Die Verführten

29.06.2017

Wir schreiben das Jahr 1864 und befinden uns in einer Mädchenschule, die während des tobenden Bürgerkriegs eine sichere Zuflucht vor den Schrecken der Außenwelt bietet. Als in unmittelbarer Nähe ein verletzter Soldat entdeckt und zur Pflege in die Schule gebracht wird, gerät das geregelte Leben der Frauen durch seine Anwesenheit aus den Fugen. 

Schon nach kurzer Zeit erliegen die Frauen dem Charme des Soldaten – Eifersucht und Intrigen vergiften zunehmend das Zusammenleben. Es beginnt ein erotisch aufgeladenes Spiel mit unerwarteten Wendungen, das Opfer auf beiden Seiten fordert.

Kritik

Die Filme von Sofia Coppola haben die Welt in der Regel immer gespalten. Das ändert sich natürlich auch nicht bei DIE VERFÜHRTEN. Aber wenn man ihre Filme mag, dann wird man auch an diesem hier Gefallen finden.

Ob LOST IN TRANSLATION, SOMEWHERE oder THE BLING RING – Coppolas Filme prägen immer eine gewisse Langsamkeit. Es passiert nicht allzu viel in ihren Filmen, denn die Regisseurin ist offenbar mehr daran interessiert, das Nicht-Sichtbare sichtbar und greifbar zu machen. So versucht sie, durch besondere Einstellungen dem Zuschauer einen Einblick in die Gefühlswelt der Figuren zu bieten. Lässt man sich darauf ein, öffnen sich plötzlich gänzlich neue Wege in der Betrachtung. 

Auch in DIE VERFÜHRTEN greift sie auf dieses bewährte Mittel zurück. Die Geschichte, die hier erzählt wird, passt bequem auf einen Bierdeckel, aber darum geht es ja auch nicht. Die Frage, wie unterschiedlich auf den ersten Blick ähnliche Menschen mit einer für sie außergewöhnlichen Situation umgehen, versucht Coppola hier zu beantworten. Und das gelingt ihr ganz fabelhaft. Die fast schon verwunschen wirkende Schule inmitten des um sie herum tobenden Bürgerkrieges ist wie eine Oase in der Wüste. Coppola unterstreicht dieses Bild zusätzlich durch fast märchenhaft wirkende Gegenlichtaufnahmen. Die optische Gestaltung des Films ist ihr wirklich mehr als gelungen. 

Aber auch die Darsteller, allen voran Kirsten Kunst, Nicole Kidman, Elle Fanning, Colin Farrell sind einen Kinobesuch wert. Aber DIE VERFÜHRTEN bietet noch eine Besonderheit. Wer immer mal wissen wollte, was auch kleinen Nachwuchsdarstellern wird, die uns in irgendeinem Film einmal aufgefallen sind, wird hier gleich doppelt fündig. Es gibt nämlich ein Wiedersehen mit Oona Laurence (in der Rolle der Amy), die wir einst als Tochter von Jake Gyllenhaal in SOUTHPAW gesehen haben, sowie mit Angourie Rice, die neben Russel Crowe und Ryan Gosling in THE NICE GUYS mitgespielt hat. 

DIE VERFÜHRTEN lohnt sich also auf vielfältig Weise. Vorausgesetzt, man kann mit der Langsamkeit des Filmes etwas anfangen. 

Trailer

ab12

Originaltitel

The Beguiled (USA 2017)

Länge

93 Minuten

Genre

Drama

Regie

Sofia Coppola

Drehbuch

Sofia Coppola

Darsteller

Colin Farrell, Nicole Kidman, Kirsten Dunst, Elle Fanning, Oona Laurence, Angourie Rice, Emma Howard, Addison Riecke

Verleih

Universal Pictures International Germany GmbH

Filmwebsite

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