Mit DIE EINFACHEN DINGE legt uns der französische Regisseur Éric Besnard eine typische französische Komödie vor, die nach den gängigen Strukturen zu funktionieren scheint. Doch weit gefehlt…
Vincent Delcourt (Lambert Wilson) ist das, was man umgangssprachlich als Workaholic bezeichnet. Sein Terminkalender ist prall gefüllt – er lebt und brennt für seine Sache als Tech-Unternehmer. Als sein schickes Cabrio plötzlich auf der Landstraße liegen bleibt, passt das natürlich herzlich wenig in seine Pläne. Seine Rettung erscheint in Form des eigenbrötlerischen Pierre (Grégory Gadebois), der ihn kurzerhand auf seinem Motorrad mitnimmt. Er lebt zurückgezogen auf einem Hof vor träumerischer Bergkulisse und mimt nun für die nächsten Stunden den grummeligen Gastgeber – schließlich ist die Gastfreundschaft heilig, wie bereits Homer sagte. Während Vincent die Landluft schnuppert und das erste Mal ein wenig zur Ruhe kommt, sieht er sich mit wichtigsten aller Fragen konfrontiert: Ist er wirklich glücklich? Mit Pierre hat er den personifizierten Einklang mit der Natur vor Augen. Er sieht ein, dass er eine Pause vom Hochleistungsleben braucht – und er hat auch schon eine Idee, wo er sie verbringen könnte…
Éric Besnard, der bereits seit einem Vierteljahrhundert Filme macht, kehrt nach „Birnenkuchen und Lavendel“ (2015) und „Á la Carte“ (2021) wieder auf die große Leinwand zurück. Sein neuester Streich DIE EINFACHEN DINGE scheint auf den ersten Blick eine gängige Geschichte zu erzählen, die wir bereits aus etlichen anderen Filmen kennen. Ein überarbeiteter Manager erkennt durch eine glückliche Fügung, dass er seinem Leben zu viel abverlangt. So weit, so typisch. Doch Besnard überrascht mit einem interessanten Kniff: Er stellt urplötzlich die Vorzeichen um, und erzählt uns eine vollkommen andere Geschichte. Das ist verdammt clever und hat mich bei der Sichtung beim Filmfest Emden-Norderney wirklich überrascht. Daher möchte ich diesen Plottwist auch in keinster Weise spoilern.
Mit DIE EINFACHEN DINGE ist Éric Besnard ein wunderbarer kleiner Film gelungen, der sich zwar auf die klassischen Muster einer Komödie bezieht, dem ganzen aber immerhin noch eine neue Sichtweise hinzufügen kann.
Les choses simples (Frankreich 2023)
96 Minuten
Komödie
Éric Besnard
Éric Besnard
Lambert Wilson, Grégory Gadebois, Marie Gillain, Betty Pierucci Berthoud, Magali Bonat, Antoine Gouy, Déborah Lamy, Pascal Gimenez, Amandine Longeac, Pasquale D‘Inca, Félix Fournier
Neue Visionen Filmverleih GmbH