Ganze 232 Filme habe ich mir im vergangenen Jahr im Kino angeschaut. Hinzu kommen noch einmal 26 Filme auf der Berlinale und 34 Filme auf dem Filmfest Hamburg. Jetzt ist es wieder an der Zeit, noch einmal die besten Filme Revue passieren zu lassen. Zum Abschluss kommen wir nun zu meinen absoluten Top-Filmen.
Dabei sei noch hinzugefügt, dass diese Liste eigentlich nur eine aktuelle Momentaufnahme darstellt. In ein paar Wochen würde ich die Reihenfolge mit Sicherheit „anpassen“ wollen, aber keine Angst… das wird nicht passieren.
Erwähnen möchte ich vorab noch ein paar weitere Filme, die den Einzug in die Top 30 nur knapp nicht geschafft haben. Dazu zählen z.B. Das erstaunliche Leben des Walter Mitty, Gone Girl – Das perfekte Opfer, 20.000 Days on Earth, Gabrielle – (K)eine ganz normale Liebe, Interstellar, Paddington, Das Schicksal ist ein mieser Verräter und Viel Lärm um nichts.
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Planet der Affen – Revolution
Drei Jahre sind vergangen, seit das Reboot der Planet-der-Affen-Saga in den Kinos überzeugen konnte. Jetzt liegt endlich der Nachfolger vor und die Frage, ob man einen guten Film noch toppen kann, ist beantwortet. Man kann, und das ist noch sehr zurückhaltend ausgedrückt. Matt Reeves, der das Regie-Zepter von Rupert Wyatt übernommen hat, weiß den Konflikt zwischen den dezimierten Menschen und den aufstrebenden Affen beeindruckend in Szene zu setzen. Auch Andy Serkis in der Rolle des Affen-Anführers Cesar zeigt wieder einmal deutlich, dass an ihm kein Weg vorbeiführt, wenn es darum geht, irgendwelche Kreaturen durch Motion Capturing zum Leben zu erwecken. Wenn man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl bekommt, die Affen seien gar nicht echt, dann kann man sicherlich von einem Meisterwerk sprechen. PLANET DER AFFEN: REVOLUTION ist endlich mal wieder ein Blockbuster, der nicht nur auf Effekte setzt, sondern zudem eine gut durchdachte Geschichte erzählt. Davon hätten wir in unseren Kinos gerne viel viel mehr…
Nymph()maniac Vol I + II
Lars von Trier weiß, wie man schockiert, wie man Aufmerksamkeit erregt. 2011 sorgte er bei den Filmfestspielen von Cannes für einen Skandal, als er sich als Hitler-Sympatisant outete. Auch eine nachträglich Entschuldigung und die Begründung, dass er lediglich einen Scherz machen wollte, änderte nichts: Der Festivalleiter erklärte von Trier fortan zur Persona non grata. Seit diesem Vorfall gibt von Trier keine Interviews mehr und stellt sich auch in Pressekonferenzen nicht mehr den Fragen der Journalisten.
In Berlin, wo Lars von Trier die Langfassung von NYMPHOMANIAC VOL. 1 vorstellte, erschien er zwar am roten Teppich und zum Fotocall, überließ die Pressekonferenz hingegen seinen Darstellern. Beim Fotocall überraschte er dann mit einem Cannes-T-Shirt mit dem Aufdruck “Persona non grata”. Der Mann weiß halt, wie er für Publicity sorgt.
Doch kommen wir zum Film, der im ersten Teil überwiegend die junge Joe zeigt, eindrucksvoll dargestellt von Stacy Martin. Schonungslos, berührend, verstörend und packend erzählt der Film in Rückblenden von ihren sexuellen Erlebnissen und stellt dabei überraschende Assoziationen her. Von Anglern über Fibonacci-Zahlen bis hin zur Musik gelingt es dem Film, trotz der expliziten Sexszenen nicht pornografisch zu wirken. In der normalen Kinoversion (117 Minuten) sind diese aber im Vergleich zur Langversion (145 Minuten) extrem entschärft.
