Das Haus

07.10.2021

Dass deutsche Science-Fiction-Filme auch mit wenig Geld funktionieren können, hat uns vor wenigen Wochen Tim Fehlbaum mit seinem mutigen, ästhetisch ungewöhnlichen Werk „Tides“ nachdrücklich bewiesen. Doch es klappt nicht immer: DAS HAUS von Rick Ostermann nach einer Kurzgeschichte von Spiegel-Journalist Dirk Kurbjuweit beweist, dass man dieses populäre Genre auch (pardon!) in den Sand setzen kann – zumal sich der Regisseur ziemlich dreist bei einem berühmten Vorbild bedient hat. 

Deutschland im Jahr 2029: Der renommierte Hamburger Enthüllungsjournalist Johann Hellström (Tobias Moretti) wird von der inzwischen rechtspopulistischen Regierung mit einem Berufsverbot belegt. Frustriert zieht er sich mit seiner Frau Lucia (Valery Tscheplanowa), einer erfolgreichen Anwältin, in ihr gemeinsames Wochenendhaus zurück, einer futuristischen, voll vernetzten Luxusvilla auf einer schwedischen Schäreninsel.

Doch auch hier in der abgelegenen Traumlandschaft finden sie nicht die Ruhe, die sie brauchen. Denn sie spüren, dass der Computer, der alle technischen Vorgänge im Haus selbstständig steuert, beginnt, ein Eigenleben zu führen. Er reagiert nicht mehr auf jeden sprachlichen Befehl des Ehepaares: „Tür auf“, „Tür zu“, „Dusche wärmer“ – es sind zunächst Kleinigkeiten, aber Johann und Lucia sind verstimmt. Auch ein angeforderter Techniker kann nicht weiterhelfen. Ständig sehen wir das große rote „Auge“ des Computers – wer denkt da nicht an „HAL“ aus Stanley Kubricks „2001“? Auch der hatte im Verlauf des Films die Arbeit eingestellt.

Als Layla (Lisa Vicari) und Alexander (Max von der Groeben) auf der Insel auftauchen, eskaliert die Situation. Die beiden jungen Klienten von Lucia werden vom Regime als Terroristen wegen eines tödlichen Anschlags in Berlin gesucht. Steckt seine Frau da mit drin, fragt sich Johann zu Recht. Am Ende hat das Haus die Herrschaft übernommen.

Das Einzige, was neben den soliden Schauspielerleistungen für DAS HAUS spricht, ist sein extrem moderner Look. Die Bedrohung durch das nur scheinbar harmlose, perfekt gestylte „Smarthome“ entwickelt sich zu einem Albtraum. Der Verleih wirbt damit, der Film sei eine Mischung aus Near-Future-Thriller und Haunted-House-Kammerspiel. Wer’s glaubt!

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
ab12

Originaltitel

Das Haus (Deutschland 2021)

Länge

89 Minuten

Genre

Drama / Thriller

Regie

Rick Ostermann

Drehbuch

Rick Ostermann, Patrick Brunken, nach dem Buch von Dirk Kurbjuweit

Darsteller

Tobias Moretti, Valery Tscheplanowa, Lisa Vicari, Max von der Groeben, Hans-Jochen Wagner, Samir Fuchs, Daniel Krauss, Alexander Wipprecht

Verleih

NFP Marketing & Distribution GmbH

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