Death of a Ladies‘ Man

07.04.2022

Ein Mann und seine Träume am Ende des Lebens – grandios pendelnd zwischen Realität und absurdem Surrealismus: Die kanadisch-irische Tragikomödie „Death Of A Ladies’ Man“ von Matt Bissonnette ist eine Perle des Independent-Kinos. Mit einem überragenden Gabriel Byrne in der Hauptrolle als trinkfester Poetik-Professor Samuel O’Shea aus Montreal.

Der gestresste Professor hetzt per Taxi zurück in seine Wohnung, weil er seine Brieftasche samt Flugticket vergessen hat. Eindeutige Geräusche locken ihn ins eheliche Schlafzimmer, wo er seine Frau mit einem jungen Lover in flagranti erwischt. Dumm gelaufen! Die nächste Scheidung ist fällig. Auch seine erste Frau hatte es nicht lange mit ihm ausgehalten – trotz zweier wohlgeratener Kinder. Der gut aussehende Ladies’ Man hatte in seinem langen Liebesleben nie etwas anbrennen lassen. Sex, Whiskey und gelangweilte Studenten: das war bislang sein Lebensinhalt. Doch seit Kurzem werfen ihn merkwürdige Ereignisse aus der Bahn. Als er seinen Sohn (Antoine Olivier Pilon) zu dessen Eishockeyspiel begleitet, entwickelt sich das Match zu einem bizarren Ballett auf Schlittschuhen. Da stimmt doch was nicht! Eine Ärztin klärt ihn auf: Samuels rätselhafte Halluzinationen werden von einem riesigen Hirntumor hervorgerufen. Inoperabel. Verbleibende Lebenszeit: höchstens sechs Monate.

Die niederschmetternde Diagnose ist für den gebürtigen Iren die Chance, alles mit Galgenhumor zu nehmen. Iren sind halt so. Samuel versöhnt sich mit seinen Kindern: Er akzeptiert das Schwulsein seines Sohnes und befreit seine Tochter aus den Klauen eines Junkies. Und reist mit seinem Vater (Brian Gleeson) zurück in seine Vergangenheit. In einem abgelegenen Cottage im westirischen Connemara will er in Würde sein Leben beenden – und verliebt sich in die Besitzerin des örtlichen Krämerladens, ausgerechnet eine gebürtige Kanadierin (Jessica Paré).

Diese herzerwärmende Groteske changiert auf wundersame Weise zwischen Tragik und lebensbejahendem Humor. Der Ire Gabriel Byrne („Miller’s Crossing“, „Die üblichen Verdächtigen“) spielt die Rolle seines Lebens: diesem Filou kann man eigentlich nichts übelnehmen, trotz seiner offensichtlichen Macho-Allüren. Das alles wird mit bekannten Songs von Leonard Cohen verzahnt, die die Handlung ironisch kommentieren. Noch kurz vor seinem Tod hatte Cohen die Erlaubnis erteilt, seine Lieder zu verwenden. Dass Samuel am Ende nicht am Tumor stirbt, sondern einen völlig absurden Tod erleidet, macht die Genialität dieses kleinen Meisterwerks aus.

Trailer

ab16

Originaltitel

Death of a Ladies' Man (Kanada / Irland 2020)

Länge

101 Minuten

Genre

Drama

Regie

Matt Bissonnette

Drehbuch

Matt Bissonnette

Darsteller

Gabriel Byrne, Jessica Paré, Brian Gleeson, Suzanne Clément

Verleih

MFA+ FilmDistribution e.K.

Filmwebsite

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