Ich hatte die Möglichkeit, die Langversion auf der diesjährigen Berlinale zu bewundern und kann mit Recht behaupten, dass Lars von Trier hier ein wahres Meisterwerk gelungen ist. In der Kinofassung fehlt zwar inhaltlich offenbar nichts, was auch in der Langfassung zu sehen war, trotzdem wirkt die Version etwas unrunder – woran auch immer das liegen mag.
Guardians of the Galaxy
Auf diese Helden hat die Welt gewartet. Nein, ernsthaft! Dieser Haufen von verwegenen Weltraum-Haudegen ist genau das, was dem Marvel-Film-Universum bislang noch gefehlt hat. Wahrscheinlich wäre auch kein anderer Regisseur für eine Verfilmung in Frage gekommen, als James Gunn, der bereits mit SUPER eindrucksvoll bewiesen hat, dass ihm das Superhelden-Genre durchaus liegt. Wer sonst hätte dieses Spektakel besser inszenieren können als Gunn mit seinem Faible für Skurriles.
Gunn gelingt es, das Marvel-Universum gewissermaßen neu zu beleben. Nicht dass es das nötig gehabt hätte, schließlich ist das Studio mit den AVENGERS, CAPTAIN AMERICA, THOR und IRON MAN derzeit megaerfolgreich. Aber schaden wird es dem Comic-Imperium keinesfalls. Neben einem ultracoolen 80er-Jahre-Soundtrack ist wohl der Aspekt am Spannendsten, dass es sich bei den GUARDIANS OF THE GALAXY nicht um Superhelden im klassischen Sinn handelt, sondern um eine Gruppe von Geächteten und Aussenseitern, die gemeinsam versuchen, die Welt zu retten. Zwar müssen sie sich genauso wie die Avengers zusammenreißen, dürfen das aber mit einer gehörigen Portion Humor. Wie gut, dass eine Fortsetzung bereits beschlossene Sache ist.
Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück
Simon Pegg ist schon ein toller Kerl. Gerade wenn man denkt, dass der Mann nur komisch sein kann, weil man ihn bislang aus Filmen wie SHAUN OF THE DEAD, HOT FUZZ oder THE WORLD’S END kennt, kommt er mit einem durchaus ernsteren Film und die Ecke und reißt alle vom Hocker. Mit HECTORS REISE ODER DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK zeigt sich Pegg von einer völlig neuen Seite – und die weiß mehr als nur zu überzeugen. Natürlich gibt es auch in diesem Film lustige und komische Momente, aber der Grundtenor ist doch relativ ernst. Und Pegg hat sichtlich Spaß an dieser Rolle. Gerne würde er in Zukunft auch noch ernstere Rollen spielen, wenn die Leute ihn nur lassen würden. Das hat uns Pegg im Interview verraten, das wir im August mit ihm geführt haben.
HECTORS REISE ODER DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK ist einer dieser Filme, der den Zuschauer das Kino mit Nachwirkungen verlassen lässt. Nachdem einem so viele Lösungsansätze für das Glücklichsein präsentiert worden sind, fängt man unweigerlich an, über den eigenen Lebensentwurf nachzudenken. Bin ich selbst eigentlich glücklich? Was fehlt mir zum glücklich sein? Wenn es einem Film gelingt, solch elementare Fragestellungen beim Kinobesucher hervorzurufen, dann kann man durchaus von einem Meisterwerk sprechen. Regisseur Peter Chelsom, der zwar mit FUNNY BONES einen Achtungserfolg erzielte und mit THE MIGHTY einen Kritikerliebling erschuf, dann aber eher unspektakuläre Filme wie DARF ICH BITTEN? oder HANNAH MONTANA kreierte, legt hier einen Film vor, der seines Gleichen sucht. HECTORS REISE ist wunderbar leicht inszeniert und verbreitet ein ungeheure Lust auf das Leben.
