Der Schein trügt

16.12.2021

Der Balkan ist seit Jahrzehnten bekannt für seine Satiren und schwarzen Komödien – berühmtester Regisseur in diesem Genre ist Emir Kusturica. DER SCHEIN TRÜGT von Srdjan Dragojevic ist nach ähnlichem Muster gestrickt. Was passiert mit einem Mann in den besten Jahren, der plötzlich mit einem Heiligenschein herumlaufen muss? Der Film erzählt diese absurde Farce in drei Kapiteln. 

Stojan (Goran Navojec) lebt mit Frau und Tochter in einem nicht sehr einladenden Kaff irgendwo auf dem Balkan. Beim Wechseln einer Glühbirne trifft ihn der Schlag – und ein Heiligenschein. Bevor er zum Gespött der Leute wird, versucht seine Frau alles, um diese „Schande“ zu entfernen. Doch weder ständiges Haarewaschen noch eine Mütze helfen: Stojan wird zum Star des Dorfes.

Der örtliche Priester weiß Rat: Stojan muss sündigen, sündigen, sündigen… Die sieben Todsünden lassen grüßen. Und so frisst der Mann alles in sich rein, säuft, bis der Arzt kommt, und vollzieht einvernehmlichen Ehebruch mit der Nachbarin. Doch nichts hilft. Jahre später ist Stojan ein Kotzbrocken – immer noch mit Heiligenschein – und inzwischen angesehener Gefängnisdirektor. Dort kommt er in Kontakt mit dem geistig behinderten Gojko, der wegen eines zu lauten Handys einen Mord begangen hat – er hatte gehofft, mit Gott telefonieren zu können – und zum Tode verurteilt wird. Die Gefängniswärter finden am Tag der Hinrichtung jedoch nur ein Baby in der Zelle – es ist Gojko.

In der dritten Episode ist aus dem Baby der Kunststudent Papic geworden, der in einer Galerie deren Leiterin, Stojans erwachsene Tochter, kennenlernt und ihr zwei Gemälde verkauft. Stojan ist inzwischen Präsident des Landes. Papics Bilder verströmen eine besondere Energie: Beim Betrachten wird jeder Zuschauer „satt“. Ist das die Zukunft der Welternährung?

Manche Szenen sind wunderbar absurd entworfen, andere wirken eher bemüht in ihrer simplen Botschaft. Oft ist dabei das leidige Boulevardtheater nicht fern. Regisseur Srdjan Dragojevic hatte das Problem, sich nicht immer zwischen Komik und Plattheit entscheiden zu können. So wirkt DER SCHEIN TRÜGT im Resultat allzu unausgewogen. Schade!

Trailer

ab16

Originaltitel

Nebesa (Serbien / Deutschland / Nordmazedonien / Montenegro / Slowenien 2021)

Länge

128 Minuten

Genre

Drama / Komödie

Regie

Srdjan Dragojević

Drehbuch

Srdjan Dragojević

Darsteller

Goran Navojec, Bojan Navojec, Ksenija Marinković, Miloš Samolov, Nataša Marković, Sana Kostić, Radoslav Milenković, Srdjan Todorović, Ana Mandić, Nela Mihailović, Nikola Pejaković, Miloš Timotijević, Andjelka Prpić, Dejan Aćimović

Verleih

Neue Visionen Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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