City of Darkness

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Auf spektakuläre Weise lässt der chinesische Regisseur Soi Cheang mit seinem Action-Thriller CITY OF DARKNESS die große Ära des Hongkong-Kinos noch einmal aufleben. Hier ist alles gewaltig, hochdramatisch und spannungsvoll aufgeladen. Dieser Film vibriert – und das 126 Minuten lang!

Hongkong in den 1980er-Jahren – als Enklave an der Grenze zu China noch in britischer Hand. Der Bezirk Kowloon Walled City ist ein gesetzloses Niemandsland, das von gefürchteten Triaden beherrscht wird. In diesem Hochhauskomplex leben rund 33 000 Menschen auf engstem Raum. Diese Walled City galt damals als Ort mit der höchsten Bevölkerungsdichte auf der Welt. In diesem Mega-Slum regierten Dreck und Gewalt. Umgangssprachlich wurde dieser Bezirk die „Stadt der Dunkelheit“ genannt.

Dort landet der aus China geflüchtete Chan Lok Kwan (Raymond Lam). Mit illegalen Kämpfen versucht er, Geld für gefälschte Ausweispapiere aufzutreiben. Dabei legt er sich mit dem Triaden-Boss Mr. Big (Sammo Hung) an und wird von ihm übers Ohr gehauen. Aus Rache klaut er ihm einen Sack mit Kokain und versteckt sich im Labyrinth der Walled City, wo ihn der als Barbier arbeitende Gang-Boss Tornado (Louis Koo) unter seine Fittiche nimmt. In diesem gesetzlosen Slum gilt nur das Wort des unerbittlichen Tornado. Mit drei Gleichgesinnten, mit denen er sich angefreundet hat, will nun Chan die Triaden von Mr. Big und Tornado gegeneinander ausspielen. Ein mörderischer Kampf beginnt…

Der unheimliche Schauplatz wirkt, als ob er einem dystopischen Science-Fiction-Kracher entsprungen ist. Doch die Walled City hat damals wirklich so ausgesehen. Wir blicken auf eine schreckliche Gegend kurz vor dem Umbruch und vor der Übernahme Chinas. In den engen, dunklen Gassen hängen überall Kabel heraus, hier wird an jeder Ecke gekocht und ums nackte Überleben gefightet – dieses unvorstellbare Labyrinth ist ein wahr gewordener Albtraum. Und mittendrin der tapfere, geschundene Chan, der auf ein besseres Leben hofft…

In CITY OF DARKNESS ist alles eine Nummer größer und hässlicher. Die grandios inszenierten Martial-Arts-Sequenzen sind auf dem neuesten Stand – hier verbeugt sich Regisseur Soi Cheang vor den großen Meistern des Hongkong-Kinos eines John Woo oder Johnnie To. Diese meisterliche Hommage verdient jeden Zuschauer.