Déserts – Für eine Handvoll Dirham

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Zwei alte Freunde, die in ihrem Job total überfordert sind, ein klappriges Auto und eine schier endlose Reise durch ein karges Wüstenland – das alles bietet der Film DESERTS – FÜR EINE HANDVOLL DIRHAM des marokkanischen Regisseurs Faouzi Bensaïdi, der auch das Drehbuch schrieb. Nachdem er 2023 beim Filmfest Hamburg gelaufen war, kommt er jetzt in unsere Kinos. Das fantasievolle Roadmovie aus dem nordafrikanischen Land verbindet sich auf einzigartige Weise mit den Mythen des „magischen Realismus“.

Wie einst die naiven Abenteurer Don Quijote und Sancho Pansa reisen die langjährigen Freunde Hamid (Fehd Benchemsi) und Mehdi (Abdelhadi Taleb) als absolut unfähige Krediteintreiber eines windigen Inkassobüros durch ihr armes Land. Doch statt in der mondänen Weltstadt Casablanca arbeiten zu dürfen, müssen sie tagein, tagaus in ihrem schrottreifen Renault durch die gottverlassenen Dörfer Südmarokkos fahren und mit ihren billigen Anzügen in schäbigen Hotels übernachten – immer auf der Suche nach säumigen Schuldnern. Auch wenn sie gelegentlich auf unkonventionelle und nicht ganz legale Mittel zurückgreifen müssen, Geld zu holen gibt es in den seltensten Fällen.

Was wie eine skurrile Loser-Komödie beginnt, bekommt allmählich märchenhafte Züge. Denn als Hamid und Mehdi an einer Tankstelle einem ehemaligen Bankräuber und inzwischen gefassten Ausbrecher in Handschellen begegnen, wendet sch das Blatt. Es geht um viel Geld, ein Liebespaar auf der Flucht und geheimnisvolle Tierfabeln. Die scheinbar zusammenhanglos nebeneinander stehenden Episoden verzahnen sich mit der Zeit zu einem schlüssigen Ganzen. Das ist zunächst gewöhnungsbedürftig – doch es lohnt sich.

Kameramann Florian Berutti hat die wunderschönen, schroffen Wüstenlandschaften Marokkos kongenial eingefangen. Und die bizarren Felsformationen könnten aus dem Monument Valley eines John-Ford-Films stammen. Ein ungewöhnlicher Western aus dem Nordwesten Afrikas!