Der Goldene Leopard beim diesjährigen Filmfestival von Locarno war eine Überraschung. Die Jury hatte viel Mut bewiesen, diesem extremen Film aus Indonesien den Hauptpreis zu geben. Manchen meiner Kollegen war DIE RACHE IST MEIN, ALLE ANDEREN ZAHLEN BAR von Edwin (ein Mann ohne Nachname!) zu schrill und zu schräg. Doch ein Merkmal ist seit einigen Jahren typisch für das internationale Kino: Stil- und Genremix gehören inzwischen zur Grundausstattung dieses Mediums. Freuen wir uns über diese Weltoffenheit!
Ajo ist ein Getriebener. Der berüchtigte Unruhestifter versucht seine Impotenz durch Gewalt zu kompensieren. Jeden Morgen reibt ihm seine Mutter sein edelstes Teil mit geheimnisvollen Kräutern ein und scheut sich sogar nicht, ihn oral zu bedienen. Das nennt man Mutterliebe! Als Ajo den Auftrag erhält, einen bekannten Mann der Unterwelt aufzumischen, legt er sich mit dessen weiblichem Bodyguard an. Ein nicht enden wollendes und perfekt inszeniertes Martial-Arts-Duell folgt – und schon entbrennen Ajo und Iteung in hemmungsloser Liebe. Sie wollen spontan heiraten – ohne dass sie von seinem entscheidenden Problem weiß. Doch seine Mutter ist gegen die Beziehung.
Was folgt, ist eine radikale, mitreißende Mischung aus spektakulären Kampfszenen, Romantik und Roadmovie. Ständig rast Ajo mit seinem Motorrad über die kurvenreichen Straßen Indonesiens. Regisseur Edwin nimmt natürlich den Machismo seines Landes aufs Korn – doch das gilt wahrscheinlich für jedes Landes der Erde. Werner Schroeter hatte mal den klassischen Satz formuliert: „Meine Filme bestehen nur aus Höhepunkten.“ Das gilt auch für DIE RACHE IST MEIN, ALLE ANDEREN ZAHLEN BAR. Ein toller Spaß!
Seperti dendam, rindu harus dibayar tuntas / Vengence is Mine, All Others Pay Cash (Indonesien / Deutschland 2021)
114 Minuten
Drama / Komödie / Martial Arts
Edwin
Edwin, Eka Kurniawan
Marthino Lio, Ladya Cheryl, Reza Rahadian, Ratu Felisha, Sal Priadi