Der Spitzname

19.12.2024

Ein Papst mit Eierstöcken, ein mexikanischer Drogenboss, der eine Frau werden will, jetzt ein Mädchen, das sich als „non-binär“ outet: 2024 ist offensichtlich das Kinojahr des „Genderns“. In der Komödie DER SPITZNAME von Sönke Wortmann will nämlich Tochter Antigone nur noch mit „they“ und „them“ angesprochen werden.

Nach „Der Vorname“ (damals noch das Remake eines französischen Originals) und dem (eigenständigen) zweiten Teil „Der Nachname“ kommt jetzt endlich der Abschluss dieser erfolgreichen Trilogie in unsere Kinos. Nach dem eher lahmen und kaum komischen Mittelstück, das komplett in einer Finca auf Lanzarote spielt, hatten wir wohl alle die Befürchtung, dass das Finale in die Binsen gehen könnte. Doch Sönke Wortmann, der bei allen drei Teilen Regie führte, und sein Drehbuchautor Claudius Pläging haben diesmal den Weg zurück zum Humor gefunden – auch wenn der Kalauer selten allzu weit entfernt ist.

Die Familie König-Berger-Böttcher-Wittmann haben wir inzwischen lieben gelernt. Thomas (Florian David Fitz) will Anna (Janina Uhse) heiraten und hat die ganze Familie zur Hochzeitsfeier in ein Berghotel im winterlichen Osttirol eingeladen: Mutter Dorothea (Iris Berben ) mit Mann und ehemaligem Adoptivsohn René (Justus von Dohnányi), Schwester Elisabeth (Caroline Peters), Schwager Stephan (Christoph Maria Herbst) sowie deren Kinder Antigone (Kya-Celina Barucki) und Cajus (Jona Volkmann).

Ein herrlich dämlicher Dialog gleich zu Beginn weist die Richtung: „Haben wir einen Pool? Innen?“ „Wieso, wird Pool jetzt auch gegendert?“ So geht es weiter – 90 Minuten lang. Stephan schafft es, aus dem Schlepplift zu fallen und eine Schneise der Verwüstung zu hinterlassen. Anna ist inzwischen ein bekannter Filmstar und wird im Hotel ständig um Selfies gebeten. Thomas steht kurz davor, in den Vorstand eines Immobilienkonzerns aufzusteigen – vorausgesetzt, er besteht die obligatorische Sensibility-Schulung, was ihn auch im Urlaub nicht zur Ruhe kommen lässt. Außerdem nennt er sein kleines Töchterlein Paula „Paulchen“,was Anna gar nicht witzig findet. Schon sind wir beim Thema „Spitzname“.

Lehrerin Elisabeth bessert die Haushaltskasse heimlich mit Bitcoin-Handel auf, ihr Mann Stephan wurde nach einem Uni-Skandal als Professor entlassen und schreibt als Privatier an seinem ersten Roman. (Wer denkt da nicht an den Film „Contra“, ebenfalls mit Christoph Maria Herbst.) Antigone will sich outen (siehe oben), und Cajus ist genervt vom Studium und seinem Vornamen. So trägt jeder sein Geheimnis mit sich rum. Dann entdecken die drei Frauen ihre Lust an nächtlicher Anarchie, und zu allem Überfluss bleibt die Seilbahn in luftiger Höhe stecken.

Wie in den Teilen zuvor muss Stephan seine Verwandten ständig bei ihren Grammatikfehlern nerdig verbessern. Das kann witzig sein – nutzt sich aber bald ab. Dieser „running gag“ trägt leider keine 90 Minuten. Und am Ende spielt sogar ein „Dick-Pic“ eine zentrale Rolle – lasst euch überraschen…

Fazit: Mit seiner Routine und einem tollen Schauspielerteam an seiner Seite umschifft Altmeister Sönke Wortmann mit Wortwitz und Situationskomik fast alle Gefahren, um beim Klamauk zu landen. So ist DER SPITZNAME ein bisschen besser als befürchtet. Wer die beiden Vorgänger liebt, wird auch diesmal eine Kinokarte lösen.

Trailer

ab6

Originaltitel

Der Spitzname (Deutschland / Österreich 2024)

Länge

90 Minuten

Genre

Komödie

Regie

Sönke Wortmann

Drehbuch

Claudius Pläging

Kamera / Director of Photography (DOP)

Andreas Berger

Darsteller

Iris Berben, Christoph Maria Herbst, Florian David Fitz, Caroline Peters, Justus von Dohnányi, Janina Uhse, Kya-Celina Barucki, Jona Volkmann

Verleih

Constantin Film Verleih GmbH

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