Auch die Nebenbesetzung kann sich mehr als sehen lassen. Ob nun Rosamund Pike, Stellan Skarsgård, Jean Reno, Toni Collette, Veronica Ferres oder Christopher Plummer – alle haben offenbar im Vorfeld des Films dessen Potential erkannt und zugestimmt.
Fazit: HECTORS REISE ODER DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK ist ein wunderbarer Film, der im Gedächtnis des Zuschauers noch lange nachwirkt. Einfach wunderbar!
Zwei Tage, eine Nacht
Selten passte ein Film besser in die heutige Zeit, wie ZWEI TAGE, EINE NACHT. Die Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne, die sich hier für Regie und Drehbuch verantwortlich zeigen, haben einen Film geschaffen, der die aktuelle Situation ohne viel Aufheben widerspiegelt. Kaum ein Job ist heutzutage mehr sicher und was soll man tun, wenn der eigene auf der Kippe steht? Sandra (Marion Cotillard) tut das einzig Richtige: Sie versucht ihre Kollegen davon zu überzeugen, auf ihre Bonuszahlungen zu verzichten, denn ohne diese wäre in der Firma genügend Geld da, um sie weiter zu beschäftigen. In ihrer 48-stündigen Odyssee trifft sie auf die unterschiedlichsten Menschen – da gibt es diejenigen, die sofort zu einem Verzicht bereit sind, aber auch andere, die das zusätzliche Geld bereits verplant haben. Sandra trifft auf Verständnis genauso wie auf Ablehnung. Am Ende trifft sie dann eine Entscheidung, die ordentlich Respekt verdient und die Frage beantwortet, ob man auch selbst zu einem Verzicht bereit ist, wie man ihn von anderen verlangt. Kaum ein Drama konnte in letzter Zeit mit einem eindrucksvolleren Ende aufwarten, als ZWEI TAGE, EINE NACHT. Ein Ende, an dem wir uns alle ein Beispiel nehmen sollten.
Die Karte meiner Träume
Die Filme von Jean-Pierre Jeunet bilden schon immer ein eigenes Genre. Verspielt, detailverliebt und mit einer schier unglaublichen Verbeugung an das Medium Film. So war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Jeunet seine Filme in die dritte Dimension überführen würde.
“Nicht noch mehr 3D-Filme” mögen jetzt manche sagen, doch weit gefehlt: Jeunet weiss als einer von wenigen Regisseuren die neue Technik wie eine zusätzliche Farbe anzuwenden: Keine Jahrmarkts-Effekte bei denen auf Krampf immer wieder Gegenstände in den Kinosaal ragen, sondern intelligent eingesetztes 3D, um die Geschichte zu unterstützen. So gelingt es dem Regisseur in DIE KARTE MEINER TRÄUME, die Informationen, die in der Buchvorlage als Randnotizen vermerkt sind, geschickt und überzeugend in den Film einzubinden. Immer dann, wenn T.S. Spivet in seine Gedankenwelt verfällt, kommt die Technik zum Einsatz. Schwer vorstellbar, dass das ohne die Dreidimensionalität genauso funktionieren würde.
Wer an DIE FABELHAFTE WELT DER AMELIE oder MATHILDE – EINE GROSSE LIEBE Gefallen gefunden hat, der dürfte DIE KARTE MEINER TRÄUME lieben. Ein Film, den es zu entdecken und zu erleben gilt. Erst recht im Kino.
Nebraska
Alexander Payne konzentriert sich als Regisseur in den seinen Filmen häufig auf skurrile Charaktere aus deren oft abstrusen Handlungen er dann die Kraft seiner Filme zieht. Das war in ABOUT SCHMIDT so, in dem er einen – sagen wir mal “seltsamen” – Renter im Wohnmobil durch die Provinz schickt, aber auch in seinem letzten Film THE DESCENDANTS, in dem George Clooney erfährt, dass seine im Koma liegende Frau eine Affäre hatte. Allen Filmen gemein ist die Tatsache, dass Payne sich niemals auf Kosten seiner Protagonisten amüsiert, sondern MIT ihnen lacht. Das gibt seinen Filmen immer eine menschliche Note, eine gewisse Liebenswürdigkeit.
