Von der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, kurz KSZE, die 1975 in Helsinki stattfand, hat vermutlich jeder minimal politisch interessierte Mensch zumindest am Rande gehört. Wie man ein solch dröges Thema in eine sehenswerte Dokumentation verwandelt, zeigt DER HELSINKI EFFEKT.
Am 1. August 1975 ist es in Helsinki endlich soweit: Nach etlichen Jahren der mühsamen Verhandlungen unterschreiben 35 Staats- und Regierungschefs aus Europa, Kanada, den USA und der UdSSR die Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), darunter Ford, Breschnew, Wilson, Schmidt, Honecker, Trudeau, Palme, Ceausescu und andere. Dass es überhaupt jemals zu diesem Abschluss kommen würde, stand sehr lange in den Sternen. Jahrelang wurde die Konferenz immer wieder verschoben, da man sich partout in vielen Dingen nicht einig werden konnte. Wie das denn letztendlich doch gelungen ist, zeigt DER HELSINKI EFFEKT auf unterhaltsame aber dennoch informative Art und Weise.
Doch wie bereitet man ein solch dröges Thema überhaupt auf? Der Autor und Regisseur Arthur Frank, der zudem den Off-Erzähler gibt und in der in der deutschen Fassung kongenial von Bjarne Mädel gesprochen wird, hat da seine ganz eigene Herangehensweise. Er weiß, dass das Thema prinzipiell langweilig ist und greift das auch immer wieder auf. „Wenn Sie jetzt noch nicht eingeschlafen sind, können Sie auch noch den Rest anschauen“, heißt es kurz vor dem letzten Drittel.
Keiner der Teilnehmer der Konferenz ist heute, also 50 Jahre später, noch am Leben. Daher kann DER HELSINKI EFFEKT ausschließlich auf Archivaufnahmen und Gesprächsprotokolle zurückgreifen. Letztere lässt der Regisseur mit Hilfe einer KI vertonen. Aber da er immer und immer wieder darauf hinweist, fühlt sich das niemals wie eine Täuschung an. Im Gegenteil, es gelingt dem Film damit, diese Zeit gewissermaßen wieder lebendig zu machen.
Mir ist erst durch diesen Film klar geworden, was für eine Leistung die KSZE in Zeiten des Kalten Krieges war und welche Auswirkungen sie auf die Zukunft hatte. Man mag sich gar nicht ausdenken, wie die Welt ohne diesen DER HELSINKI EFFEKT ausgesehen hätte.
(Finnland / Deutschland / Norwegen 2025)
93 Minuten
Dokumentation
Arthur Franck
Arthur Franck
Protagonisten: Leonid Breschnew, Henry Kissinger, Alexander Solschenitsyn, Gerald Ford, Urho Kekkonen
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