Es gibt sie noch – die (nur) scheinbar kleinen Independent-Filme aus Nordamerika. Der Neo-Noir-Thriller DELIA’S GONE des kanadischen Regisseurs Robert Budreau gehört dazu, und seine Vorbilder sind schnell auszumachen: Man denkt sofort an „Hell or High Water“ oder „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri„. Das macht den Film umso sympathischer.
Der geistig behinderte Afroamerikaner Louis (Stephan James) lebt mit seiner Schwester Delia (Genelle Williams) irgendwo in der ländlichen US-Provinz ein unscheinbares Leben. Delia will von ihrer Drogensucht wegkommen, um sich ganz um ihren jüngeren Bruder zu kümmern. Doch gelegentlich sticht sie der Hafer, und sie zieht nachts durch die Bars. Am nächsten Morgen wacht Louis mit blutigen Händen in seiner Wohnung neben Delias Leiche auf – doch er kann sich an nichts erinnern. Wegen Totschlags wird er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt und landet anschließend in einem Pflegeheim. Dort sucht ihn Stacker (Travis Fimmel) auf, der andeutet, Delia in der fraglichen Nacht getroffen zu haben. Was ist damals genau passiert?
Bei seinem Rachefeldzug hat Louis bald den lokalen Sheriff Bo (Paul Waltert Hauser) und dessen Vorgängerin und jetzige Vorgesetzte Fran (Marisa Tomei), Stackers Schwester, auf den Fersen. Und auch ein Priester scheint Dreck am Stecken zu haben.
Geradlinig wie ein griechisches Drama läuft die eigentlich kleine Geschichte ab – doch wir Zuschauer folgen dem Ganzen wie gebannt. Die Tristesse der Provinz hat Robert Budreau auch visuell mustergültig eingefangen. Und wir sind froh, Oscar-Preisträgerin Marisa Tomei mal wieder in einer Hauptrolle zu erleben. Ich hatte im Vorfeld nicht viel erwartet – doch ich wurde angenehm überrascht.
Delia's Gone (USA 2022)
95 Minuten
Krimi / Drama / Thriller
Robert Budreau
Robert Budreau
Stephan James, Marisa Tomei, Paul Walter Hauser, Travis Fimmel, Genelle Williams
Kinostar Filmverleih GmbH