Die USA 1973: in einer aufgewühlten Zeit, in der durch die Frauenbewegung und die sexuelle Revolution das traditionelle Geschlechterverhältnis in Frage gestellt wird, entwickelt sich der zwischen der weltweiten Nr. 1 des Damentennis, Billie Jean King (Emma Stone), und dem Ex-Tennischampion und notorischen Zocker Bobby Riggs (Steve Carell) zum meist gesehenen Sportevent der Fernsehgeschichte – zum „Battle of the Sexes“, dem „Kampf der Geschlechter“, bei dem weltweit 90 Millionen Zuschauer mitfieberten.
Doch während sich die beiden Rivalen inmitten der medialen Hysterie auf das Match vorbereiten, müssen sie weit komplexere Kämpfe mit sich selbst ausfechten. King, ein äußerst zurückhaltender Mensch, streitet nicht nur für Gleichberechtigung, sondern muss sich über ihre eigene Sexualität klar werden, als sie entdeckt, dass sie für ihre Vertraute Marilyn Barnett (Andrea Riseborough) mehr als nur Freundschaft empfindet. Und Briggs, einer der ersten Selfmade-Promis des Medienzeitalters, kämpft mit dem Dämon der Spielsucht, der sein Familienleben und seine Beziehung zu Ehefrau Priscilla beeinträchtigt. Billies und Bobbys „Battle of the Sexes“ war ein historisches Ereignis, dessen Ausstrahlung über den Tennisplatz hinaus, von Schlafzimmern bis in Vorstandsetagen, für heiße Diskussionen sorgte – und dessen Echo noch heute nachhallt.
Wenn die Lieblingsregisseure einen neuen Film drehen, dann erwartet man natürlich nur das Beste. Und wenn das dann mit BATTLE OF THE SEXES – GEGEN JEDE REGEL auch noch übertroffen wird, dann ist die Welt in Ordnung.
Vor elf Jahren brachten Valerie Faris und Jonathan Dayton mit LITTLE MISS SUNSHINE einen meiner absoluten Lieblingsfilme heraus. Sechs Jahre später kreierten beide die unglaubliche Welt der RUBY SPARKS. Jetzt, fünf Jahre später, kehren sie mit BATTLE OF THE SEXES – GEGEN JEDE REGEL wieder zurück. Offenbar braucht man diese lange Zeit, um einen guten und ehrlichen Film zu drehen.
„Wir wünschten, wir könnten sie schneller machen“, so Jonathan Dayton im Interview mit nochnfilm.de, „aber manchmal sind die Filme einfach noch nicht bereit, gemacht zu werden“. Außerdem sei die Zeit etwas, das in ihrem Business nicht ausreichend geschätzt wird, so Valerie Faris.
Doch was macht die Film von Faris und Dayton so besonders? Nun, das wird im aktuellen Film mehr als deutlich. Denn obwohl Billy Jean King den Chauvinismus ihres Gegners Bobby Riggs ablehnt, verliert sie niemals den Respekt vor ihm. Diesen gegenseitigen Respekt nicht zu verlieren, obwohl man sich vielleicht in elementaren Dingen nicht einig ist, ist etwas, dass in unser heutigen Gesellschaft immer mehr verloren geht. Um so wichtiger sind Film, in denen das nicht der Fall ist. „Wir brauchen nicht noch mehr Polarisierung. Billy Jean sagt im Film, dass man seinen Gegner immer respektieren niemals unterschätzen soll. Das ist gerade in der heutigen Welt so wichtig. Wir haben Donald Trump unterschätzt und jetzt ist er unser Präsident“ so Dayton im Interview.
So mag BATTLE OF THE SEXES – GEGEN JEDE REGEL vielleicht ein Film über ein Tennismatch sein, dass vor 44 Jahren stattgefunden hat, die Botschaft könnte jedoch nicht aktueller sein. Valerie Faris und Jonathan Dayton verstehen es wie kaum ein anderer Regisseur, die Menschlichkeit in den Mittelpunkt ihrer Filme zu stellen. Wenn man die beiden kennenlernt, merkt man sehr schnell, dass das ein besonderes Anliegen ist. Wenn wir mehr Menschen wie sie in der Filmbranche hätten, die nicht nur das Filmemachen an sich verstehen, sondern auch den respektvollen Umgang miteinander – was wäre die (Film-) Welt doch für ein schöner Ort. So müssen wir jetzt halt wieder fünf Jahre auf den nächsten Film warten. Aber wenn das bedeutet, dass uns das erneut einen wunderbaren Film beschert, dann warte ich auf jeden Fall sehr gerne darauf.
Beim Filmfest Hamburg hatte ich die Gelegenheit, mit Valerie Faris und Jonathan Dayton über ihren Film, aber auch über viele andere Dinge, zu sprechen.
Battle of the Sexes (USA 2017)
121 Minuten
Drama
Valerie Farris, Jonathan Dayton
Simon Beaufoy
Emma Stone, Steve Carrell, Chris Evans, Sarah Silverman, Bill Pullman, Andrea Riseborough, Alan Cumming
Twentieth Century Fox of Germany GmbH