Wenn wir ehrlich sind, haben wir doch alle schon einmal einen Film mit einer (fiktiven) Band gesessen und uns ausgemalt, wie es wäre, diese Band einmal live zu erleben. Nur wenigen Filmbands war es vergönnt, auch im wahren Leben Erfolge zu feiern, doch meist waren wir dann nicht dabei. Man denke dabei nur an die Blues Brothers. Zum Heimkino-Start von FRANK habe ich einmal überlegt, welche fiktive Band ich selbst einmal gerne live gesehen hätte.
Sofort fühle ich mich zurück in das Jahr 1997 katapultiert, denn da kam ein kleiner, unscheinbarer Film in die Kinos, der seinerzeit so komplett anders war, als das, was man vom deutschen Kino kannte. BANDITS war nach ABGESCHMINKT erst der zweite Film von Katja von Garnier, aber er traf den Nerv der Zeit. Vier weibliche Kriminelle, die sich im Knast zu einer Band zusammen gefunden haben, befinden sich plötzlich auf der Flucht. Währenddessen geht einer ihrer Songs viral durch die Decke und der Film endet quasi in einem gigantischen Open-Air-Konzert über den Dächern von Hamburg. Genau in diesen Momenten wünscht man sich als Musikliebhaber, dabei gewesen zu sein. Oder zumindest die Band irgendwann einmal live sehen zu können.
Direkt nach Filmstart war das auch möglich, denn Jasmin Tabatabei, Katja Riemann, Nicolette Krebitz und Jutta Hoffmann haben zum Kinostart vereinzelt Kurzauftritte absolviert. Die konnte man aber leider an einer Hand abzählen. Eigentlich wäre es an der Zeit, diese Band einmal wieder auferstehen zu lassen. Ob nun in einem Konzert oder in einem weiteren Film. Hauptsache, sie spielen noch einmal. Und machen uns alle glücklich.
Auch andere Kollegen haben sich mit diesem Thema beschätigt:
Frank (Michael Fassbender) ist der exzentrische Frontmann der experimentellen Rockband Soronprfbs und buchstäblich der Kopf der Band. Denn Frank trägt ständig einen übergroßen Pappmaché-Kopf auf seinen Schultern und dies nicht nur bei den skurrilen Live-Shows, sondern auch im Alltag. Nicht mal die Bandmitglieder haben je sein Gesicht gesehen. Als der Keyboarder ausfällt, engagiert Frank spontan den Tagträumer Jon (Domhnall Gleeson) als Ersatz. Und obwohl der erste gemeinsame Auftritt zum Desaster verkommt, darf der Debütant bleiben. Hochmotiviert zieht Jon mit der Band in die irischen Wälder, um ein Album aufzunehmen. In der abgelegenen Hütte dämmert ihm allmählich, worauf er sich eingelassen hat.
Zugegeben, FRANK ist skurril, FRANK ist gewöhnungsbedürftig, FRANK ist exzentrisch – FRANK ist eben anders. Aber genau das macht den besonderen Reiz des Filmes aus. Michael Fassbender agiert hier überzeugend ohne die Möglichkeit, seine Mimik einzusetzen, schließlich steckt er die ganze Zeit unter einem immensen Pappmachékopf. Auch der Rest des Casts, allen voran Maggie Gyllenhall und Domhnall Gleeson agiert mehr als überzeugend. FRANK ist eine Perle des kleinen Kinos, die es verdient, von möglichst vielen Menschen auf der großen Leinwand gesehen zu werden. Also: Unbedingt anschauen und keinesfalls verpassen!
Frank (Irland / Großbritannien 2015)
95 Minuten
Drama
Lenny Abrahamson
Jon Ronson, Peter Straughan, basierend auf einem Zeitungsartikel von Jon Ronson
Michael Fassbender, Domhnall Gleeson, Maggie Gyllenhaal, Scoot McNairy, François Civil, Carla Azar
Weltkino Filmverleih GmbH
30.10.2015