Nein, diesen Film brauchen wir nicht! Sorry, denn er ist aller Ehren wert! Schon 1965 hatte uns Peter Weiss mit seinem Theaterstück „Die Ermittlung“ über den ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess bis ins Mark erschüttert. Jetzt also DER ZEUGE von und mit Bernd Michael Lade, den wir eher als TV-Schauspieler kennen.
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs steht der ehemalige Juwelenhändler Carl Schrade (Bernd Michael Lade) als Kronzeuge vor einem US-Tribunal, um über die Gräueltaten der Nazis auszusagen. Kaum zu glauben: Schrade hatte gleich fünf (!) KZs überlebt: Lichtenburg, Esterwegen, Sachsenhausen, Buchenwald und Flossenbürg. Jetzt sitzen SS-Männer, NSDAP-Funktionäre und Ilse Koch (Lina Wendel), die Frau des berüchtigten KZ-Kommandanten Karl Koch, auf der Anklagebank. Eine Frage bleibt bei dieser stundenlangen Befragung: Warum wusste Carl Schrade so gut Bescheid?
Lade, der auch das Drehbuch schrieb, beging leider einen Kardinalfehler: Damit man ihm nicht verwerfen konnte, nicht authentisch zu inszenieren, wird in den 97 Minuten von DER ZEUGE jeder Satz zweimal zitiert – erst auf Deutsch und dann auf Englisch oder umgekehrt. Das kann auf die Dauer sehr ermüdend sein. Maria Simon spielt dabei eine toughe US-Reporterin, die beide Sprachen bravourös meistert. Doch um welchen Preis?
Jeder im Kinosaal wartet auf eine besondere Pointe, die die Relevanz des Films erklärt. Doch sie kommt nicht! Schade um die Zeit!
Der Zeuge (Deutschland 2022)
97 Minuten
Drama
Bernd Michael Lade
Bernd Michael Lade
Bernd Michael Lade, Maria Simon, Thomas Schuch, Lina Wendel, Torsten Spohn, Jörg Seyer, Christian Kuchenbuch, Oliver Breite, Thomas Stecher, Lutz Wessel, Thomas Lehmann, Dirk Wäger, Marko Bräutigam, Andrej Kaminsky, Martin Tomtschko, Katrin Schwingel, Simone Hausdorf, Hans Hendrik Trost, Andreas Hilscher, Ralf Lindermann, Jonathan Lade, Ludwig Simon, Jerome Hirthammer
Neue Visionen Filmverleih GmbH