In DAS ERWACHEN DER JÄGERIN von Regisseur Neil Burger muss sich Daisy Ridley mit den Schatten ihrer Vergangenheit auseinandersetzen – um ihre Familie vor ihrem aus dem Gefängnis ausgebrochenen Vater zu beschützen.
Die elfjährige Helena (Brooklynn Prince) lebt mit ihrem Vater Jacob (Ben Mendelsohn) und ihrer Mutter Beth (Caren Pistorius) mitten in der Moorlandschaft Michigans. Von ihrem Vater lernt sie viel über das Jagen, Fährtenlesen, sowie das Überleben in der Wildnis. Bis sich eines Tages die Dinge überstürzen und ihre Mutter gemeinsam mit ihr flüchtet. Es stellt sich nämlich heraus, dass ihr Vater, der als der berüchtigte „Moorkönig“ bekannt ist, ein Psychopath war, der ihre Mutter einst entführt hatte.
18 Jahre später führt Helena (Daisy Ridley) ein beschauliches Leben mit ihrem Mann Stephen (Garett Hedlund) und ihrer Tochter Marigold (Joey Carson) in einer Vorstand in Michigan. Geprägt von den Ereignissen in ihrer Kindheit versucht sie in einem unscheinbaren Job unter dem Radar zu bleiben – bis sie erfährt, dass ihr Vater aus dem Gefängnis entflohen ist. Intuitiv wird ihr bewusst, dass Jacob nichts unversucht lassen wird, um sie und ihre Familie aufzuspüren. So erinnert sie sich an die Lektionen, die er ihr einst erteilt hatte, und macht sich auf, um den Jäger selbst zum Gejagten zu machen…
DAS ERWACHEN DER JÄGERIN beginnt gleich mit spektakulären Aufnahmen der Moorlandschaft Michigans, die der 1962 in Deutschland geborene Kameramann Alwin H. Küchler kongenial einfängt. Im Gegensatz zu anderen Filmen des Thriller-Genres setzt Regisseur Neil Burger jedoch nicht auf eine verschachtelte Erzählweise, sondern erzählt die Vorgeschichte gleich zu Beginn des Films in einem Stück. Das führt aber auch unweigerlich dazu, dass dem Zuschauer sehr schnell klar ist, wohin die Reise geht. Große Überraschungen bleiben dabei auf der Strecke.
Mit dem Wechsel in die heutige Zeit zeigt Daisy Ridley dann einmal mehr, was in ihr steckt. In ihrem Gesicht ist zu jedem Zeitpunkt abzulesen, was die Vergangenheit mit ihr gemacht hat. Schließlich musste sie von der einen auf die andere Sekunde feststellen, dass ihr geliebter Vater in Wahrheit ein Psychopath ist. Natürlich fügt so etwas einer Elfjährigen einen seelischen Knacks zu.
Burger streut in winzigen Rückblenden das ein, was ihr Vater ihr seinerzeit beigebracht hat. Dabei fiel es mir stellenweise jedoch schwer, diesen Flashbacks zu folgen, vor allem wenn sich diese in ziemlicher Dunkelheit abspielen und man die einzelnen Personen nicht sofort erkennen kann. Die Ähnlichkeit zwischen Daisy Ridley und Caren Pistorius, die ihre Mutter spielt, war da auch nicht wirklich hilfreich.
Und so kommt es am Ende, wie es kommen muss: Der Film endet beinahe so, wie man es eingangs vermutet hatte. Vielleicht wäre es interessanter gewesen, wenn Burger mehr mit den Folgen der Entführung gearbeitet hätte. Ein wenig erinnert DAS ERWACHEN DER JÄGERIN an den Film „Raum“ mit Brie Larson, der sich jedoch in der zweiten Hälfe gänzlich mit den vielfältigen Folgen der Entführung auseinandersetzt. Ein solcher Tiefgang hätte hier vielleicht noch Wunder bewirken können.
So bleibt DAS ERWACHEN DER JÄGERIN leider nur überraschungsarmes Thrillerkino, das dafür aber mit einer starken Daisy Ridley und wirklich starken Landschaftsaufnahmen punkten kann.
The Marsh King's Daughter (USA 2023)
109 Minuten
Krimi / Drama / Thriller
Neil Burger
Elle Smith, Mark L. Smith
Daisy Ridley, Ben Mendelsohn, Garreth Hedlund, Brooklynn Prince, Caren Pistorius, Gil Birmingham, Joey Carson, Dan Abramovici, Sophia Walker
Tobis Film GmbH & Co. KG