Schon lange nicht mehr fühlte sich ein Vampirfilm so erfrischend neu und visionär an wie BLOOD & SINNERS von Ryan Coogler. Ein beeindruckendes Meisterwerk auf so vielen Ebenen…
Als die beiden Zwillingsbrüder Smoke (Michael B. Jordan) und Stack (ebenfalls Michael B. Jordan) 1932 in ihre Heimatstadt in den Südstaaten zurückkehren, hoffen sie auf einen Neuanfang. In Chicago hatten sie für den Gangsterboss Al Capone gearbeitet, sagt man sich. Mit einer Wagenladung Alkohol und jeder Menge Ideen kaufen Sie sich erstmal eine alte Mühle, die sie zu einem Juke Joint umbauen, einem Treffpunkt für Farbige in den 1930er-Jahren, in denen der Alkohol in Mengen fließt und die Menschen zu Blues-Musik das Tanzbein schwingen. Doch auch die Ex-Freundinnen der der Zwillinge (Hailee Steinfeld & Wunmi Mosaku) wollen beschäftigt werden. Für die Eröffnungsparty gewinnen die beiden zudem den jungen und begnadeten Musiker Sammie (Miles Caton), auch bekannt als „Preacher Boy“, dem Sohn des ortsansässigen Pfarrers. Zwar warnt ihn sein Vater immer wieder: „Wenn du ständig mit dem Teufel tanzt, dann folgt er dir eines Tages nach Hause“, doch das interessiert ihn herzlich wenig. Und obwohl es den Ku-Klux-Klan nicht mehr gibt, müssen die Betreiber gleich in der ersten Nacht feststellen, dass es eine neue Bedrohung in der Stadt gibt: Die weißen Mitbürger, die gleich am ersten Abend um Einlass bitten, entpuppen sich nämlich als blutrünstige Vampire…
BLOOD & SINNERS sollte man unbedingt auf der größtmöglichen Leinwand und mit dem besten Soundsystem sehen – selten war diese Aussage zutreffender als bei diesem Film. Denn was Autor und Regisseur Ryan Coogler („Fruitvale Station“, „Black Panther“, „Creed – Rocky‘s Legacy“) hier geschaffen hat, ist schlichtweg sensationell. Der Film basiert auf keiner Literaturvorlage, sondern entsprang gänzlich dem Geiste Cooglers – vielleicht wirkt BLOOD & SINNERS genau deswegen so erfrischend anders. Ich hatte tatsächlich nach langer Zeit mal wieder das Gefühl, etwas vollkommen Neues zu entdecken.
Ryan Coogler nimmt sich enorm viel Zeit, um seine Geschichte zu erzählen, 138 Minuten, um genau zu sein. Dass BLOOD & SINNERS trotzdem keine Sekunde zu lang ist, ist dabei ein erfreulicher Nebeneffekt. Bevor es überhaupt einen Schwenk in Richtung Vampirfilm gibt, erzählt der Film ausführlich die Rückkehr der beiden Brüder, nimmt ihre dadurch wieder aufflammenden Beziehungen (gespielt von Hailee Steinfeld und Wunmi Mosaku) unter die Lupe und etabliert die restlichen Figuren. Zwar ist es für uns Zuschauer nicht immer leicht zu erkennen, welchen der Brüder Michael B. Jordan gerade spielt, aber ehrlicherweise ist das auch nicht so wirklich wichtig für das Verständnis.
Für die eindrucksvolle Musik des Films zeichnet sich der in Schweden geborene zweifach Oscar-prämierte Komponist, Musik-Produzent und Songschreiber Ludwig Göransson verantwortlich. Seinen Höhepunkt erreicht der Film während der Eröffnungsnacht, wenn der gesamte Juke Joint förmlich explodiert. In einer irren Plansequenz fliegt die Kamera durch die feiernde Menge und setzt in Bilder um, was uns die Erzählstimme offenbart: „Der Legende nach gibt es Künstler, deren Musik so rein ist, dass sie die Kraft besitzt, die Grenze zwischen Leben und Tod zu überwinden“. Das trifft offenbar auf den jungen Sammie zu, denn plötzlich gesellen sich zu den klassischen Bluesmusikern u.a. auch eine E-Gitarre und ein DJ. Und der Song „I Lied to You“ aus der Feder Göranssons, den der Sohn des Pfarrers hier zum Besten gibt, passt hier wie die Faust aufs Auge.
Gedreht wurde BLOOD & SINNERS übrigens in Ultra Panavision 70, sowie ausgewählte Szenen zusätzlich mit IMAX-Kameras. Das führt zu gestochen scharfen Bildern, die besonders auf großen Leinwänden ihre gesamte Kraft entfalten. Mit Autumn Durald Arkapaw stand hier zum ersten Mal eine Frau hinter einer IMAX-Kamera und wie sie hier die Bilder einfängt, kann man nur als sensationell bezeichnen.
Ryan Coogler standen angeblich 80 Millionen US-Dollar zur Verfügung, die er dann noch einmal um 10 Millionen US-Dollar überzog. Das berichtet zumindest das US-Branchenblatt Variety. Dass der größte Teil davon in eindrucksvolle Sets floss, merkt man dem Film deutlich an. Die wenigen Special Effects sind hingegen sehr zurückhaltend, aber dennoch eindrucksvoll eingesetzt.
Alle diese Punkte machen in Summe den besonderen Reiz von BLOOD & SINNERS aus, der den blutigen Teil seines Titels übrigens nur im deutschsprachigen Raum erhalten hat. Im Original heißt er einfach nur SINNERS. Wer sich also endlich einmal wieder so richtig flashen lassen möchte, dem sei dieser Film ganz besonders ans Herz gelegt. Aber selbst wenn man dem Vampirfilmgenre bislang nicht wirklich zugewandt war, lohnt sich das Lösen eines Kinotickets ungemein. Solche imposanten Bilder wird man so schnell vermutlich nicht wieder sehen!
Kleiner Tipp am Rande: Am Ende bitte unbedingt sitzenbleiben, denn der Film spannt den Bogen tatsächlich noch bis ins Jahr 1992! Aber mehr sei an dieser Stelle nicht verraten…
Sinners (USA 2025)
138 Minuten
Action / Horror
Ryan Coogler
Ryan Coogler
Autumn Durald Arkapaw
Michael B. Jordan, Hailee Steinfeld, Miles Caton, Jack O’Connell, Wunmi Mosaku, Jayme Lawson, Omar Benson Miller, Delroy Lindo
Warner Bros. Entertainment GmbH