Langsam ist auch gut! In seinem neuesten, in Cannes uraufgeführten Film DER PHÖNIZISCHE MEISTERSTREICH zitiert sich Wes Anderson fast nur noch selbst. Das grenzt schon fast an Selbstparodie. Doch seine Fans lieben ihn gerade deshalb.
Andersons Stil ist so eigenwillig und unverwechselbar, dass man als Zuschauer auch einmal verspätet ins Kino kommen kann, ohne zu wissen, welcher Film gezeigt wird. Schon nach wenigen Sekunden fällt dann der Groschen: Ach ja, Wes Anderson! Diesen besonderen Aha-Effekt muss man als Regisseur erst mal schaffen.
Der Businessman Zsa-Zsa Korda (Benicio del Toro), der mit Geschäften in der Rüstungs- und Luftfahrtbranche zu einem der reichsten Männer Europas geworden ist, gerät mit seinem neuen Unternehmen ins Visier ausländischer Terroristen und zu allem entschlossener Attentäter. Als er wieder mal einen (völlig absurd inszenierten) Flugzeugabsturz überlebt (seinen sechsten), ernennt er seine einzige Tochter Liesl (Mia Threapleton, die Tochter von Kate Winslet), eine Nonne, zur Alleinerbin seines Vermögens. Seine neun Söhne gehen dagegen leer aus.
Falls Korda mal ein Attentat nicht überleben sollte – nicht weiter schlimm: Alle Toten landen in einer Art Zwischenreich, einem in Schwarzweiß gehaltenen Purgatorium mit Rauschebart-Gott – mit der Chance, auf die Erde zurückzukehren. Das ist alles so hirnrissig überstilisiert, dass man manchmal nur noch den Kopf schüttelt. Trotzdem: In seiner gnadenlosen Durchgeknalltheit ist das schon wieder komisch.
Was genau in DER PHÖNIZISCHE MEISTERSTREICH passiert, ist nun wirklich nicht wichtig. Geht es um Spionage, um eine fehlende Gleisverbindung mitten im Tunnel, um Liesls bösen Onkel Nubar (Benedict Cumberbatch), um den schrulligen Lehrer Björn (Michael Cera), einen Pseudo-Norweger mit grauenhaftem Akzent, der sich als US-Geheimdienstagent entpuppt? Who cares!
Was zählt, ist der Look des Films! Und der ist wieder mal sensationell! Mit strengen, theaterhaften Tableaus, starrer Kamera und blassen Farben schafft sich Wes Anderson seine eigene Welt. Manchmal fühlt man sich sogar wegen der extremen Stilisierung wie in einer Inszenierung von Theaterikone Robert Wilson.
Hollywood liebt Wes Anderson – und jeder will dabei sein, egal wie klein die Rolle ist. So geben sich hier Stars wie Scarlett Johansson, Tom Hanks oder Bill Murray mit Mini-Auftritten zufrieden.
Wes Anderson: Lost in style!
P. S. Zwei Fragen seien noch erlaubt: Warum liegt ständig ein menschlicher Schädel (Hamlet?) auf dem Tisch? Und warum klingt die klassische Musik (von Bach bis Strawinsky) meist so unbefriedigend dumpf, als käme sie aus der Nachbarwohnung?
The Phoenecian Scheme (USA 2025)
102 Minuten
Action / Komödie
Wes Anderson
Wes Anderson
Wes Anderson, Roman Coppola
Bruno Delbonnel, AFC, ASC
Benicio del Toro, Mia Threapleton, Michael Cera, Tom Hanks, Bryan Cranston, Riz Ahmed, Mathieu Amalric, Jeffrey Wright, Scarlett Johansson, Richard Ayoade, Rupert Friend, Hope Davis, Benedict Cumberbatch
Universal Pictures International Germany GmbH