Auch in NEBRASKA ist das nicht anders, wobei Payne hier noch einmal einen weiteren Gang zurückschaltet. Seine Hauptfigur, der grantige Woody Grant ist hier die Skurrilität in Person. Eigenwillig, engstirnig und hinterwäldlerisch ist der alte Mann, der sich partout von keiner logischen Erklärung belehren lassen will. Das führt natürlich immer wieder zu absurden Situationen, die den Film zu einer echten kleinen Perle lassen werden.
Um sich vollends auf die Geschichte und seine Charaktere zu fokussieren, hat Alexander Payne den Film in Schwarzweiß gedreht. Dadurch wirkt die Welt, in der Woody Grant lebt, noch ein wenig mehr aus der heutigen Zeit geworfen.
NEBRASKA ist ein wundervoller Film für alle, die an skurrilen, aber zu Herzen gehenden Charakteren ihre Freude finden.
Mommy
Xavier Dolan immer noch als “Wunderkind” zu bezeichnen, ist vielleicht nicht mehr unbedingt zutreffend, schließlich ist der Mann bereits 25. Allerdings legt er mit MOMMY auch bereits seinen fünften Film vor, bei dem er wieder einmal alles in Personalunion verantwortet hat: Drehbuch, Regie, Schnitt, Kostüme – Dolan ist eben ein unglaublich talentierter Typ.
MOMMY ist vielleicht sogar Dolans bester Film bislang, denn das hier ist ein Brett von einem Film. Die Emotionen, die Dolan einfängt, sind sondergleichen und als Zuschauer blickt man mit einer innerlich geballten Faust auf die Leinwand, die ihren Protagonisten nur einen rechteckigen Rahmen gewährt. Dolan setzt hier ganz bewusst auf das Format 1:1, um den Figuren mehr Präsenz zu verleihen, denn kaum ein Format bietet so wenig Ablenkung. Zudem erweckt es den Eindruck, dass dieser eingeschränkte Raum auch die eingeschränkte Entfaltungsmöglichkeit der Figuren betont, doch Dolan ließ beim Filmfest Hamburg ganz klar verlauten, dass das nicht sein Grund für die außergewöhnliche Formatwahl war.
Natürlich lebt MOMMY von seinen eindrucksvollen Darstellern, allen voran Antoine Olivier Pilon als gewalttätiger Sohn. Pilon spielt mit einer solchen Inbrunst, das einem als Zuschauer mitunter Angst und Bange wird. So war MOMMY einer der eindrucksvollsten Höhepunkte des diesjährigen Filmfests Hamburg – ein Film, der noch lange nachwirkt und den niemand verpassen sollte.
Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit
Hin und wieder – aber leider viel zu selten – finden kleine filmische Perlen ihren Weg in unsere Kinos. MR. MAY UND DAS FLÜSTERN DER EWIGKEIT ist genau einer dieser Filme und genau deshalb gilt es, dieses cineastische Kleinod auf gar keinen Fall zu verpassen.
Eddie Marsan kennt man bereits aus vielen Filme. Ob als schlecht gelaunter Fahrlehrer in HAPPY GO LUCKY, als einsame Seele in VERA DRAKE oder als verklemmter Ehemann in DRECKSAU – immer war er “nur” die Nebenrolle, dessen Namen man trotz beeindruckender Performances schnell wieder vergisst. Regisseur und Drehbuchautor Uberto Pasolini hat dem 44-jährigen Briten jetzt endlich eine Hauptrolle auf den Leib geschrieben, die zeigt, wie vielseitig der Mann ist. Spätestens nach diesem Film wird sich jeder Zuschauer an seinen Namen erinnern.
Uberto Pasolini ist es auf vortreffliche Art und Weise gelungen, einen Film zu drehen, der zu gleichen Maßen herzerwärmend und herzzerreissend ist und genau die Menschen zeigt, die bereits vor ihrem Tod in Vergessenheit geraten sind. Diesem John May muss man bei seiner täglichen Arbeit einfach gebannt zuschauen und erstaunt feststellen, dass die Welt in der wir leben vielleicht ein wenig besser wäre, wenn es mehr von diesen Menschen geben würde, die ihre Arbeit mit einer solchen Hingabe und Würde vollziehen.
