erscheinen, als säße man in Leni Riefenstahls Film über den Nürnberger Parteitag 1934: „Triumph des Willens“.

Wer das Glück hat, DUNE in einem Kino mit perfektem Sound-System zu genießen, wird von Hans Zimmers bombastischer Musik schier erschlagen. Und auch Villeneuve und sein Kreativ-Team haben ganze Arbeit geleistet: Die vielen Landschaften – gedreht wurde unter anderem in der Wüste von Jordanien –, die ungewöhnliche Kleidung und die unterschiedlichsten Weltraumfahrzeuge sind ein Fest fürs Auge. Nur schade, dass Javier Bardem als Anführer der Fremen eine viel zu kleine Rolle hat. Ein paar Minuten mehr hätten es schon sein können! Dafür trägt der schmächtige Timothée Chalamet als zweifelnder Held fast ganz allein die Hauptlast des Films auf seinen schmalen Schultern.

Trailer

ab12

Originaltitel

Dune (USA 2021)

Länge

156 Minuten

Genre

Science-Fiction / Drama

Regie

Denis Villeneuve

Drehbuch

Jon Spaihts, Eric Roth, basierend auf der gleichnamigen literarischen Vorlage von Frank Herbert

Darsteller

Timothée Chalamet, Rebecca Ferguson, Oscar Isaac, Josh Brolin, Stellan Skarsgård, Dave Bautista, Stephen McKinley Henderson, Zendaya, David Dastmalchian, Chang Chen, Sharon Duncan-Brewster, Charlotte Rampling, Jason Momoa, Javier Bardem

Verleih

Warner Bros. Entertainment GmbH

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