Der Film von Julian Radlmaier hat leider einen riesigen Fehler. Der Untertitel von BLUTSAUGER lautet „Eine marxistische Vampirkomödie“. Und das stimmt nicht. Es ist keine Komödie, es ist kein Vampirfilm und mit Marxismus hat das alles nichts zu tun. Sorry!
1928: Die exzentrische deutsche Adlige und Fabrikbesitzerin Octavia Flambow-Jansen (Lilith Stangenberg) gewährt dem sowjetischen Arbeiter Ljowuschka (Alexandre Koberidze) politisches Asyl an ihrem Ostsee-Badeort bei Rostock. Er sollte für einen Film von Eisenstein die Rolle von Trotzki übernehmen, doch Stalin hatte die Rolle entfernt. Und so hängt der Russe zwischen Leningrad und Hollywood herum, ohne zu wissen, wohin er will. Was er nicht weiß: Octavia ist eine Vampirin, die gerne in Hälse beißt.
Doch diese Vampir-Sequenzen finden eher am Rande statt. Das ist offenbar nicht wichtig. Ebenso wie Marx. In der ersten Szene werden Marx-Zitate rezitiert, das gilt auch für die Schlusssequenz. Doch dazwischen müssen wir uns mit obskuren Beziehungsdramen herumquälen, die niemanden interessieren. Was besonders tragisch ist: Regisseur Julian Radlmaier hat kein Gespür für Dialogdramaturgie und Personenführung. Vieles wirkt, als ob er einer Laien-Spielschar Anweisungen gibt – obwohl auch Corinna Harfouch eine Nebenrolle übernommen hat. Wie gut sie ist, merkt man hier nicht.
Die Ansätze sind da – doch das Ergebnis ist enttäuschend. Man spürt, was der Regisseur wollte. Aber herausgekommen ist ein 128 Minuten (!) langer Film, der wohl jeden von uns tierisch langweilt. Hier wurde das Potenzial extrem verschenkt.
Blutsauger (Deutschland 2019)
128 Minuten
Komödie / Historie / Romanze
Julian Radlmaier
Julian Radlmaier
Alexandre Koberidze, Lilith Stangenberg, Alexander Herbst, Corinna Harfouch, Andreas Döhler, Daniel Hoesl, Mareike Beykirch, Kyung-Taek Lie, Darja Lewin Chalem
Grandfilm GmbH