Nach fünf Tagen ist für mich beim BFI London Film Festival bereits wieder Schluss. Allerdings stand heute noch der absolute Höhepunkt an: Ich durfte die zauberhafte Saoirse Ronan, sowie den Regisseur John Crowley zum Interview treffen. Filmisch gab es für mich noch THE LADY IN THE VAN, sowie THE ENDLESS RIVER zu sehen.
Großbritannien 2015 | 104 min | Farbe | Centrepiece Gala Supported by the Mayor of London
Regie: Nicholas Hytner
Drehbuch: Alan Bennett
Darsteller: Maggie Smith, Alex Jennings, Jim Broadbent, Frances De La Tour, Roger Allam
Wir befinden uns am Ende der 1960er Jahre und der Schriftsteller Alan Bennett (Alex Jennings) ist gerade in die Gloucester Crescent in Camden gezogen. Kurz darauf trifft er auf Miss Shepherd (Maggie Smith), eine mittellose und jähzornige alte Dame, die in ihrem Lieferwagen auf der Straße lebt. Als sie die Gastfreundschaft der Anwohner überstrapaziert, bietet Bennett ihr an, „vorübergehend“ auf seiner Auffahrt zu parken, bis sie ihre Angelegenheiten geregelt hat. Doch Miss Shepherd bleibt für geschlagene fünfzehn Jahre. Diese Begegnung, die als widerwillig gewährter Gefallen begann, entwickelte sich zu einer innigen Freundschaft, die die Leben der beiden für immer veränderte.
Was für eine Perle von einem Film! Maggie Smith liefert hier eine solch wunderbare Performance ab, dass man sie trotz ihrer grantigen Figur ins Herz schließen muss. Dabei dürfte sie die Rolle in und auswendig kennen. Bereits 1999 spielte sie diese Rolle in der Theaterversion, die Regisseur Nicholas Hytner zusammen mit Alan Bennett auf die Bühne brachte. Maggie Smith spielt Miss Shepherd mit einer wunderbaren Mischungen aus Zerbrechlichkeit, Verrücktkeit und eisernen Reserver, die amüsant und verwüstend zugleich ist. THE LADY IN THE VAN ist ein unfassbar wundervoller Film. Bleibt zu hoffen, dass Sony Pictures diesen auch in Deutschland in die Kinos bringen wird. (4,5/5)
In der anschließenden Pressekonferenz hatte ich die Gelegenheit, Maggie Smith. sowie dem Regisseur Nicholas Hytner, dem Darsteller Alex Jennings, dem Autor Alan Bennett und dem Produzenten Kevin Loader eine Frage zu stellen. Da es in THE LADY IN THE VAN im Prinzip ja auch darum geht, ein Zuhause zu haben (selbst wenn es nur ein Lieferwagen ist), war meine Frage, was es den Anwesenden selbst bedeutet, ein Zuhause zu haben. Zu sehen etwa ab Minute 23:32 im nachfolgenden Video.
Südafrika / Frankreich 2015 | 110 min | Farbe | Sektion: Dare
Regie: Oliver Hermanus
Drehbuch: Oliver Hermanus
Darsteller: Nicolas Duvauchelle, Crystal-Donna Roberts, Clayton Evertson
In einer kleinen Stadt in Südafrika kehrt ein Mann nach einer vierjährigen Haftstrafe zurück nach Hause. Tiny, seine Frau, qäult sich mit der Tatsache, dass die beiden nicht in der Lage sind, sich wieder anzunähern. In der Zwischenzeit ist der fanzösische Auswanderer Gilles am anderen Ende der Stadt am Boden zerstört durch den brutalen Mord an seiner Frau und seinen Kindern. Vereint in ihrem Leid bilden Tiny und Gilles eine ungleiche Verbindung und versuchen, sich gegenseitig zu helfen und zu stützen.
Die eindrucksvolle Eröffnungssequenz legt noch die Vermutung nahe, dass es sich hier um eine Art Hommage an einen typischen Hollywood-Western handelt. Doch schnell wird klar, dass sich Regisseur Oliver Hermanus hier in eine ganz andere Richtung bewegt. Auch wenn man sich manches Mal wünscht, er hätte sich ein wenig mehr getraut, bleibt am Ende zumindest ein solider Film zurück. (3/5)