Am vierten Tag steht dann endlich der Film auf dem Plan, wegen dem ich in erster Linie am BFI London Film Festival 2015 teilnehme: BROOKLYN. Nach diesem Meisterwerk, zu dem ich morgen die Hauptdarstellerin Saoirse Ronan und den Regisseur John Crowley zum Interview treffe, folgen dann noch zwei herbe Enttäuschungen: NASTY BABY und CEMETERY OF SPLENDOUR.
Großbritannien / Kanada / Irland 2015 | 112 min | Farbe | The May Fair Hotel Gala
Regie: John Crowley
Drehbuch: Nick Hornby, nach dem Roman von Colm Tóibín
Darsteller: Saoirse Ronan, Domhnall Gleeson, Emory Cohen, Jim Broadbent, Julie Walters
Eilis Lacey (Saoirse Ronan), eine junge irische Immigrantin, versucht in den 1950er Jahren in Brooklyn Fuß zu fassen. Von den Versprechungen Amerikas angelockt, verlässt Eilis nicht nur Irland, sondern auch das behagliche Heim ihrer Mutter, um in New York ein neues Leben zu beginnen. Anfangs leidet die junge Frau unter großem Heimweh, doch das verfliegt schnell als sie sich von einer Liebesromanze mitreißen lässt. Aber schon bald wird ihr neues Leben auf eine harte Probe gestellt und sie muss sich nicht nur zwischen zwei Ländern, sondern auch zwischen zwei ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen entscheiden.
Saoirse Sonan hat schon häufig bewiesen, dass sie zu den vielversprechendsten Nachwuchsdarstellerinen zählt. Mit BROOKLYN zeigt die 21-jährige jedoch, dass sie weitaus mehr ist, als das: sie hat sich zu einer beeindruckenden und übermäßig talentierten Schauspielerin entwickelt, die jeden noch so schweren Stoff tragen kann. Sie immer noch als Nachwuchs zu bezeichnen, wäre eine bodenlose Frechheit.
Ronan trägt den Film mit einer solchen Eleganz, dass es eine wahre Freude ich, ihr zuzusehen. Nach diesem filmischen Meisterwerk freue ich mich jetzt umso mehr, sie morgen zum Interview treffen zu dürfen.
USA / Chile / Frankreich 2014 | 100 min | Farbe | Sektion: Debate
Regie: Sebastián Silva
Drehbuch: Sebastián Silva
Darsteller: Sebastián Silva, Kristen Wiig, Tunde Adebimpe
Der erfolgreiche Künstler Freddy (Sebastián Silva) hat sich mit seinem Freund MO (Tunde Adebimpe) glücklich in Brooklyn niedergelassen. Jetzt bereiten sich beide darauf vor, mit ihrer besten Freundin Polly (Kristen Wiig) ein Kind zu haben. Doch wer soll Polly schwängern? Und was macht Mos konservative Familie aus der ganzen Geschichte? Und wie gehen sie mit ihrem extrem störenden Nachbarn um? Alle diese Fragen stellen Freddys aktuelle Arbeit für eine große Galerie, sowie seine ständige Angst vor einer Abschiebung in den Schatten…
Eigentlich ist Kristen Wiig bislang immer ein Garant für einen guten Film. NASTY BABY bildet da aber leider ein riesige Ausnahme. Die Geschichte um dieses Dreiergespann ist so belanglos, dass man als Zuschauer schnell das Interesse an den Figuren verliert. Die ständigen Diskussion gehen beim weiteren Filmverlauf mehr und mehr auf die Nerven und man fragt sich, warum z.B. die Figur des Unruhe stiftenden Nachbarn überhaupt vorhanden ist, wenn sie doch zur eigentlichen Handlung überhaupt nichts beiträgt. So wirkt NASTY BABY irgendwie verloren und unnötig. (1/5)
Thailand / Großbritannien / Frankreich 2015 | 122 min | Farbe | Official Competition
Regie: Apichatpong Weerasethakul
Drehbuch: Apichatpong Weerasethakul
Darsteller: Jenjira Pongpas Widner, Jarinpattra Rueangram, Banlop Lomnoi
In einer früheren Schule, jetzt als Klinik genutzt, liegen Soldaten, die an einer mysteriösen Schlafkrankheit leiden. Zwei Frauen, Jenjira und Keng, wachen mit besonderer Sorgfalt über die schlafenden Männer. Keng hat die Fähigkeit, Gedanken und Erinnerungen der Schlafenden zu lesen und mit ihren Angehörigen zu kommunizieren. Ärzte erkunden derweil Möglichkeiten mit Lichttherapie, die unruhigen Träume der Männer zu erleichtern. Als Jen bei einem Soldaten ein Notizbuch mit fremden Schriften und kryptischen Skizzen entdeckt, deutet einiges auf einen Zusammenhang zwischen dem rätselhaften Schlaf-Syndrom der Soldaten und dem mythischen alten Ort hin, der unterhalb der Klinik liegt.
Wie ich bereits am gestrigen Tag erwähnte, liegen mir die asiatischen Filme irgendwie nicht so recht am Herzen. Genauso geht es mir aber auch, wenn ein Film in esoterische Gefilde abdriftet. Warum ich mit also diesen Film hier überhaupt ausgewählt habe, mag sicherlich an mangelden Alternativen gelegen haben. Nichtsdestotrotz hätte ich die Zeit vermutlich einfach anders nutzen sollen. Dieser Film hat mich so sehr genervt, dass ich ihn nach etwa einer Stunde verlassen habe. Wer mich kennt, weiß, dass ich so etwas in der Regel überhaupt nicht mache. Aber irgendwann reißt auch bei mir der Geduldsfaden. (0,5/5)