Kurz vor dem Ende des Filmes wartet Pasolini mit einer für den Zuschauer völlig unvorhersehbaren Wendung auf, die einem erst einmal das Blut in den Adern gefrieren lässt. Kurzzeitig überlegt man, ob das dem Film jetzt gut getan hat und ob der Film an dieser Stelle nicht besser hätte enden sollen. Doch Pasolini erzählt weiter und schafft es so, die Geschichte zu einem wundervollen Abschluss zu bringen. Der dürfte für viele sicherlich tränenreich sein, aber sind mir doch mal ehrlich: Sind es nicht diejenigen Filme, die unser Herz berühren, die auch in unserer Erinnerung verbleiben?
Boyhood
Was für ein Aufwand für einen einzigen Film – aber was für ein berührendes Ergebnis für einen einzigen Film! Mit BOYHOOD schreibt Richard Linklater Filmgeschichte, und das ist keinesfalls übertrieben.
Als ich BOYHOOD zum ersten Mal im Februar während der Berlinale sah, wusste ich grob, worum es ging und erwartete einen außergewöhnlichen Film. Doch die Art und Weise, auf die mich der Film in Laufe seiner (niemals auch nur eine Sekunde zu lang wirkenden) 166 Minuten in den Bann gezogen hat, mag man kaum in Worte fassen. Um so ergreifender die anschließende Pressekonferenz, in der Linklater zusammen mit seinen Darstellern und seiner Produzentin ein wenig Einblick gab, wie aufwendig der Dreh war.
Was wäre, wenn einer der Darsteller mit Beginn der Pubertät keine Lust mehr verspüren würde, weiter mitzuwirken? In der Tat gab Lorelai Linklater, ihres Zeichens die Tochter des Regisseurs und Darstellern der Schwester von Mason, in der Pressekonferenz zu verstehen, dass sie ihren Vater etwa im Alter von 14 Jahren gebeten habe, ihre Figur doch einfach sterben zu lassen. Zum Glück der Zuschauer ist das aber nicht geschehen.
Auf die Frage, wie man überhaupt auf die Idee kommt, einen Film zu finanzieren, der frühestens 12 Jahre später das erste Geld einspielen würde, sagte die Produzentin Cathleen Sutherland nur zutruffend, dass man manchmal an die Magie des Kinos glauben müsse und hin und wieder dafür auch ungewöhnliche Wege gehen muss.
Doch was macht BOYHOOD nun so besonders? Das ist eigentlich schwer zu sagen, denn die Geschichte, die erzählt wird, ist im Prinzip recht simpel und folgt lediglich einer Familie. Interessant ist die Art und Weise der Erzählung: Richard Linklater erklärt zum Beispiel nicht, in welchem Jahr wir uns befinden. Aber durch kleine Musikschnipsel oder Bilder oder nur durch den einfachen Spruch “Four More Years” weiß man als Zuschauer die aktuelle Szene sofort zeitlich einzuordnen. Das ist umso bemerkenswerter, geschieht dieser Prozess noch völlig unterbewusst.
Warum BOYHOOD in Berlin nicht den goldenen Bären gewonnen hat, mag einer politischen Entscheidung geschuldet sein. Auf der Abschluss-Pressekonferenz der Berlinale, auf der alle Preisträger noch einmal vorgestellt wurden, wurde einzig das Boyhood-Team mit Standing Ovations begrüßt. Damit brachten die anwesenden Kollegen klar zum Ausdruck, dass sie in genau diesem Film den eigentlichen Gewinner sahen.
BOYHOOD ist eine wahre kleine Perle, die es zu entdecken lohnt. Ein Film, den man man nur einmal in zehn (oder zwölf) Jahren zu sehen bekommt. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem Film belohnt, wie es ihn so noch nie zuvor gegeben hat.