Die Witwe Clicquot

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Das müssen uns die Briten erklären: Warum machten sie aus einem ureigenen französischen Stoff über eine berühmte Champagner-Sorte einen eher biederen historischen Film von der Insel? Denn DIE WITWE CLICQUOT von Thomas Napper ist „not very british“! Produzent Joe Wright, bekannt als Starregisseur von modernen Klassikern wie „Stolz und Vorurteil“ (2005) und „Abbitte“ (2007), besetzte die Hauptrolle mit seiner Lebensgefährtin Haley Bennett, die zuvor nur in der Musical-Verfilmung „Cyrano“ (2021) glänzen konnte.

Die französische Provinz Champagne im frühen 19. Jahrhundert: Nach dem Tod ihres Mannes François (Tom Sturridge) übernimmt Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin (Haley Bennett) mit nur 27 Jahren die Leitung der familieneigenen Weinkellerei – und das in einer von Männern beherrschten Domäne! Mit ihren mutigen und überraschenden Innovationen legt sie den Grundstein für die moderne Champagnerherstellung und kreiert ein Getränk, das noch heute in aller Munde ist: „Veuve Clicquot“!

Gemeinsam mit dem Weinhändler Louis Bohne (Sam Riley) gelingt es Barbe-Nicole, die von Napoleon eingeführte Kontinentalsperre zu umgehen und Geschäfte mit dem feindlichen Ausland zu machen. Am Ende ihres Lebens ist sie eine der reichsten Frauen Frankreichs.

Herz, Schmerz, Pferdekutschen und Schaumwein: Daraus machte Regisseur Thomas Napper einen reichlich betulichen Kostümfilm, der uns immerhin einiges über die Herstellung von Champagner verrät. Welcher Laie weiß denn schon, dass der „ weiße“ Champagner vor allem aus „roten“ Trauben hergestellt wird. Des Rätsels Lösung: Die Farbe sitzt nur in der Haut, das Fruchtfleisch ist weiß. Doch welcher Teufel hat das britische Team geritten, fast jeden französischen Ortsnamen (in der Originalfassung) falsch auszusprechen?

Ein sympathischer Versuch, ein interessantes Thema. Immerhin solide! A votre santé!