Blue Jean

Gründer und Chefredakteur von nochnfilm.de. Fan der kleinen, aber äußerst feinen Filme. Zwischendurch darf es auch gerne mal ein Blockbuster sein. In allen Genres zu Hause, aber ständig auf der Suche nach dem nächsten Lieblingsfilm.

Als in England 1988 unter Margaret Thatcher ein Gesetz verabschiedet wird, das „die Förderung von Homosexualität“ unter Strafe stellt, kämpft eine junge Sportlehrerin mit sich selbst. In ihrem Regiedebut BLUE JEAN zeigt Georgia Oakley diese Geschichte mit eindrucksvollen Bildern.

Im Jahre 1988 sieht sich die Sportlehrerin Jean (Rosy McEwen) dazu gezwungen, sich selbst zu verleugnen. Gerade erst hatte die konservative Regierung unter Margaret Thatcher „Section 28“ verabschiedet, ein Gesetz, dass „die Förderung von Homosexualität“ verbietet. Aus diesem Grund darf natürlich niemand erfahren, dass Jean lesbisch ist, schließlich könnte sie ihren Job verlieren. Unterstützung erhält sie zwar von ihrer Partnerin Vic (Kerry Hayes), die würde sich jedoch etwas mehr Mut von Jean wünschen. An den Wochenenden tauchen die beiden in das queere Nachtleben von Newcastle ein, bis Jean dort auf ihre Schülerin Lois (Lucy Halliday) trifft. Aus Angst davor, enttarnt zu werden, setzt Jean alles daran, ihr Geheimnis zu bewahren…

Georgia Oakley fängt in BLUE JEANS mit körnigen Bilder den Hauch der 1980er Jahre ein. Für die Engstirnigkeit der Gesellschaft findet sie dabei eindrucksvolle Bilder, schließlich wurden Lesben und Schwule seinerzeit mit Pädophilen gleichgesetzt. Es ist erschreckend, wie viele queere Leben in dieser Zeit gefährdet oder gar zerstört worden sind. Noch schlimmer ist jedoch, dass das Thema in der heutigen Zeit wieder aktueller denn je ist. Umso wichtiger sind Filme wie BLUE JEAN, die vielleicht vor 35 Jahren spielen, in ihrer Brisanz aber leider aktueller denn je sind.

Oakley zeigt aber etwas Positives: die widerspenstige queere Szene, die sich durch die Oppression erst recht zum Widerstand gegen die Eiserne Lady formierte.

BLUE JEAN feierte seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Venedig und erhielt dort den Publikumspreis in der Sektion „Giornate degli Autor“. Bei den British Independent Film Awards 2022 war der Film gleich in 13 Kategorien nominiert und ging am Ende mit vier Preisen nach Hause, darunter dem für die beste Hauptdarstellerin für Rosy McEwen. In Deutschland feierte BLUE JEAN im Juni 2023 beim Filmfest Emden-Norderney Premiere.