Direkt im Anschluss an das Filmfest Hamburg 2015 ging es weiter zum BFI London Film Festival in die britische Hauptstadt. Am ersten Tag standen dann aber erst einmal nur zwei Filme auf dem Programm: der Eröffnungsfilm SUFFRAGETTE und THE WAIT.
Großbritannien 2015 | 106 min | Farbe | Opening Night Gala
Regie: Sarah Gavron
Drehbuch: Abi Morgan
Darsteller: With Carey Mulligan, Helena Bonham Carter, Anne-Marie Duff, Brendan Gleeson, Ben Whishaw, Meryl Streep
1903 gründete Emmeline Pankhurst (MERYL STREEP) in Großbritannien die „Women’s Social and Political Union“, eine bürgerliche Frauenbewegung, die in den folgenden Jahren sowohl durch passiven Widerstand, als auch durch öffentliche Proteste bis hin zu Hungerstreiks auf sich aufmerksam machte. Neben dem Wahlrecht kämpften sie für die allgemeine Gleichstellung der Frau und für heute so selbstverständliche Dinge wie das Rauchen in der Öffentlichkeit. Die sogenannten „Suffragetten“ waren teilweise gezwungen in den Untergrund zu gehen und ein gefährliches Katz und Maus-Spiel mit dem immer brutaler zugreifenden Staat zu führen. Es waren größtenteils Arbeiterfrauen, die festgestellt hatten, dass friedliche Proteste keinen Erfolg brachten. In ihrer Radikalisierung riskierten sie alles zu verlieren – ihre Arbeit, ihr Heim, ihre Kinder und ihr Leben. Maud (Carey Mulligan) war eine dieser mutigen Frauen.
Gleich mit dem Eröffnungsfilm legt das BFI London Film Festival einen Meilenstein vor. Regisseurin Sarah Gavron zeigt mit SUFFRAGETTE ein eindrucksvolles und spannendes Drama über starke Frauen, die einen wichtigen Kampf um ihre Würde und Selbstbestimmung führen. Am 4. Februar 2016 ist dieser Film auch in den deutschen Kinos zu sehen. Eine ausführliche Kritik folgt zum Filmstart. (4/5)
Italien 2015 | 100 min | Farbe | First Feature Competition
Regie: Piero Messina
Drehbuch: Giancomo Bendotti, Ilaria Macchia, Andrea Paolo Massara, Piero Messina
Darsteller: Juliette Binoche, Lou de Laâge, Giorgio Colangeli
Nach einem Todesfall in der Familie muss die trauernde Anna (Juliette Binoche) aus sich herauskommen, als plötzliche Jeanne (Lou de Laâge), die entfremdete Verlobte ihres Sohnes vor der Tür steht. Allerdings sieht sie sich nicht in der Lage, dem jungen Mädchen von der schrecklichen Tragödie zu erzählen. Also tut sie so, als würden alle auf die Ankunft des Sohnes warten und ermutigt Jeanne, ihre Gastfreundschaft zu genießen, obwohl ihr durchaus bewusst ist, dass die Wahrheit früher oder später ans Licht kommen wird. Über den Verlauf einiger Tage entwickelt sich ein emotionsreiches Drama, bei dem Jeanne die Mutter ihres Freundes zu verstehen und herauszufinden, was wirklich passiert ist.
Juliette Binoche ist hier neben einem ebenfalls herausragenden Ensemble in einem fein nuancierten Drama zu sehen, das sehr viel Zeit braucht, um in Fahrt zu kommen. Wenn man sich als Zuschauer jedoch auf die Langsamkeit des Films einlässt und sich von den tiefgründigen Figurenzeichnungen leiten lässt, dann wird man mit einem wunderbaren Film belohnt. Kaum zu glauben, dass dieser Film das Regiedebut von Piero Messina darstellt. (4/5)