„Maybe painting comes from pain?“ Dieser Schlüsselsatz des deutschen Films DIE AKADEMIE fällt für mein Gefühl viel zu spät. Denn bis zu diesem Zeitpunkt fragt sich wohl jeder Zuschauer: Wollte die Regisseurin Camilla Guttner eine Satire über den heutigen Kunstbetrieb drehen – oder meinte sie alles bitterernst?
Camilla Guttner hatte fünf Jahre lang an der Kunstakademie in München bei Sean Scully Malerei studiert. Erst danach begann sie ihr Regiestudium an der dortigen Hochschule für Fernsehen und Film. Kein Wunder, dass ihr eigenes Drehbuch viele autobiografische Züge trägt, was sie selbst zugibt. Aber warum muss der Film ständig zwischen dem Phänomen „Ist das Kunst, oder kann das weg?“, hohlen Phrasen und philosophischen Wahrheiten pendeln? Und wie authentisch sind die gezeigten Kunstobjekte und -installationen?
Für die blutjunge Jojo (Maja Bons) geht ein Traum in Erfüllung: Sie wird an der Münchner Kunstakademie, kurz „Aka“, in der Meisterklasse von Professor Robert Copley (Jean-Marc Barr, bekannt aus dem Klassiker „Im Rausch der Tiefe“) aufgenommen. Sie ist heilfroh, nicht in der Klasse von Professor Roeg (Andreas Lust) gelandet zu sein – einem wahren Ekelpaket, das seine Srudent:innen ständig schikaniert und mit sexistischen Äußerungen provoziert.
Copley entpuppt sich als wankelmütig und arrogant, sein Assistent als Speichellecker. Dann werden Jojo über Nacht die Bilder geklaut, so dass der Professor diese nicht bewerten kann. Jojo freundet sich mit Siri (Luise Aschenbrenner) an, die bei Roeg studiert. Die Frauen beschließen, eine gemeinsame Ausstellung zu veranstalten – Jojo mit ungewöhnlichen Zeichnungen und Bildern, Siri mit einer (zugegeben ziemlich banalen) Installation mit ihrem Nachnamen als Motto: „Grün“. Doch der Galerist hat nur Interesse an dem grünen Happening, und Siri muss unter seinem Druck Jojos Werke entfernen. Das Ende einer Freundschaft!
Nach ihrem Probejahr befürchtet Jojo, die Meisterklasse verlassen zu müssen, denn Copley ist immer noch nicht vom Talent seiner Schülerin überzeugt. Doch dann entdeckt er ein riesengroßes Gemälde, das Jojo ihm bislang verheimlicht hatte – in ihren Augen nur eine Auftragsarbeit für eine reiche Familie, die das Gruppenporträt nicht einmal bezahlt hatte. In der Jahresausstellung der Akademie betritt die praktisch schon gefeuerte Jojo trotzig den Saal und hängt ihr neues Bild auf. Ist das der Beginn einer großen Karriere?
Freude und Tränen, Intrigen und Solidarität, Neid und Bewunderung – diese Kunstakademie ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Doch was dürfen wir diesem Film glauben? Als Satire ist DIE AKADEMIE zu zahm, als Drama zu unbestimmt. Camilla Guttner konnte oder wollte sich nicht entscheiden. Schade!
P.S. Maja Bons wurde für ihre Rolle der Jojo mit dem Bayerischen Filmpreis als Beste Nachwuchsschauspielerin ausgezeichnet.
Die Akademie (Deutschland 2024)
110 Minuten
Drama
Camilla Guttner
Camilla Guttner
Luca Bigazzi
Maja Bons, Luise Aschenbrenner, Jean-Marc Barr, Andreas Lust
Weltkino Filmverleih GmbH