Dalíland

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Er war einer der schillerndsten Künstler des 20. Jahrhunderts: der spanische Maler Salvador Dalí. Die kanadische Regisseurin Mary Harron („American Psycho“) und ihr Drehbuchautor (und Ehemann) John C. Walsh haben mit DALILAND ein ungewöhnliches Biopic vorgelegt, das uns in die magische Welt des Ausnahme-Genies einführt. Surrealismus – das war natürlich Dalí!

Im spektakulären Kurzfilm „Der andalusische Hund“ war er der Berater von Luis Bunuel – wer denkt da nicht an das durchgeschnittene Auge? In Hitchcocks Thriller „Ich kämpfe um dich“ (Original: „Spellbound“) inszenierte er die grandiose Traumsequenz, die Gregory Peck entlastete. Aber natürlich kennen wir ihn vor allem als Meister der zerlaufenden Uhren und Giraffen mit Schubladen – er hatte unser aller Sichtweisen auf den Kopf gestellt.

In DALILAND wählte Regisseurin Mary Harron ganz bewusst nur einen kleinen Teil von Dalís Leben aus. Sie zeigt den Maler (Ben Kingsley) bei seinen rauschenden Partys in New York Mitte der 1970er-Jahre. Immer dabei: seine Frau und Muse Gala (Barbara Sukowa) – aber auch der Star der damaligen Szene, Amanda Lear (Andreja Pejić).

Mary Harron zeigt uns einen Künstler, der nur noch von seinem einstigen Ruhm lebt und daran zerbricht. Der dominanten Gala, die weiß, was sie will, kann er nichts entgegensetzen. Und diese Rolle zieht Barbara Sukowa gnadenlos durch! Ben Kingsley spielt diesen genialen Mann, der gegen seine Frau keine Chance hat – und er akzeptiert seine (zweite) Rolle. Das ist große Schauspielkunst!

Ein Künstler-Porträt ohne Bilder: Während des ganzen Films schafft es Regisseurin Mary Harron, uns das Werk von Salvador Dalí näher zu bringen, ohne die Gemälde zu zeigen. Das verlangt Mut: Dalís berühmtestes Kunstwerk wird so beschrieben, das ein Camembert zerläuft. Aber es ist „nur“ eine Uhr!