Die Wildente

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Christian (Paul Schneider) kehrt für die Hochzeit seines Vaters Henry (Geoffrey Rush) mit der sehr viel jüngeren Anna (Anna Tory) in seine Heimatstadt zurück, die durch die Schließung des Sägewerks bedroht ist. Er trifft seinen alten Freund Oliver (Ewen Leslie) wieder, der in der kleinen Stadt geblieben ist und im Sägewerk arbeitet.

Kritik

Wie man ein Theaterstück eindrucksvoll in die heutige Zeit versetzt, zeigt die neue Verfilmung von DIE WILDENTE mehr als deutlich.

DIE WILDENTE ist das absolute Gegenstück zum diesjährigen Abschlussfilm des Hamburg Filmfests. Dort wurde HEDDA gezeigt, der ebenfalls auf einem Theaterstück des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen (1828-1906). Umgesetzt wurde der Stoff in der deutschen Produktion zwar mit herausragenden Darstellern, aber äußerst bieder und langweilig auf Fernsehfilm-Niveau.

Bei DIE WILDENTE verhält es sich komplett anders, obwohl beide Geschichten gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Regisseur und Drehbuchautor Simon Stone verlegt die Geschichte in die heutige Zeit und lässt den Zuschauer vergessen, dass es sich ursprünglich um ein Theaterstück handelt. Dafür sorgt in erster Linie die eindrucksvolle Besetzung, denn Stone ist es gelungen, die wichtigsten australischen Stars wie Geoffrey Rush, Sam Neil und Miranda Otto vor die Kamera zu holen. Allen voran strahlt jedoch die 17-jährige Odessa Young als titelgebende Tochter des Originals THE DAUGHTER.

Stone stellt in seinem Film die Frage, welchen Sinn die Vergangenheit der Figuren hat und erzählt von Menschen, die versuchen, gut zu handeln, die lieben und scheitern, die schwach werden, ums Überleben kämpfen. Man kann vor seinen Fehlern der Vergangenheit nicht fliehen, sondern muss sich ihnen stellen, wenn man nicht andere Menschen verletzten will. „Wenn wir nicht die Schwächsten unter uns verteidigen können, wofür war das dann alles?“ war der grundlegende Gedanke, der Stone bei der Erarbeitung des Drehbuchs wichtig war.

DIE WILDENTE ist eine mehr als gelungene Verfilmung und zeigt eindrucksvoll, wie man ein „altes“ Theaterstück behutsam und perfekt in die heutige Zeit verlegt.